Der Mai ist fast vorüber und es ist schon Halbzeit für meine Aktivität als SozBlogger. Die Konzentration auf das Bloggen fehlt häufig, zwischen Forschungsanträgen, die auf den Weg zu bringen sind, Lehrverpflichtungen und – in diesem Monat sehr intensiv – Veranstaltungsreihen in den jeweiligen Instituten. Zurzeit gestalte ich am Hamburger Institut eine Vortragsreihe „Hamburger Gespräche zur Zukunft der Arbeit“, in der die Juristin Eva Kocher sowie die Soziologinnen Kerstin Jürgens und Stefanie Hürtgen sowie der Soziologe Harald Wolf auftreten. Bislang hatten wir sehr interessante Abende mit einem weitgehend nicht-soziologischen Publikum. Aktuelle Forschungen werden vorgestellt, ein Versuch, öffentliche Soziologie zu praktizieren. Hierzu passt auch, dass am vergangenen Wochenende zum dritten Mal in Folge die Jahrestagung des Soziologischen Forschungsinstituts (SOFI) Göttingen stattfand. Auch hier ist die programmatische Absicht, die aktuelle Forschung des Instituts einer breiteren Öffentlichkeit nahezubringen.
Die Ökonomie der Aufmerksamkeit folgt ihrer eigenen Logik, aber es ist auch klar: es gibt eine begrenzte, aber doch sichtbare Öffentlichkeit, die ein deutlich erkennbares Bedürfnis nach soziologischer Information und Interpretation der Zeitläufte artikuliert. Es geht darum, zu wissen, was passiert und was noch passieren könnte. Und hier gibt es Erwartungen an die Soziologie. Die performative Seite unserer Disziplin ist gefordert – und klar wird dabei, wir benötigen Geschichten, über die zu diskutieren lohnt; Geschichten über den Gang der Dinge und über die Richtung, in der sich unsere Gesellschaften bewegen. Es geht dabei immer wieder um den Dreiklang von Ideen, Interessen und Institutionen. Aber dazu im Laufe dieses Blogs noch einmal mehr …
Eine kurze Bilanz zum Ende der ersten Halbzeit: Es ist mir wichtig, die Aufmerksamkeit für aus meiner Sicht interessante Autorinnen und Autoren wach zu halten, zum Beispiel für Hans Paul Bahrdt oder Cornelia Vismann. Im Sinne einer Ökonomie der Aufmerksamkeit sind hier Bestände und Erinnerungen zu sichern – an Personen und an Themen, die mit diesen Personen verknüpft sind. Zum anderen möchte ich Forschungsdesiderata oder auch Forschungsnotwendigkeiten benennen: so im Falle der Diskussion um das Verhältnis von Recht und Gesellschaft, um Recht als soziale Beziehung und Praxis, um Rechtsdurchsetzung und Rechtsverwirklichung.
Hier sind keine Forschungsprogrammen zu formulieren, jedenfalls nicht in einem SozBlog, sondern begriffliche und thematische Aufmerksamkeiten zu organisieren. In diesem Zusammenhang (Recht, Staat, Gesellschaft) sehe ich auch die Chance, den Begriff der Öffentlichkeit aufzugreifen, der ja – ähnlich dem Recht- ein weites Themenfeld eröffnet. Die Frage nach den öffentlichen Gütern scheint mir hier in besonderer Weise von Interesse zu sein! Fortsetzung folgt!