Nachdem die Aufregung über den Auftakt verflossen war, begann der Freitag – der zweite Kongresstag, aber der erste mit ‚regulärem‘ Programm – mit neuen Aufgaben. Das Aufschließen der Gebäude und die Vorbereitung des Kaffees für die noch nicht ganz so wachen Teilnehmenden, war dabei die leichtere Übung. Bei all dem Trubel um die Eröffnungsveranstaltung hatten wir doch ganz vergessen, die Seminarräume mit den vorbereiteten Computern zu bestücken. Auch die diversen Materialien für Moderierende und Workshops lagen noch fein säuberlich gestapelt im Materiallager. Zunächst schien aber noch alles ganz glatt zu verlaufen: Vortragende, Moderierende, Materialien und Zuhörende fanden sich in den entsprechenden Räumen ein. Leider machte uns die zuvor noch getestete Technik einen Strich durch die Rechnung – Improvisieren war nun angesagt. Zum Glück ging es aber allen Anwesenden mehr um den Inhalt als um die Form, so dass ein größeres Drama ausblieb.
Die drei Panelslots mit jeweils zwei bis drei Panels verliefen insgesamt wie gewünscht: Die Vortragenden stießen auf ein neugieriges Publikum und wir konnten feststellen, dass keines der Negativszenarien, die wir im Moderationsworkshop noch befürchtet hatten eingetreten ist. Hinter den Kulissen ging es da noch ein wenig hektischer zu, schließlich mussten sowohl wir, als auch unsere Helfenden noch in die nicht ganz so alltägliche Rolle hineinfinden. Aufgrund einiger Krankheitsausfälle seitens der Vortragenden fiel uns außerdem die Aufgabe zu, Aushänge mit Änderungen und nicht stattfindenden Vorträgen aufzuhängen.
Zwischen den Panels konnten wir an allen Ecken angeregten Diskussionen über die zuvor gehörten Vorträge lauschen und freuten uns darüber, dass der Kongress auch Begegnungen forciert hat, mit denen niemand der Beteiligten gerechnet hatte, wie bspw. Treffen zwischen Personen, die gemeinsam begonnen haben zu studieren, sich aber seit mehreren Jahren nicht gesehen haben. Das sonnige Herbstwetter verleitete uns außerdem dazu, die zahlreichen Botengänge ein wenig auszudehnen und so zwischendurch ein wenig Sonne zu tanken.
Bedauerlicherweise musste Anne Waldschmidt bereits vor dem Kongress ihren Vortrag absagen müssen. Aber auch die Teilnehmenden, die sich eigentlich vorgenommen hatten ihrem Vortrag zu lauschen, stellten sich darauf ein, sich Bettina Heintz Vortrag anzuhören. Während Teile des Orgateams sich eine kurze Auszeit gönnen wollten, füllte sich der Hörsaal in welchem Bettina Heintz sprechen sollte. Nachdem fünf Minuten vor Vortragsbeginn die Referentin noch nicht im Hörsaal eingetroffen war, stieg nicht nur die Unruhe im Saal, sondern auch – oder vielleicht vor allem – die Nervosität beim Orgateam. Hecktisch griffen alle zum Smartphone, telefonierten was das Zeug hält und schauten e-Mail-Ordner durch: Wo ist Bettina Heintz? Für uns als Organisierende ein Horror-Szenario. Haben wir eine Mail überlesen? Steckt unsere Vortragende im Verkehr fest?
Während wir in solcherlei Krisen keinerlei Erfahrung hatten und in erster Linie damit beschäftigt waren Ruhe zu bewahren und die Situation in den Griff zu bekommen, besann sich Simon Scholz, der Bettina Heintz anmoderieren sollte, der Gelassenheit, die er sich beim Organisieren des SSK13 in Bamberg angeeignet hatte und beschäftigte die Teilnehmenden mit einer spontanen Power-Point-Karaoke um uns ein wenig Zeit zu verschaffen.
Es dauerte nicht lange bis wir schlussendlich des Rätsels Lösung hatten: Bettina Heintz steckte nicht irgendwo im Stau fest, sondern war leider ebenfalls krank. Soweit so gut. Ganz war unsere kleine Krise aber noch nicht ganz abgewendet, mussten wir doch den gespannten Zuhörenden noch erklären, dass sie auch Bettina Heintz nicht würden hören können. Obzwar enttäuscht nun keinen weiteren Vortrag gehört zu haben, ließen sich die Teilnehmenden aber nicht entmutigen und freuten sich umso mehr auf die in nunmehr weniger als einer Stunde beginnende Kongressparty.
Während die Kongressteilnehmenden sich bei der nahe gelegenen Party ein kühles Feierabendbier gönnten, begannen auch wir wieder ruhig zu werden. Was bis vor ein paar Minuten noch eine ausgewachsene Krise war, betrachteten wir nun mit einer neuen Gelassenheit: Das passiert eben und macht aus dem Kongress keinen Reinfall. Die noch vorhandene Anspannung nutzend, hatten wir gerade vor noch einen kleinen Teil der Vorbereitungen für den nächsten Tag vorzuziehen, als uns eine weitere Absage erreichte: Auch der Soziopod konnte leider nicht nach Tübingen kommen.
Obwohl wir gehofft hatten, nach all der Aufregung ebenfalls den Feierabend zu bestreiten, sammelten wir unsere Energie ein letztes Mal für diesen Tag und versuchten noch einen alternativen Vortrag zu organisieren. Ein halbes Dutzend Mails sowie etliche Telefonate später, kündigten wir einen etwas aus der Reihe tanzenden Vortrag an: Kai Freund, ein befreundeter Physiker, erklärte sich dazu bereit, am Samstag seine Erkenntnisse zur Raumfahrt in Entenhausen zum Besten zu geben.
Nun hatten auch wir uns den Feierabend wohl verdient.