Da stehe ich also, an der Straßenecke in Sarajevo, in einer Konferenzpause, und starre auf die Tafel, die daran erinnert, dass hier Gavrilo Princip das Thronfolger-Ehepaar ermordet hat. Es hat – ungewöhnlich für Mitte Mai – in den letzten Tagen geschneit, es ist unangenehm nass und kalt. Es war ein Zufall, damals: Das Bombenattentat war schiefgegangen, Princip war schon auf dem Heimweg, da kehrte das hohe Paar (aus Sicherheitsgründen) auf einem ungeplanten Weg zurück, der Fahrer bog falsch ab und blieb mit dem Gefährt unmittelbar vor dem Attentäter stehen, um den Rückwärtsgang einzulegen. Eine Einladung, die dieser nicht ablehnen konnte. Und ich starre auf die Tafel und versuche mir vorzustellen, wie die Geschichte des 20. Jahrhunderts verlaufen wäre, wenn der Chauffeur sich nicht im Weg geirrt hätte. Ohne den Dreißigjährigen Krieg 1914 bis 1945?