Im letzten Blogbeitrag habe ich einige Missverständnisse des sozialen Konstruktivismus angesprochen. Dabei habe auch darauf hingewiesen, dass es daneben einige berechtigte Kritiken an diesem sozialtheoretischen Ansatz gibt. Diese Kritik ist der Grund für die Versuche zur Fortentwicklung dieses Ansatzes in Richtung auf das, was als „kommunikativer Konstruktivismus“ bezeichnet wird. Damit ist eine mittlerweile durchaus ansehnliche Bewegung gemeint, die unter anderem von Jo Reichertz (2010) mit seinem prägnanten Konzept der Kommunikationsmacht und, in einer „diskursiven“ Fassung, auch von Reiner Keller getragen wird (Keller, Knoblauch und Reichertz 2013). Ich möchte diesenen Ansatz hier etwas skizzieren, indem ich auch auf weitere Kritik des sozialen Konstruktivismus eingehe.
Wie kam es zum kommunikativen Konstruktivismus?
Das Wort kommunikativer Konstruktivismus hatte ich erstmals in meiner Habilitation verwendet, die im Frühjahr 1994 abgeschlossen wurde[i]; im Herbst desselben Jahres erschien auch ein Band zum 65-jährigen Geburtstag von Thomas Luckmann, den Sprondel (1994) den Untertitel „Die Objektivität kommunikative Ordnungen und ihre kommunikative Konstruktion“ gab.