Kommentiert! (Weshalb ein Blog kein Oberseminar ist)

Bevor ich in den kommenden Beiträgen wieder zu soziologischen Beobachtungen komme, ist es mir ein Anliegen, noch einen weiteren Meta-Artikel abzusetzen. Und zwar zum Thema der Nichtnutzung der Kommentarfunktion aus Gründen der Zurückhaltung.

Ich selbst bin eine passive Blogleserin. Ich kommentiere selten und noch seltener schreibe ich mehr als eine Zeile Kommentar. Artikel, die mir gefallen, empfehle ich via Facebook oder Twitter weiter. Über Artikel, die mir missfallen, ärgere ich mich still oder lästere darüber in Personal Messages mit Freund*innen. Daher habe ich mich sehr über die vielen Kommentare, die ich bekomme, gefreut. Die Kommentarsituation ist aufregend, weil es schnelles Feedback gibt und ich mit Leuten diskutieren kann, deren theoretischen und praktischen Hintergrund ich nicht kenne, mit denen ich ohne diesen Blog vielleicht nie ins Gespräch gekommen wäre. Manche Menschen schreiben so bedacht und aufwändig, dass sie Stunden dafür gebraucht haben müssen. Das ist ein großes Geschenk. Ich war also von Anfang an sehr glücklich mit „meinen“ Kommentator*innen und habe mir gar nicht weiter Gedanken dazu gemacht…

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Für mehr #Soziologie auf Twitter #2

Zunächst will ich schreiben, wie sehr ich mich über all die #Soziologie-Tweets gefreut habe. Ich habe aufgegeben, die Posts, zu zählen, von der mageren Ausbeute vor einer Woche sind wir aber meilenweit entfernt. Außerdem findet sich auf der DGS-Seite nun ein Reiter (wenn sie etwas runterscrollen und den Blick rechts ausrichten, sehen sie ihn), der die #soziologie-Posts für all jene dokumentiert, die keinen Twitterzugang haben oder haben wollen. Très chic. In diesem Beitrag will ich – bevor ich mich in den nächsten Tagen wieder anderen Themen zuwende – einige der in der angeregten Diskussion in den Kommentaren zum ersten Beitrag gefallenen Argumente versammelt aufgreifen. Ich will dabei nochmal präziser herausarbeiten, weshalb ich der Meinung bin, dass Soziologinnen und Soziologen von der Beschäftigung mit Social Media profitieren können.

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Für mehr #Soziologie auf Twitter #1

Es ist nicht zu übersehen, dass die etablierte deutschsprachige Soziologie sich der Nutzung digitaler Medien weithin enthält. Ein Beispiel hierfür: die wenigen #Soziologie-Posts im Microblogging-Dienst Twitter. Twitter ist ein Medium, dass es ermöglicht, kurze Nachrichten von 140 Zeichen abzusetzen, mit Links und Hashtags (#-Zeichen) zu versehen. Der Hashtag #Soziologie ermöglicht es beispielsweise, alle Nachrichten, die so ausgezeichnet wurden, zu betrachten, #SozBlog wäre der Hashtag für diesen Blog. Die Nutzung des Hashtag ermöglicht es, auch Nachrichten von Nutzerinnen und Nutzern zu sehen, denen man nicht direkt „folgt“ – deren Nachrichten man also nicht abonniert hat. Ich selbst habe das Medium durch eine Forschungsarbeit über politische Kommunikation kennen gelernt und bin seither sehr fasziniert von seiner potentiellen Reichweite und Schnelligkeit.

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Nerds, Nerdettes #4 Die Nerdette (und zerstreute Tatsachen)

Nachdem bisher vor allem der Nerd im Vordergrund meiner Überlegungen stand – auf die Gender-Dimension nicht nur dieser, sondern auch vieler anderer Sozialfiguren wies ich bereits in einem früheren Post hin – wird es heute um die Nerdette gehen. Ich werde heute kein geschlossenes Argument präsentieren, sondern dazu einladen, die Geschlechtsdimension der Nerdiness als weibliche* Seite einer binär codierten Geschlechterunterscheidung (männlich/weiblich) zu debattieren.

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Nerds, Nerdettes #3 Provokation und Ächtung des Nerd

Könnte es sein, dass die Abwehr gegen die Piratenpartei mehr mit deren Nerdiness als mit Sachpolitik und Programmatik zu tun hat? Die harsche und oft recht emotional begründete Ablehnung der für ihr junges Alter doch vergleichsweise braven Partei wunderte mich schon 2009, als etablierte politische und publizistische Akteure erstaunlich heftig gegen sie zu polemisieren begannen. Doch dazu später mehr: Meine These für den heutigen Beitrag lautet, dass die Provokation, die die Piratenpartei für Manche darstellt, weniger in sachpolitischen Fragen oder in der politischen Konkurrenzsituation begründet liegt, als in der nerdiness der Partei.

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Nerds, Nerdettes #2 Die Anormalität des Nerd

Was bedeutet es, wenn Menschen von sich sagen: „Ich bin ein Nerd.“ Was bedeutet es, wenn Menschen über andere sagen: „Er/sie ist ein Nerd?“ Was bedeutet es, von „den Nerds“ im Plural zu sprechen? Mit dieser Frage will ich mich heute genauer auseinandersetzen.

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Nerds, Nerdettes #1 Eine begriffliche Invasion?

Ist der Nerd eine Sozialfigur, die interessant genug ist, um mit ihr eine Reihe von Blogbeiträgen im SozBlog zu eröffnen? Ich denke schon. In dem schönen Buch „Sozialfiguren der Gegenwart“ von Stephan Moebius und Markus Schroer (2010) tummeln sich unter anderen der Berater, der Hacker, der Amokläufer, der Dillettant und der Bürger/Weltbürger. Wutbürger und Nerd fehlen noch. Den Begriff nerd gibt es schon seit den 1950er Jahren. Er stammt ursprünglich aus einem Kinderbuch. Ab den 1980er Jahren wird er auch benutzt, um Hacker und andere computeraffine Männer zu labeln. In den 1990er Jahren taucht der Nerd vermehrt in amerikanischen Comedy-Serien auf – ich denke bspw. an Steve Urkel aus Familiy Matters.

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