Historiker und Soziologen

Ich bin gebeten worden, als Historiker für die kommenden zwei Monate den Soziologen-Blog zu bestreiten. Das ist einerseits eine reizvolle Aufgabe, andererseits fällt mir der Einstieg nicht ganz leicht. Das liegt daran, dass ich das Verhältnis zwischen Soziologie und Geschichtswissenschaft nur sehr verzerrt wahrzunehmen scheine. Obwohl ich selbst nie Soziologie studiert habe, bin ich von Beginn an durch Wissenschaftler geprägt worden, für die eine Rezeption soziologischer Theorien selbstverständlich war. Das fing mit der „Bielefelder Schule“ der „Historischen Sozialwissenschaft“ an, mit ihrem Säulenheiligen Max Weber, und setzte sich mit Pierre Bourdieu, Michel Foucault, Niklas Luhmann oder der Wissenschaftssoziologie in zahlreichen Seminaren in Geschichte, Volkskunde oder Philosophie fort. Und seit der Mitte des letzten Jahrzehnts bin ich an der Ausgestaltung eines Graduierten-Kollegs zu „Praktiken der Selbst-Bildung“ beteiligt, seitdem rauscht die Praxistheorie auf mich hernieder. Deshalb ist es kein Wunder, dass mir spätestens seit der Jahrtausendwende die produktive Aneignung soziologischer Theoreme in der Geschichtswissenschaft geradezu selbstverständlich geworden zu sein scheint. Ja, mittlerweile beginnen Historiker sogar über die Reichweite soziologischer Befunde und Generalisierungen zu reflektieren. Und auf der anderen Seite stoße ich immer wieder auf Soziologen, die mit spielerischer Leichtigkeit mit Historikern kooperieren.

Immer wieder ertappe ich mich, obwohl ich unverkennbar als Historiker sozialisiert worden bin und die Denkstruktur des Faches verinnerlicht habe, bei dem Gedanken, dass die beiden Fächer ja eigentlich eine regelrechte Symbiose miteinander eingegangen sind. Historiker, die mit der Soziologie nichts anfangen können, verwundern mich. Soziologen, die über eine blinde Empirieorientierung von Kollegen klagen, mag ich nicht glauben. Was sind das für Welten? Ich kenne nur Fachvertreter, die mit den Ansätzen des jeweils anderen Faches souverän jonglieren. Dass eine Fachkollegin mittlerweile am MPI für Gesellschaftsforschung arbeitet und ich um eine Beitrag für diesen Blog gebeten wurde, erscheint mir als Normalfall.

Aber das ist ein ganz falsches Bild. So schön ist die Welt nicht. Soziologie, so sagte mir die Kollegin, ist für uns das, was wir lesen, und das ist vor allem die Kultursoziologie. Und gerade im erwähnten GK habe ich erlebt, wie schwierig wirklich interdisziplinäre Arbeit ist. Sie ist ja ein „Muss“ in allen größeren Forschungsprojekten, aber im Grunde merkt man immer wieder, dass sie nur funktioniert, wenn Fachvertreter persönlich miteinander können, also bereit sind, sich auf den mühsamen Prozess einzulassen, eine neue Fachsprache zu lernen. Allen Formalisierungsversuchen zum Trotz, die die neue Programmarchitektur der Forschungsförderung auszeichnet, kommt Wissenschaft ohne personalisierte Beziehungen nicht aus. Wer nicht miteinander kann, kann trotzdem gemeinsame Texte schreiben — aber was kommt dabei heraus?

Ich werde in den nächsten Wochen dieses Verhältnis aus der Perspektive meiner Forschungen umkreisen. Meine Wahrnehmung ist durch persönliche Beziehungen und Lektüreerfahrungen geprägt, also selektiv, subjektiv und verzerrt. Aber nicht umsonst heißt es ja creative misreading. Mal sehen, was dabei herauskommt.

22 Gedanken zu „Historiker und Soziologen“

  1. Lieber Herr Etzemüller,

    darauf, Ihren Blick als Historiker auf Ihren Ausschnitt der Soziologie zu erhalten, freue ich mich sehr.

    Mir hat ein Historiker mal gesagt, dass Ihre Zunft auf unsere Disziplin eher herabschauen, während in der Soziologie ein Überlegenheitsgefühl im Hinblick auf Methodik verbreitet sein dürfte. Gegenseitige Ignoranz ercheint mir jedenfalls als eine enorme Verschwendung, was mir vor kurzem bei Probevorträgen für eine Professur für Neuere und Neueste Geschichte sehr klar geworden ist.

    Deshalb danke ich Ihnen sehr für Ihre Bereitschaft zur Beteiligung an unserem Blog!
    Michaela Pfadenhauer

    1. Tja, wobei das m.E. aber vor allem Abwehrreflexe sind. Ein Teil kann mit Soziologie gar nichts anfangen, ein anderer fühlt sich vermutlich überfordert. Es gibt schon wunderliche Kommentare in unserem Fach, was den Nutzen von Theorien betrifft. Außerdem dürften viele Historiker ihr eigenes Fach als „fakten“gesättigt und solide sehen, die Soziologie dagegen als luftig und spekulativ (weil die quanitative Sozialforschung bei uns faktisch keine Spuren hinterlässt). Außerdem kommt zu uns, auf die Historikertage ja jedesmal der Bundespräsident oder die Kanzlerin!

      Möglicherweise darf man die Mittlerfiguren nicht unterschätzen, und persönliche Veranlagungen, wenn es um Interdisziplinarität geht. Ich hatte seinerzeit in Tübingen Empirische Kulturwissenschaften (Volkskunde) studiert und da ein (historisch angereichertes) Soziologiestudium en miniature absolviert. Dazu in Philosphie mit Heidrun Hesse eine Dozentin und in Geschichte mit Hans-Christoph Rublack ein Frühneuzeithistoriker, die in eine ähnliche Richtung gingen. Solche kontingenten Konstellationen müssen vermutlich entstehen, damit Interdisziplinarität funktioniert.

  2. Herr Prof. Etzemüller,

    Ihre Blog-Präsenz ist doch eine hervorragende Gelegenheit, den Skandal in der Soziologie zu diskutieren, dass erst jetzt, fast 70 Jahre nach dem Ende des Nationalsozialismus, die Soziologie sich mit ihrem Verhältnis zum Nationalsozialismus beschäftigt, historisch und theoretisch.

    Nach dem Absturz der Soziologie in wissenschaftstheoretischer und methodologischer Hinsicht (G.Wagner) bietet sich jetzt die Gelegenheit, über ein solides Fundament der Soziologie als WISSENSCHAFT nach zu denken.

    Wie diese Grundlage aussehen könnte, deute ich in meiner „Soziologie des Unbewussten“ und dem „methodologischen Strukturalismus“ an, die ich demnächst veröffentlichen werde.

    Was soll den sonst für die Soziologie relevant sein,wenn nicht extreme historische Erfahrungen, wenn sie die Realität sozialer Prozesse in einer Gesellschaft UMFASSEND wissenschaftlich begreifen will???

    Man kann in der Soziologie zwar keine Experimente wie in der wissenschaftlichen Psychologie oder Sozialpsychologie machen, aber man kann und MUSS extreme historische Erfahrungen (z.B. Nationalsozialismus oder DDR) wie soziologische Experimente wissenschaftlich verwerten!! Das hat schon der Vater der „Struktur-Soziologie, Durkheim, beschrieben.

    1. Die Soziologie ist im Nationalsozialismus gerade als Wissenschaft „abgestürzt“ (um Ihr Vokabular zu verwenden, lieber Herr Schwartz), das haben Studien, die mit genau der von Thomas Etzemüller dankenswerterweise angesprochenen und befürworteten Interdisziplinarität an das Thema Soziologie und Nationalsozialismus herangehen, gezeigt. Und das schon seit Beginn der 1980er Jahre (DGS-intern sogar schon etwas länger) – im Fach allerdings tatsächlich eher marginalisiert. Die Problematik ist (wissenschafts)soziologisch meines Erachtens deshalb noch etwas komplexer als von einer sozusagen in der Extremsituation zu sich selbst gekommenen Gesellschaft, deren Teil die Wissenschaft ja ist, ausgehen zu können. Aber ich stimme Ihnen, Thomas Etzemüller und Michaela Pfadenhauer völlig zu, dass es nicht ohne diese Verknüpfung geht.

      1. Liebe Sonja Schnitzler,

        die universitäre Soziologie hat sich zu einer emotional-ideologischen Komfortzone entwickelt, in die Argumente von außerhalb kaum noch Einlass finden. In solchen Fällen sind nur engagierte Diskussionen über die Prämissen der Ideologie sinnvoll oder notfalls Argumente aus der Autorität eines widerspenstigen Mitglieds der universitären Soziologie. Es ehrt mich zwar, dass Sie den Begriff „Absturz“ mir zu ordnen, aber Ehre , wem Ehre gebührt. Auch um Herrn Etzemüller noch einmal die Identität seines Gegenüber klar zumachen:

        „Das (dass keine aktuellen Publikationen zum aktuellen Stand der Forschung soziologischer Wissenschaftstheorie zu finden sind, G.Sch.) ist kein Zufall, denn im Unterschied zu anderen Einzelwissenschaften findet man in diesem Fach noch nicht einmal annähernd eine facheinheitliche Konzeption von Gegenstand und Methode, die man referierend vorstellen könnte. Was man findet, sind viele widersprüchliche Positionen (Braun,2008), die überblicksartig vorzustellen müßig wäre. Man würde damit nur einen Missstand dokumentieren, der offenbar für den Missstand des ganzen Fachs verantwortlich ist. ‚Es gibt in diesem Fach derzeit keinen Stand der Erkenntnis‘, lautet die öffentlichkeitswirksame (Hervorhebung .G. A. S.) Kritik anlässlich des Jubiläumskongresses, den die Deutsche Gesellschaft für Soziologie zur Feier ihres 100-jährigen Bestehens 2010 in Frankfurt am Main ausgerichtet hatte ( Kaube 2010).
        Als wollten sie dieses vernichtende Urteil ( Hervorhebung G.A.S.) bestätigen, ließen kurz darauf Fachvertreter in einer Befragung durchblicken, dass es tatsächlich keinen ‚Konsens über das Grundwissen der Disziplin‘ gibt, was sich in erster Linie mit einer ‚fehlenden gemeinsamen wissenschaftstheoretischen Vororientierung im Fach‘ erklären lässt (Braun & Ganser 2011:171)
        Da die Soziologie offenbar wie ein Computer abgestürzt ist,…“ (Wagner 2012:1)

        Die damals, zur Zeit meines Studiums von 1978- 1983, sinnvolle Orientierung Luhmanns am Thema „Komplexität“ war ein notwendiger Zwischenschritt, um die damalige dogmatisch-ideologische Entartung der Soziologie zu relativieren. Leider hat die Popularisierung der Systemtheorie innerhalb der Soziologie und in der Gesellschaft zu einer Komplexitäts-IDEOLOGIE geführt, die Verantwortungslosigkeit gegenüber STRUKTUREN und ihren Wirkungen innerhalb von Soziologie und Gesellschaft SYSTEMATISCH institutionalisiert hat .

        Zum Thema „Soziologie und Nationalsozialismus“ und einer realistischeren Annäherung jenseits der emotional-ideologischen Komfortzone empfehle ich:

        »… daß die offizielle Soziologie versagt hat«: Zur Soziologie im Nationalsozialismus, der Geschichte ihrer Aufarbeitung und der Rolle der DGS (Jahrbuch für Soziologiegeschichte) Taschenbuch – 2. Oktober 2014
        von Silke van Dyk (Autor), Alexandra Schauer (Autor)

        „Obwohl nach drei Jahrzehnten des kollektiven Beschweigens seit den 1980er Jahren einige verdienstvolle Arbeiten zur soziologischen Fachgeschichte im Dritten Reich erschienen sind, haben diese nur vereinzelt und in Ausnahmesituationen Eingang ins Herz der Disziplin gefunden. Lange Zeit hat sich so der Mythos von der weißen Weste der Soziologie und der strukturellen Unvereinbarkeit von Soziologie und Nationalsozialismus gehalten. Diesen Mythos zu brechen ist das Ziel der vorliegenden Publikation, die die umfassenden vorhandenen Erkenntnisse zur Geschichte des Faches im Nationalsozialismus einer größeren LeserInnenschaft zugänglich machen möchte. Darüber hinaus wird in bislang nicht geschehener Weise die Bedeutung des Jenaer Soziologentreffens von 1934 für die Entwicklung der Soziologie im Nationalsozialismus und die Stilllegung der DGS herausgearbeitet und abschließend eine ebenso komprimierte wie umfassende Chronologie der Aufarbeitung von 1946 bis heute präsentiert.“

        1. Lieber Herr Schwartz,

          vielleicht verstehe ich das falsch, aber mein Eindruck ist, dass es „eine facheinheitliche Konzeption von Gegenstand und Methode, die man referierend vorstellen könnte“ nicht gibt, nicht bei den Soziologen, aber auch nicht bei den Historikern (außer vielleicht das grundlegende „wie es gewesen ist“ und die Chronologie als Leitprinzipien – man muss nur einem Gespräch zwischen Alt- und Zeithistorikern folgen), in den Kulturwissenschaften erst recht nicht. Ist es denn nicht das Spannende, wenn eine Disziplin vielfältig ist? Gibt es je einen „Stand der Erkenntnis“? Oder lautet Ihr Vorwurf im Gewande der Kritik eines Methodenpluralismus an die Soziologie eher, dass sie einer gesellschaftskritischen Aufgabe nicht mehr gerecht wird? Mich verwundert diese Kritik etwas, aber wir hatten das in den 1970er Jahren auch: „Wozu noch Geschichte?“ lautete die Frage, und ihre gesellschaftspolitische Relevanz stand in Frage.

          1. „Stand der Erkenntnis“??

            Deutlicher kann man das Problem der konstruktivistischen Verirrung kaum fassen. Bezweifeln Sie, dass es überhaupt in der Wissenschaft um Erkenntnis geht oder bezweifeln Sie, dass es einen sich verändernden, weiter entwickelnden STAND der Erkenntnis geben kann??? Beide Zweifel führen ein rational-logisches Gespräch ad absurdum. Worüber sollen wir denn sonst wissenschaftlich sprechen?? „Des Kaisers neue Kleider“ ist zum allumfassenden Märchen der Soziologie geworden.

            Der Konstruktivismus , der den Zeit-un-geist beherrscht, wird vom neuen ontologischen Realismus als lediglich „aufgeblasene Rhetorik“ (Markus Gabriel) entlarvt, weil er implizit eine objektive Realität voraussetzen MUSS, um sich nicht in Beliebigkeit und Meinungs-Fetischismus jenseits jeder kommunizierbaren Erkenntnismöglichkeit aufzulösen.

            Dass ich das Thema „systematische Theorie“ gerade mit einem Historiker diskutieren darf und das mit ihm eher dabei eher auf den Punkt bringe als mit einem Soziologen, zeigt die Hilflosigkeit und den Absturz der Soziologie, die ihre Hilflosigkeit wahnhaft, um im psychologisierenden Jargon der aktuellen Soziologie zu bleiben, in die Gesellschaft projiziert und sich zur „Verunsicherungs-Wissenschaft“, als Qualitätssymbol verstanden, hochstilisiert, obwohl ihre wissenschaftliche Impotenz und die Komplexitäts-Ideologie, die die Popularisierung und Demokratisierung der komplexitätsverliebten, intellektualistischen Systemtheorie bewirkt hat, eine Hauptursache für die Orientierungs- und Verantwortungslosigkeit in der Gesellschaft ist.

            Es wird langsam Zeit, dass sie ihren Auftrag, soziale Realität und soziale Prozesse zu ERKLÄREN, Ernst nimmt. Das ist ihre einzige Steuer finanzierte Daseinsberechtigung, nicht die Produktion von intelligenten Ideologie konformen Texten ihrer Beamten innerhalb einer wohltemperierten emotional-ideologische Komfortzone ohne Haftung, mit angenehmem Ambiente und attraktiven Untergebenen.

            Ein anderes Indiz für die Hilflosigkeit der Soziologie ist nämlich die aktuelle Flut an Büchern zur „soziologischen Theorie“, die gerade demonstriert, dass es keine „soziologische Theorie“ im Sinne von systematischer Wissenschaft gibt.

            Die Soziologie benimmt sich wie ein Blatt Papier auf dem Ozean, das sich einbildet, ein seetüchtiges Schiff zu sein, das auf dem Ozean der sozialen Realität weiß, welcher Kurs anliegt. Als Kapitän weiß ich, wovon ich rede.

            Der viel beschworene populäre Methoden-Pluralismus ist zu einer relativistischen Ideologie entartet, die ihre zufällig erzielten Resultate als systematisch erzielte Glanzleistungen verkauft, ohne mit zu bekommen, das sie nicht weiß, warum ihre Erkenntnisse Erkenntnisse und nicht bloße Meinungen sind.

            Diese Tatsache erklärt auch die offensichtliche Distanz zwischen erfolgreich arbeitenden Soziologen in der Praxis und der Universitäts-Soziologie.

            Persönlichkeiten, die sich im Dschungel der Hilflosigkeit konstruktiv Orientierung verschafft haben, sind als Persönlichkeiten erfolgreich, nicht als Soziologen. Früher nannte man das bei den Soziologen „aktive Professionalisierung“. Nichts Neues.
            Ich bekam eine hoch dotierte Ausbildung bei Merrill Lynch und an der Wallstreet 1983 in Konkurrenz zu Juristen und Wirtschaftswissenschaftlern, OBWOHL ich Soziologe war.
            Die heutigen Soziologen haben noch den Vorteil, dass sich die Konkurrenz-Disziplinen im Zuge von Bologna, dem demokratischen Massen-Studium usw. dem Niveau der Soziologie angenähert haben.

            Erkenntnistheorie, Ontologie und Wissenschaftstheorie kann man zwar explizit im Rahmen der Demokratisierung des Denkens vermeiden, implizit bestimmen sie allerdings immer den Stellenwert von Erkenntnis.

            Die systemische Praxis hat gesellschaftlich Erfolg, weil ihr „Versuch und Irrtum“ der demokratische Ersatz für wissenschaftliche Theorie und systematisches Denken ist. Obwohl sie sich gerne anders darstellt, hat sie mit der komplexitätsverliebten, intellektualistischen Systemtheorie meistens kaum etwas zu tun. Sie ersetzt Erkennen durch Probieren. Immerhin ergänzt sie die experimentelle Dimension auf der Interaktions- und Organisationsebene. Auf der gesellschaftlichen Ebene ist das allerdings offensichtlich kein Ersatz für eine wissenschaftliche Theorie und ihre empirische Überprüfung.

  3. Lieber Herr Schwartz,

    ich denke dass Extremsituationen nur begrenzt hilfreich sind, um Gesellschaft zu verstehen. Im NS gab es ja auch eine ganze Menge „Normalität“, was es gerade diversen Professionen, auch der Wissenschaft, erlaubt hat, geschmeidig hineinzugleiten und wieder herauszukommen. Ich habe das neulich am Beispiel der Rassenanthropologie untersucht und sehe jetzt, dass das ein gutes Thema für einer der Blogs der kommenden Wochen ist. Abgesehen davon zeichnen sich die meisten (europäischen) Gesellschaften in der Moderne gerade dadurch aus, dass sie eben nicht in Extremsituationen gerutscht sind. Wie kann man sich erklären, dass die skandinavischen Länder, die USA und Großbritannien dasselbe eugenische Denken wie Deutschland vor und nach 1933 und nach 1945 pflegten, dieselben Verfallsängste etc., aber ihre Rassenpolitik nicht derart radikalisierten? (In Skandinavien „nur“ Zwangssterilisierungen, Euthanasie wurde nicht einmal als Möglichkeit gedacht.) Mit „Demokratie“ alleine geht das nicht, denn z.B. Schweden oder die USA zeichnen sich durch „demokratische“ Praktiken aus, dass uns heute nur so die Ohren klingeln. Das Verhältnis zwischen „Normalität“ und Extremen ist m.E. komplex, und ich versuche, es von der „Normalität“ her zu beleuchten, nicht um zu zeigen, dass der NS eigentlich eine bedauernswerte Anomalie war, sondern um Ordnungsvorstellungen und -praktiken zu beschreiben, mit den vermeintlich destruktiven Folgen der Moderne klar zu kommen, die auch in zutiefst demokratischen Gesellschaften (Schweden etc.) tief in die Integrität von Menschen eingriffen. Gerade auch in der Normalität liegt soviel Skandalöses, dass wir v.a. mit dem NS verbinden (Stichwort: „social engineering“).

    1. Lieber Thomas Etzemüller,

      Interdiziplinarität wird schnell zu einer Erkenntnis hemmenden Ideologie, wenn die Partner oder einer der Partner seine Identitätsprobleme dahinter verbirgt.

      Der möglichen, aktuell nicht existierenden, WISSENSCHAFTLICHEN Soziologie ginge es, um den SYSTEMATISCHEN Blick auf historische Zufälligkeiten und historische Komplexität.

      Ihr Thema ist die realitätsadäquate REDUKTION von historischer Komplexität auf der jeweils der sozialen Komplexität angemessenen Abstraktionsebene.

      Es ginge um Strukturen und ihre Produktion von Normalität, um ihre Gesamtverteilung sozialen Verhaltens inklusive der Abweichungen, um ihre Variabilität.

      In meiner Betonung, ich wiederhole mich, eines „UMFASSENDEN“ Blicks auf soziale Prozesse und soziale Realität, ist gerade der Nationalsozialismus ein hervorragendes Beispiel für den WISSENSCHAFTLICH-SOZIOLOGISCHEN Blick auf soziale Realität, weil hier besonders deutlich wurde, wie STRUKTUREN statistische Normalität und soziales Verhalten determinieren.

      Wesen, Fundament, Struktur eines Phänomens ist angemessener über Extreme zu begreifen. Wenn Sie z.b. begreifen wollen, warum BEZIEHUNGSmorde die häufigste Form des Mordes sind ist eine Atlantiküberfahrt von zwei Freunden auf einem Segelboot geeigneter, auf der ein Freund den anderen ermordet, weil er es nicht mehr erträgt, wie sein Freund die Marmelade auf Brot schmiert, im Vergleich zu einem Small Talk zwischen zwei Freunden im Bistro.

      Die Normalität sozialen Verhaltens von 1933- 1945 ist genau so strukturell geprägt gewesen wie die Normalität des sozialen Verhaltens in der DDR oder wie das statistisch normale Verhalten in der liberal-kapitalistischen Konsens-Demokratie der Jetzt-Zeit geprägt wird.

      Die Marginalisierung dieser Extreme bis zur absurden Behauptung der „Unerklärbarkeit nationalsozialistischer Phänomene“ oder der „Singularität“ dieser Ereignisse ist logisch-wissenschaftlich nicht nachvollziehbar , sondern lediglich emotional-ideologisch verständlich.

      Um die Charakterisierung einer Arbeit des kürzlich von der DGS geehrten Soziologen, Zygmunt Baumann („Dialektik der Ordnung. Die Moderne und der Holocaust“), zu zitieren, wobei natürlich zu berücksichtigen bleibt, dass der Nationalsozialismus als Phänomen soziologisch nicht auf den Holocaust reduziert werden darf:

      „Die Soziologie beschäftigt sich mit der modernen Gesellschaft – dennoch ist es ihr nicht gelungen, zur Erkenntnis eines der spezifischen und zugleich erschreckendsten Aspekte der Moderne etwas beizutragen: dem Holocaust. Zygmunt Baumann zeigt in seinem Hauptwerk, wie die Soziologie mit diesem Phänomen methodisch umgehen könnte, mehr noch: was der Holocaust für die Soziologie bedeutet. Keine der traditionellen Lehrmeinungen der Soziologie kann in Zygmunt Baumanns Analyse bestehen. Weder diejenige, die den Holocaust als ein Ereignis der jüdischen Geschichte interpretiert, noch diejenige, die den Holocaust als Produkt „barbarischer“ Verhaltensweisen betrachtet, die vom zivilisatorischen Fortschritt langsam überwunden werden. Im Gegenteil, der Holocaust selbst muss als Ausdruck der Moderne verstanden werden: in diesem Sinne ein „normaler Vorgang“ – immer und überall wiederholbar.“

  4. Lieber Thomas Etzenmüller,

    so viel Reduktionismus hätten ich Ihnen als Historiker gar nicht zugetraut, um abseits der Komplexitäts-Ideologie zum Wesentlichen vorzudringen. Aber Vorsicht, hier könnte Erkenntnis objektiver Realität lauern.
    Entschuldigung, wie konnte ich nur vergessen, dass es sie überhaupt nicht gibt.

    Leider verbirgt sich hinter diesem schlichten Hinweis auf die „Realität“ bei Luhmann wieder das gesamte Thema des radikalen Konstruktivismus mit seiner „aufgeblasenen Rhetorik“ (Markus Gabriel), die den wissenschaftlichen Fortschritt der Soziologie verhindert.

    Mein verehrter Lehrer, Jurist und Brauerei-Besitzer-Sohn Luhmann bezieht sich in seinen erkenntnistheoretischen Grundlagen bekanntermaßen auf Spencer-Brown, der das Verhältnis „Ontologie-Erkenntnistheorie“ auf Wahrnehmung und Erkenntnistheorie reduziert und damit folgerichtig in der „Leere“ landet.

    Spencer-Browns Ansatz ist philosophisch-spirituell sicherlich auf den ersten Blick spannend (auf den zweiten nicht hinreichend), befindet sich allerdings SOZIOLOGISCH auf einem vollkommen unangemessenen Abstraktionsniveau, wenn damit soziale Realität begriffen werden soll.

    Da ist der Philosoph Searle mit seinem Buch „Die Konstruktion der gesellschaftlichen Wirklichkeit. Zur ONTOLOGIE sozialer TATSACHEN.“ soziologisch schon eher ziel führend.

    Für Luhmann ist Realität ein „KONSTRUKT beobachtender Systeme. Sie zeigt sich in Systemen an Widerständen des Systems gegen die Operationen des Systems. STATT einer realen Außenwelt wird die Realität (Konstrukt…., G.Sch.) zum Widerstand der Erkenntnis“.

    Luhmann kommt natürlich ohne eine reale Außenwelt und ohne Ontologie aus, reale STRUKTUREN existieren für ihn schlicht NICHT.

    Aus dieser Perspektive ist der Weg zur Komplexitäts-IDEOLOGIE, wie ich die Wirkung der Systemtheorie genannt habe, vorgezeichnet und die daraus entstehende Verantwortungslosigkeit gegenüber REALEN STRUKTUREN (formal und unbewusst) in Soziologie und Gesellschaft nur für eine emotional-ideologisch dominierte Soziologie mit ihrer Vorliebe für individualistische oder interaktionistische Karikaturen strukturell-gesellschaftlich-kultureller Dimensionen begreifbar.

  5. Mein letzter Kommentar bezog sich auf diesen Kommentar:

    Thomas Etzemüller
    28. November 2014 um 15:51

    Hm – Luhmann sagt aber explizit, dass es eine Realität gibt. Aber was ist ihr Stellenwert?

    1. Lieber Herr Schwartz,

      darf ich Sie an den berühmten Einstiegsabsatz im ersten Kapitel von „Soziale Systeme“ erinnern, wonach Luhmann davon ausgeht, dass es Systeme wirklich gibt und dass er beansprucht Aussagen über die wirkliche Welt zu machen. Für radikale Konstruktivisten existiert diese Welt, auf die sich Luhmann bezieht, nicht. Er kann also kein radikaler Konstruktivist gewesen sein. Gleichwohl gibt es einige Überschneidungspunkte mit Annahmen des Radikalen Konstruktivismus und Luhmann wurde sehr oft radikal-konstruktivistisch missverstanden. Er hat aber niemals die Wirklichkeit, also das was Umwelt für alle Menschen ist, bestritten, vielmehr hat er nur auf die Möglichkeit aufmerksam gemacht, dass verschiedene Menschen diese Wirklichkeit unterschiedlich wahrnehmen und beobachten können. In diesem Sinne bleibt er nach wie vor Konstruktivist.

      Im Übrigen sei darauf hingewiesen, dass es andere Luhmann-Schüler gibt, die Luhmann völlig anders lesen als Sie. Sie werfen Luhmann radikalen Konstruktivismus vor. Dirk Baecker hält Luhmanns Systemtheorie wiederum für eine Ontologie. Mehr dazu hier: http://goo.gl/AlhnTm. So unterschiedlich können die Perspektiven auf denselben Sachverhalt sein. Diese Möglichkeit anderer Perspektiven betrifft jeden Sachverhalt, der für mehr als eine Person beobachtbar ist. Insofern kann dieses soziale Problem durch die Soziologie nicht einfach ignoriert werden. Darüber hinaus würde man sich der Möglichkeit einer Konflikttheorie berauben, wenn man einfach ignoriert, dass dieselbe Wirklichkeit von verschiedenen Personen anders beobachtet wird. Es ist also ein bisschen wenig einfach nur darauf zu bestehen, dass es eine Wirklichkeit gibt, ohne zur Kenntnis zu nehmen, dass sie unterschiedlich beobachtet wird. Was wäre denn die Alternative, die eine Ontologie dazu anbieten könnte?

      Ihre Empörung bezieht sich doch letztlich auch bloß auf diesen Umstand, dass andere Personen eine andere Perspektive auf dieselben Phänomene haben als Sie. Mithin habe ich den Eindruck Ihre Perspektive entspringt Ihrer eigenen emotional-ideologische Komfortzone, in die Sie sich bereits zurückgezogen haben.

      1. Netter konstruktivistischer Versuch, den Konstruktivismus und die Sicht auf Luhmann konstruktivistisch zu relativieren.

        Jetzt ist Luhmann plötzlich ein alteuropäischer Ontologe, der nur auf die unterschiedlichen Wahrnehmungen der Realität aufmerksam macht. Entschuldigung. Das ist einfach nur lächerlich, Entschuldigung!

        Außerdem geht es geht mir natürlich nicht um dei „richtige“ Interpretation Luhmanns. Diese philologische „Kleinarbeit“ interessiert mich in keinster Weise, die überlasse ich liebend gerne Ihnen!

        Inhaltlich nicht sehr überzeugend,rhetorisch, wie nannte Markus Gabriel das auch noch mal.

        Kein ontologischer Realist neueren Datums bestreitet die unterschiedlichen Wahrnehmungen der Realität, das verwechseln Sie mit dem naiven Relativismus früherer Jahrhunderte.

        Wenn es Ihre emotional-ideologischen Scheuklappen und Ihre Fetischisierung Luhmanns zu lassen, versuchen Sie es mal zum Einstieg mit Markus Gabriel (Hg.) „Der neue Realismus“, in dem Searle auch übrigens einen Beitrag leistet!

        1. Sie bringen hier einiges durcheinander, mein lieber Herr Schwartz. Ich habe nur auf eine Lesart von Luhmann hingewiesen, die zu Ihrer diametral entgegensteht, aber nicht meine Lesart ist, wie Sie aus dem verlinkten Text entnehmen könnten.

          Wenn ontologische Realisten neueren Datums nicht die unterschiedlichen Wahrnehmungen der Realität bestreitet, worin unterscheidet sich der neue ontologische Realismus denn dann vom einem gemäßigten Konstruktivismus? Oder anders, was bestreitet denn der ontologische Realismus?

          1. Na, dann wollen mir mal etwas Ordnung schaffen, Beobachter der Beobachtung des Beobachters!

            Offensichtlich urteilen Sie über Themen, von denen sie absolut keine Ahnung haben, wenn Sie schreiben „WENN ontologische Realisten neueren Datums nicht die unterschiedlichen Wahrnehmungen der Realität bestreitet, ….“, als sei es eine unwahrscheinliche, spektakuläre Neuheit, das es nicht um einen NAIVEN Realismus gehe.

            Als „Beobachter der Moderne“ sollten Sie mal den Augenarzt wechseln!

            Wenn Sie so viel Ahnung vom „Neuen ontologischen Realismus“ oder von ontologischen Fragen überhaupt hätten wie ich von Luhmanns Systemtheorie, die ich bei ihm persönlich studiert habe, hätten wir eine Basis für ein sinnvolles, vernünftiges Gespräch jenseits dieser emotional-ideologischen Schaumschlägerei.

            Komplexitätstheoretisch den Begriff „Ontologie“ so weit aufzublasen, bis er der Leere Spencer-Browns entspricht, sind typisch für die intellektualistisch-rhetorischen Verrenkungen, die nicht weiter führen. (s. auch Raschs „Perversions-Konzeption“ der Luhmannschen „Ontologie“)

            „worin unterscheidet sich der neue ontologische Realismus denn dann vom einem gemäßigten Konstruktivismus?“
            Das könnte ich Ihnen jetzt sehr wohl erläutern.
            Aber entweder ist das keine echte Frage, sondern der billige Versuch einer sophistisch-rhetorischen Provokation, oder Sie haben schlicht noch weniger Ahnung, als ich Ihnen unterstellen muss, um mir überhaupt die Mühe zu machen, zu antworten.
            Searle ist ein Philosoph, den ich schon mehrmals erwähnt habe, der dem „Neuen ontologischen Realismus zugerechnet wird, und den Sie argumentativ ausführlich gewürdigt haben.
            Hier eine Kapitel-Überschrift, die Luhmann, falls es überhaupt noch um Luhmann geht, mit Begeisterung unterschrieben hätte:
            „Die STRUKTUR des gesellschaftlichen Universums: Wie der Geist eine OBJEKTIVE gesellschaftliche Wirklichkeit erschafft“,

            nachzulesen in dem schon erwähnten Buch von Markus Gabriel!

            Searle passt übrigens perfekt zu der von mir angedeuteten „Soziologie des Unbewussten“.

          2. Sehr geehrter Herr Schwartz,

            ich denke, Sie sollten jetzt Ihren Tonfall ändern. Man kann geteilter Meinung sein und Theorien unterschiedlich interpretieren, aber für herabsetzende Bemerkungen habe ich keinerlei Verständnis (abgesehen davon, dass Sie mich argumentativ mittlerweile nicht einmal ansatzweise mehr überzeugen: explizite Verweigerung einer Antwort, immer dieselben Verweise auf denselben Sammelband – in dem die Wahrheit steht? -, wiederholter Hinweis auf das Studium bei Luhmann – was soll uns das sagen?). Für meinen Teil lohnt sich diese Form der „Diskussion“ nicht mehr.

            Thomas Etzemüller

  6. Lieber Thomas Etzemü+ller,

    Ihre Analyse meines Tonfalls ist sehr anregend und ich werde gerne versuchen, Ihrem Wunsch zu entsprechen.

    Allerdings ist Ihr Umgang und der der anderen zahlreichen Beteiligten an der Diskussion mit den Inhalten meiner Beiträge ein Grund, wieso ich in diesen Ton verfalle und mir der Ernst für diese Art der Wissenschaft tatsächlich fehlt.

    Meine Beiträge auf meinen Verweis auf mein Studium bei Luhmann und bestimmte andere Autoren und ihre Werke zu REDUZIEREN, demonstriert die emotional-ideologische Dimension Ihres Hinweises. Und das meine ich nicht beleidigend, sondern soziologisch beschreibend.

    Nehmen Sie IHREN Hinweis auf die „Realität bei Luhmann“, meine Antwort und Ihre „Null-Raktion“ als Beispiel.

    Ansonsten spielt aus meiner Sicht sachlich die Differenz und die Komplementarität zwischen dem Entdeckungs- und dem Begründungszusamnnhang eine entscheidende Rolle, WENN man einen ganzheitlichen Zugang zu einer Argumentation sucht.

    Ansonsten betrachten Sie einfach einmal objektiv- realistisch den Blog-Betrieb bezogen auf Ihre Beiträge OHNE meine störenden, inhaltlich irrelevanten Beiträge!

    Ich denke, für diese objektive Realität bieten meine soziologischen Beiträge mehr soziologische Erklärungen an als Ihre historischen Perspektiven.

    Für diejenigen, die sich für meinen Querläufer trotz der erwarteten Reaktionen der etablierten Universitäts- Strategen interessieren, noch einmal der Hinweis auf meinen Blog: https://soziologiedesunbewussten.blogspot.be

    1. Bei Luhmann persönlich 1979 studiert!!???

      Ihre Bagatellisierung dieser objektiven Tatsache würde Sie als analytischen Philosophen, der Sie offensichtlich NICHT sind, selbstverständlich auszeichnen.

      Spielt es für Sie als Historiker ansonsten auch keine Rolle, ob Sie ein Dokument eines Zeitzeugen berücksichtigen oder das Dokument von jemandem, der eine Zeitzeugen gekannt hat?

      Und ist es für Sie als Historiker belanglos, ob es ein Mitläufer des Nationalsozialismus war, NACHDEM der Nationalsozialismus dominierend in Deutschland geworden war oder jemand, der sich zum Nationalsozialismus bekannte, als dieser noch ein vielseitig belächeltes Nischendasein führte???

      Wenn ich mich 1979 entschieden habe, von der FU Berlin nach Bielefeld WEGEN Luhmann zu wechseln, als er noch ein eher belächelter Exot war, dem unzumutbarer Konservatismus von den dominierenden linken Studenten vorgeworfen wurde, dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass ich eine stärkere Veranlagung zu eigenständigem Denken und Handeln hatte und habe als die späteren Mitläufer oder Epigonen Luhmanns.

      Wenn ich Luhmanns Systemtheorie JETZT relativiere, könnten Erkenntnisse (Entschuldigung, die gibt es ja nicht wirklich!) eines eigenständig denkenden Soziologen mit an Hochstapelei grenzender Lebenserfahrung in unterschiedlichsten sozialen Bereichen lauern.

      Solche biographischen Dimensionen bei einer Argumentation (außerhalb der analytischen Philosophie) NICHT zu berücksichtigen, ist etwa so intelligent, als würde man von der Wahrscheinlichkeit ausgehen, dass ein Professor für Soziologie mit glatter akademischer Laufbahn wahrscheinlich einen gleichwertigen Zugang zur sozialen Realität der Gesellschaft hat wie ein theoretisch gleich begabter Soziologe mit vielfältigen Erfahrungen in sehr unterschiedlichen Bereichen der sozialen und gesellschaftlichen Realität!

      Ich hoffe, ich habe jetzt Ihren Tonfall-Geschmack getroffen, auch wenn ich nicht mit Höflichkeitsfloskeln dienen kann, mit denen man sich im Soziotainment-Zirkus der Universität mittlerweile wechselseitig emotional-ideologisch, Karriere fördernd, bedient.

      Um die objektiv nachweisbare Absurdität und die emotional-ideologische Basis Ihres Disziplinierungsversuchs und seiner kommentierenden Begründung noch einmal zu dokumentieren, füge ich meine argumentativ und inhaltlich irrelevanten Beiträge in Ihrem Blog-Anteil bis zu Ihrer „Tonfall-Analyse“ (für Soziologen ist und waren Form und Höflichkeit schon immer wichtiger als der Inhalt) noch einmal zusammenhängend an:

      Gerhard Schwartz
      2. November 2014 um 15:44
      Herr Prof. Etzemüller,
      Ihre Blog-Präsenz ist doch eine hervorragende Gelegenheit, den Skandal in der Soziologie zu diskutieren, dass erst jetzt, fast 70 Jahre nach dem Ende des Nationalsozialismus, die Soziologie sich mit ihrem Verhältnis zum Nationalsozialismus beschäftigt, historisch und theoretisch.
      Nach dem Absturz der Soziologie in wissenschaftstheoretischer und methodologischer Hinsicht (G.Wagner) bietet sich jetzt die Gelegenheit, über ein solides Fundament der Soziologie als WISSENSCHAFT nach zu denken.
      Wie diese Grundlage aussehen könnte, deute ich in meiner “Soziologie des Unbewussten” und dem “methodologischen Strukturalismus” an, die ich demnächst veröffentlichen werde.
      Was soll den sonst für die Soziologie relevant sein,wenn nicht extreme historische Erfahrungen, wenn sie die Realität sozialer Prozesse in einer Gesellschaft UMFASSEND wissenschaftlich begreifen will???
      Man kann in der Soziologie zwar keine Experimente wie in der wissenschaftlichen Psychologie oder Sozialpsychologie machen, aber man kann und MUSS extreme historische Erfahrungen (z.B. Nationalsozialismus oder DDR) wie soziologische Experimente wissenschaftlich verwerten!! Das hat schon der Vater der “Struktur-Soziologie, Durkheim, beschrieben.

      Gerhard Schwartz
      27. November 2014 um 17:02
      „Stand der Erkenntnis“??
      Deutlicher kann man das Problem der konstruktivistischen Verirrung kaum fassen. Bezweifeln Sie, dass es überhaupt in der Wissenschaft um Erkenntnis geht oder bezweifeln Sie, dass es einen sich verändernden, weiter entwickelnden STAND der Erkenntnis geben kann??? Beide Zweifel führen ein rational-logisches Gespräch ad absurdum. Worüber sollen wir denn sonst wissenschaftlich sprechen?? „Des Kaisers neue Kleider“ ist zum allumfassenden Märchen der Soziologie geworden.
      Der Konstruktivismus , der den Zeit-un-geist beherrscht, wird vom neuen ontologischen Realismus als lediglich „aufgeblasene Rhetorik“ (Markus Gabriel) entlarvt, weil er implizit eine objektive Realität voraussetzen MUSS, um sich nicht in Beliebigkeit und Meinungs-Fetischismus jenseits jeder kommunizierbaren Erkenntnismöglichkeit aufzulösen.
      Dass ich das Thema „systematische Theorie“ gerade mit einem Historiker diskutieren darf und das mit ihm eher dabei eher auf den Punkt bringe als mit einem Soziologen, zeigt die Hilflosigkeit und den Absturz der Soziologie, die ihre Hilflosigkeit wahnhaft, um im psychologisierenden Jargon der aktuellen Soziologie zu bleiben, in die Gesellschaft projiziert und sich zur „Verunsicherungs-Wissenschaft“, als Qualitätssymbol verstanden, hochstilisiert, obwohl ihre wissenschaftliche Impotenz und die Komplexitäts-Ideologie, die die Popularisierung und Demokratisierung der komplexitätsverliebten, intellektualistischen Systemtheorie bewirkt hat, eine Hauptursache für die Orientierungs- und Verantwortungslosigkeit in der Gesellschaft ist.
      Es wird langsam Zeit, dass sie ihren Auftrag, soziale Realität und soziale Prozesse zu ERKLÄREN, Ernst nimmt. Das ist ihre einzige Steuer finanzierte Daseinsberechtigung, nicht die Produktion von intelligenten Ideologie konformen Texten ihrer Beamten innerhalb einer wohltemperierten emotional-ideologische Komfortzone ohne Haftung, mit angenehmem Ambiente und attraktiven Untergebenen.
      Ein anderes Indiz für die Hilflosigkeit der Soziologie ist nämlich die aktuelle Flut an Büchern zur „soziologischen Theorie“, die gerade demonstriert, dass es keine „soziologische Theorie“ im Sinne von systematischer Wissenschaft gibt.
      Die Soziologie benimmt sich wie ein Blatt Papier auf dem Ozean, das sich einbildet, ein seetüchtiges Schiff zu sein, das auf dem Ozean der sozialen Realität weiß, welcher Kurs anliegt. Als Kapitän weiß ich, wovon ich rede.
      Der viel beschworene populäre Methoden-Pluralismus ist zu einer relativistischen Ideologie entartet, die ihre zufällig erzielten Resultate als systematisch erzielte Glanzleistungen verkauft, ohne mit zu bekommen, das sie nicht weiß, warum ihre Erkenntnisse Erkenntnisse und nicht bloße Meinungen sind.
      Diese Tatsache erklärt auch die offensichtliche Distanz zwischen erfolgreich arbeitenden Soziologen in der Praxis und der Universitäts-Soziologie.
      Persönlichkeiten, die sich im Dschungel der Hilflosigkeit konstruktiv Orientierung verschafft haben, sind als Persönlichkeiten erfolgreich, nicht als Soziologen. Früher nannte man das bei den Soziologen „aktive Professionalisierung“. Nichts Neues.
      Ich bekam eine hoch dotierte Ausbildung bei Merrill Lynch und an der Wallstreet 1983 in Konkurrenz zu Juristen und Wirtschaftswissenschaftlern, OBWOHL ich Soziologe war.
      Die heutigen Soziologen haben noch den Vorteil, dass sich die Konkurrenz-Disziplinen im Zuge von Bologna, dem demokratischen Massen-Studium usw. dem Niveau der Soziologie angenähert haben.
      Erkenntnistheorie, Ontologie und Wissenschaftstheorie kann man zwar explizit im Rahmen der Demokratisierung des Denkens vermeiden, implizit bestimmen sie allerdings immer den Stellenwert von Erkenntnis.
      Die systemische Praxis hat gesellschaftlich Erfolg, weil ihr „Versuch und Irrtum“ der demokratische Ersatz für wissenschaftliche Theorie und systematisches Denken ist. Obwohl sie sich gerne anders darstellt, hat sie mit der komplexitätsverliebten, intellektualistischen Systemtheorie meistens kaum etwas zu tun. Sie ersetzt Erkennen durch Probieren. Immerhin ergänzt sie die experimentelle Dimension auf der Interaktions- und Organisationsebene. Auf der gesellschaftlichen Ebene ist das allerdings offensichtlich kein Ersatz für eine wissenschaftliche Theorie und ihre empirische Überprüfung.

      Gerhard Schwartz
      13. November 2014 um 13:00
      Lieber Thomas Etzemüller,
      Interdiziplinarität wird schnell zu einer Erkenntnis hemmenden Ideologie, wenn die Partner oder einer der Partner seine Identitätsprobleme dahinter verbirgt.
      Der möglichen, aktuell nicht existierenden, WISSENSCHAFTLICHEN Soziologie ginge es, um den SYSTEMATISCHEN Blick auf historische Zufälligkeiten und historische Komplexität.
      Ihr Thema ist die realitätsadäquate REDUKTION von historischer Komplexität auf der jeweils der sozialen Komplexität angemessenen Abstraktionsebene.
      Es ginge um Strukturen und ihre Produktion von Normalität, um ihre Gesamtverteilung sozialen Verhaltens inklusive der Abweichungen, um ihre Variabilität.
      In meiner Betonung, ich wiederhole mich, eines „UMFASSENDEN“ Blicks auf soziale Prozesse und soziale Realität, ist gerade der Nationalsozialismus ein hervorragendes Beispiel für den WISSENSCHAFTLICH-SOZIOLOGISCHEN Blick auf soziale Realität, weil hier besonders deutlich wurde, wie STRUKTUREN statistische Normalität und soziales Verhalten determinieren.
      Wesen, Fundament, Struktur eines Phänomens ist angemessener über Extreme zu begreifen. Wenn Sie z.b. begreifen wollen, warum BEZIEHUNGSmorde die häufigste Form des Mordes sind ist eine Atlantiküberfahrt von zwei Freunden auf einem Segelboot geeigneter, auf der ein Freund den anderen ermordet, weil er es nicht mehr erträgt, wie sein Freund die Marmelade auf Brot schmiert, im Vergleich zu einem Small Talk zwischen zwei Freunden im Bistro.
      Die Normalität sozialen Verhaltens von 1933- 1945 ist genau so strukturell geprägt gewesen wie die Normalität des sozialen Verhaltens in der DDR oder wie das statistisch normale Verhalten in der liberal-kapitalistischen Konsens-Demokratie der Jetzt-Zeit geprägt wird.
      Die Marginalisierung dieser Extreme bis zur absurden Behauptung der „Unerklärbarkeit nationalsozialistischer Phänomene“ oder der „Singularität“ dieser Ereignisse ist logisch-wissenschaftlich nicht nachvollziehbar , sondern lediglich emotional-ideologisch verständlich.
      Um die Charakterisierung einer Arbeit des kürzlich von der DGS geehrten Soziologen, Zygmunt Baumann („Dialektik der Ordnung. Die Moderne und der Holocaust“), zu zitieren, wobei natürlich zu berücksichtigen bleibt, dass der Nationalsozialismus als Phänomen soziologisch nicht auf den Holocaust reduziert werden darf:
      „Die Soziologie beschäftigt sich mit der modernen Gesellschaft – dennoch ist es ihr nicht gelungen, zur Erkenntnis eines der spezifischen und zugleich erschreckendsten Aspekte der Moderne etwas beizutragen: dem Holocaust. Zygmunt Baumann zeigt in seinem Hauptwerk, wie die Soziologie mit diesem Phänomen methodisch umgehen könnte, mehr noch: was der Holocaust für die Soziologie bedeutet. Keine der traditionellen Lehrmeinungen der Soziologie kann in Zygmunt Baumanns Analyse bestehen. Weder diejenige, die den Holocaust als ein Ereignis der jüdischen Geschichte interpretiert, noch diejenige, die den Holocaust als Produkt “barbarischer” Verhaltensweisen betrachtet, die vom zivilisatorischen Fortschritt langsam überwunden werden. Im Gegenteil, der Holocaust selbst muss als Ausdruck der Moderne verstanden werden: in diesem Sinne ein “normaler Vorgang” – immer und überall wiederholbar.“

      Gerhard Schwartz
      3. Dezember 2014 um 17:39
      Lieber Thomas Etzenmüller,
      so viel Reduktionismus hätten ich Ihnen als Historiker gar nicht zugetraut, um abseits der Komplexitäts-Ideologie zum Wesentlichen vorzudringen. Aber Vorsicht, hier könnte Erkenntnis objektiver Realität lauern.
      Entschuldigung, wie konnte ich nur vergessen, dass es sie überhaupt nicht gibt.
      Leider verbirgt sich hinter diesem schlichten Hinweis auf die „Realität“ bei Luhmann wieder das gesamte Thema des radikalen Konstruktivismus mit seiner „aufgeblasenen Rhetorik“ (Markus Gabriel), die den wissenschaftlichen Fortschritt der Soziologie verhindert.
      Mein verehrter Lehrer, Jurist und Brauerei-Besitzer-Sohn Luhmann bezieht sich in seinen erkenntnistheoretischen Grundlagen bekanntermaßen auf Spencer-Brown, der das Verhältnis „Ontologie-Erkenntnistheorie“ auf Wahrnehmung und Erkenntnistheorie reduziert und damit folgerichtig in der „Leere“ landet.
      Spencer-Browns Ansatz ist philosophisch-spirituell sicherlich auf den ersten Blick spannend (auf den zweiten nicht hinreichend), befindet sich allerdings SOZIOLOGISCH auf einem vollkommen unangemessenen Abstraktionsniveau, wenn damit soziale Realität begriffen werden soll.
      Da ist der Philosoph Searle mit seinem Buch „Die Konstruktion der gesellschaftlichen Wirklichkeit. Zur ONTOLOGIE sozialer TATSACHEN.“ soziologisch schon eher ziel führend.
      Für Luhmann ist Realität ein „KONSTRUKT beobachtender Systeme. Sie zeigt sich in Systemen an Widerständen des Systems gegen die Operationen des Systems. STATT einer realen Außenwelt wird die Realität (Konstrukt…., G.Sch.) zum Widerstand der Erkenntnis“.
      Luhmann kommt natürlich ohne eine reale Außenwelt und ohne Ontologie aus, reale STRUKTUREN existieren für ihn schlicht NICHT.
      Aus dieser Perspektive ist der Weg zur Komplexitäts-IDEOLOGIE, wie ich die Wirkung der Systemtheorie genannt habe, vorgezeichnet und die daraus entstehende Verantwortungslosigkeit gegenüber REALEN STRUKTUREN (formal und unbewusst) in Soziologie und Gesellschaft nur für eine emotional-ideologisch dominierte Soziologie mit ihrer Vorliebe für individualistische oder interaktionistische Karikaturen strukturell-gesellschaftlich-kultureller Dimensionen begreifbar.
      Antworten
      Gerhard Schwartz
      3. Dezember 2014 um 22:50
      Mein letzter Kommentar bezog sich auf diesen Kommentar:
      Thomas Etzemüller
      28. November 2014 um 15:51
      Hm – Luhmann sagt aber explizit, dass es eine Realität gibt. Aber was ist ihr Stellenwert?

      Gerhard Schwartz
      4. Dezember 2014 um 20:22
      Netter konstruktivistischer Versuch, den Konstruktivismus und die Sicht auf Luhmann konstruktivistisch zu relativieren.
      Jetzt ist Luhmann plötzlich ein alteuropäischer Ontologe, der nur auf die unterschiedlichen Wahrnehmungen der Realität aufmerksam macht. Entschuldigung. Das ist einfach nur lächerlich, Entschuldigung!
      Außerdem geht es geht mir natürlich nicht um dei “richtige” Interpretation Luhmanns. Diese philologische “Kleinarbeit” interessiert mich in keinster Weise, die überlasse ich liebend gerne Ihnen!
      Inhaltlich nicht sehr überzeugend,rhetorisch, wie nannte Markus Gabriel das auch noch mal.
      Kein ontologischer Realist neueren Datums bestreitet die unterschiedlichen Wahrnehmungen der Realität, das verwechseln Sie mit dem naiven Relativismus früherer Jahrhunderte.
      Wenn es Ihre emotional-ideologischen Scheuklappen und Ihre Fetischisierung Luhmanns zu lassen, versuchen Sie es mal zum Einstieg mit Markus Gabriel (Hg.) “Der neue Realismus”, in dem Searle auch übrigens einen Beitrag leistet!

      Gerhard Schwartz
      6. Dezember 2014 um 21:35
      Na, dann wollen mir mal etwas Ordnung schaffen, Beobachter der Beobachtung des Beobachters!
      Offensichtlich urteilen Sie über Themen, von denen sie absolut keine Ahnung haben, wenn Sie schreiben „WENN ontologische Realisten neueren Datums nicht die unterschiedlichen Wahrnehmungen der Realität bestreitet, ….“, als sei es eine unwahrscheinliche, spektakuläre Neuheit, das es nicht um einen NAIVEN Realismus gehe.
      Als „Beobachter der Moderne“ sollten Sie mal den Augenarzt wechseln!
      Wenn Sie so viel Ahnung vom „Neuen ontologischen Realismus“ oder von ontologischen Fragen überhaupt hätten wie ich von Luhmanns Systemtheorie, die ich bei ihm persönlich studiert habe, hätten wir eine Basis für ein sinnvolles, vernünftiges Gespräch jenseits dieser emotional-ideologischen Schaumschlägerei.
      Komplexitätstheoretisch den Begriff „Ontologie“ so weit aufzublasen, bis er der Leere Spencer-Browns entspricht, sind typisch für die intellektualistisch-rhetorischen Verrenkungen, die nicht weiter führen. (s. auch Raschs „Perversions-Konzeption“ der Luhmannschen „Ontologie“)
      „worin unterscheidet sich der neue ontologische Realismus denn dann vom einem gemäßigten Konstruktivismus?“
      Das könnte ich Ihnen jetzt sehr wohl erläutern.
      Aber entweder ist das keine echte Frage, sondern der billige Versuch einer sophistisch-rhetorischen Provokation, oder Sie haben schlicht noch weniger Ahnung, als ich Ihnen unterstellen muss, um mir überhaupt die Mühe zu machen, zu antworten.
      Searle ist ein Philosoph, den ich schon mehrmals erwähnt habe, der dem „Neuen ontologischen Realismus zugerechnet wird, und den Sie argumentativ ausführlich gewürdigt haben.
      Hier eine Kapitel-Überschrift, die Luhmann, falls es überhaupt noch um Luhmann geht, mit Begeisterung unterschrieben hätte:
      „Die STRUKTUR des gesellschaftlichen Universums: Wie der Geist eine OBJEKTIVE gesellschaftliche Wirklichkeit erschafft“,
      nachzulesen in dem schon erwähnten Buch von Markus Gabriel!
      Searle passt übrigens perfekt zu der von mir angedeuteten „Soziologie des Unbewussten“.

      Gerhard Schwartz
      2. Dezember 2014 um 07:35
      Lieber Thomas Etzemüller,
      Wissenschaftsgeschichte im Verhältnis zu Wisssenschaftstheorie (historisch und systematisch), herrliches Thema!
      Ungern unterbreche ich den lebendigen, faszinierenden, fast idealen interdisziplinären Diskurs zweier identitätsstarker Partner.
      Ein wunderbares Vorbild für Habermas’ Vorstellung vom idealen GESELLSCHAFTLICHEN Diskurs unterschiedlichster Perspektiven, Erkenntnisfähigkeiten und -interessen.
      Aber als Soziologe brennen mir beim Thema „Wissenschaftsgeschichte und Wissenschaftstheorie“ zwei Fragen auf der Zunge und auf der soziologischen Seele:
      1.) Wie sehen Sie als Historiker die Wissenschaftsgeschichte der
      SOZIOLOGIE von 1933 – 1945?
      2.) Welche wissenschaftstheoretischen Implikationen hat diese Phase
      der Geschichte der Soziologie für Sie als Historiker und welche
      soziologisch-systematischen Phantasien tauchen eventuell bei
      Ihnen auf in Relation zu dem von Gerhard Wagner zu Recht
      konstatierten und von mir zitierten „Absturz der Soziologie“?

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