Die Auswirkungen der Corona-Pandemie im Care-Bereich sind nicht überraschend. Aber für manche doch. Hier hat sich Sars-CoV-2 als Meister der Enthüllung erwiesen. Soziale und geschlechterpolitische Missstände, die in einer sich sozialliberal verstehenden Gesellschaft gerne unter den Teppich gekehrt werden, sind nun unübersehbar geworden. Dazu zählen
- die anhaltende Entwertung professioneller wie privat geleisteter Care-Arbeiten,
- die durch vermehrte Frauenerwerbsarbeit aufgeworfenen strukturellen Care-Lücken, die bislang nur notdürftige und partielle Reformen erfahren haben,
- die sich als resistent erweisenden Geschlechterhierarchien in privaten Beziehungen sowie auf dem Arbeitsmarkt, trotz des allgegenwärtigen Wunsches nach und Bekenntnis für Geschlechtergerechtigkeit,
- die sich hieraus ergebenden Symptome von Überforderung und Erschöpfung auf individueller Ebene, vor allem bei care-aktiven Menschen,
- die Nutzung weltweiter Ungleichheitslagen und Migrationsbewegungen für den Bedarf an kostengünstigen Care-Arbeitskräften in Kliniken, Heimen und privaten Haushalten ungeachtet eines erheblichen Care Drain in den Herkunftsländern,
- die Verschärfung dieser Krisenphänomene spätestens mit Beginn des 21. Jahrhunderts durch die marktorientierte Rationalisierung von Care und die Öffnung der Care-Ökonomie für Renditeziele.