Heute ein Ausflug ins schöne Bern, um den Kongress der Schweizer Gesellschaft für Soziologie zu besuchen. Und darum hier ein ganz subjektiver Erfahrungsbericht der SozBloggerin:
Im ersten Panel, das ich jetzt gerade besuche, geht es um „Eliten- und Unterschichtenmedien: Abschichtung und Segmentierung der Öffentlichkeit“. Interessant ist, mit wie viel voraussetzungsreichen Begriffen dabei operiert wird, wie viel „unsichtbare“ Theorie in den Konzepten der empirischen, eher quantitativ orientierten Vorträge vorkommt. In vier Beiträgen wird der Wandel des Mediensystems im Hinblick auf soziale Schichtung in den Blick genommen. Drei Beiträge beschäftigten sich mit dem Wandel des Publikums und der medialen Angebote, der jetzt laufende, vierte Beitrag nimmt das „Prekariat des Schweizer Journalismus“ unter die Lupe.
Kurt Imhof und Esther Kamber haben bisher als einzige eine gesellschaftstheoretische Perspektive auf ihren empirischen Gegenstand geworfen. Ihre These (ich hoffe, ich habe sie richtig verstanden) lautet, dass sich Bildung und Medienkonsum entkoppeln. Es finde eine Bourlevardisierung der unteren Schichten statt – und eine Elitisierung der qualitätsjournalistischen Angebote. In der Konsequenz werde der Begriff der Öffentlichkeit prekär, da von einem geteilten Referenzhorizont des Publikums nicht mehr ausgegangen werden könne (wenn es ihn denn je gegeben hat). Spannend an dem Vortrag ist die Verbindung theoretischer Angebote (Differenzierungsparadigma) und einer ausführlichen empirischen Studie, die ich mir unbedingt besorgen muss.
In anderen Vorträgen wurde die gesellschaftstheoretische Position schneller abgehandelt, bspw. mit einem laxen Verweis auf Habermas und Deliberation im Nebensatz – und den pfadabhängigen kulturpessimistischen Konsequenzen für das, was das Ergebnis der Vortrags war: die Integration der Gesellschaft wird durch Online-Medien gefährdet. Das Abendland geht unter. Schon wieder.
Schön dass Sie das SozBlog am Konferenzbesuch teilhaben lassen. Kongresse und Tagungen gehören ganz generell mehr ins Rampenlicht. Und im Speziellen freut es mich, dass die SGS-Tagung mal in den Blick gerät. Viel Spaß & Gute Anregungen!
Oh, danke für Ihre Nachricht, ich hatte schon Sorge, diese Beiträge seien furchtbar langweilig. Es ist ja doch sehr subjektiv, was man auf so einem Kongress mitbekommt – und was nicht… Herzlich, JS