SFB1265 goes DGS

von Nina Meier

Die um sich greifende Verbreitung digitaler Technologien, sowie weltweite Prozesse der Entgrenzung, die gemeinhin mit dem Begriff der Globalisierung bezeichnet werden, aber auch Praktiken der Begrenzung – von Fabian Gülzau in seinem Vortrag einprägsam als „Mauerbaufieber“ betitelt – verändern die Art und Weise, wie Menschen Räume erfahren, aber auch die Art und Weise, wie sie diese erschaffen. Auf diesen Wandel wirft der Sonderforschungsbereich (SFB) 1265 „Re-Figuration von Räumen“ seit Januar 2018 einen forschenden Blick. In der Sonderveranstaltung am 16.09.2020 gewährten Johanna Hoerning, Fabian Gülzau und Anna Steigemann Einblicke in einzelne Forschungsprojekte des SFBs, die sich mit unterschiedlichen Raumpolitiken befassen. Ergänzt wurden ihre Beiträge um eine Reflexion der wissenschaftlichen Arbeit an und im Sonderforschungsbereich selbst durch Séverine Marguin. Zunächst jedoch stellte Martina Löw (Sprecherin des SFBs 1265) den Sonderforschungsbereich in Kürze vor und verwies dabei auf eine Besonderheit der Öffentlichkeitsarbeit des SFBs, die unter anderem einen konkreten Zusammenhang zum DGS-Kongress aufweist: So legt der SFB in der Reflexion seiner Arbeit auch Wert auf die Verwendung künstlerischer Methoden. Ein Ergebnis dieser Überlegungen stellt die temporäre Kunstinstallation an der bauhaus reuse durch die Künstlerin Stefanie Bürkle dar. Anlässlich der Berlin Art Week 2020 sowie des 40.ten DGS-Kongresses ermöglichen es zwei Bildserien, An- und Einsichten des Kunst- und Forschungsprojektes MIGRATOURISPACE, Raummigration und Tourismus mit eigenen Augen zu betrachten. So soll der ins digitale Format übertragene DGS-Kongress einen physischen Anhaltspunkt am Berliner Ernst-Reuter Platz erhalten. Wie die Vorträge der Wissenschaftler*innen des SFBs, so behandelt auch diese Bilderinstallation die Frage, wie verschiedene Räume mit einander in Bezug gesetzt werden. Martina Löw und Nina Elsemann übernahmen zudem die Moderation der Sitzung.

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Für eine kompromisslose Diskussion der Modi von Wissensarbeit

Ein Gastbeitrag von Tino Heim, Dresden

 

Politische und akademische Debatten um die Krise der Wissensarbeit reproduzieren seit Jahren die gleichen Argumente und versanden in Symptom-Skandalisierungen, Mitleidsbekundungen für den ‚Nachwuchs‘ und Verheißungen ‚planbarer Karrieren‘. Diskutiert wird dabei mit Begriffen, die bestenfalls ideologische Funktion haben. Die gesellschaftliche Relevanz einer sich oft als ‚kritisch‘ attribuierenden Soziologie muss sich auch daran erweisen, ob diesbezügliche Diskurse in der DGS analytisch radikaler geführt werden und die Hinterfragung akademischer Hierarchien einschließen. „Für eine kompromisslose Diskussion der Modi von Wissensarbeit“ weiterlesen

Kommentare, Kritik und die Formen der Wissenschaftskommunikation

In den kommenden Tagen werde ich an einer großen internationalen Konferenz teilnehmen. Weil ich währenddessen auch sehr viele Aufgaben übernehmen muss, werde ich mich auch an den letzten Tagen meines Blogs nicht mehr besonders aktiv beteiligen können. Kommentare, die dann noch eingehen, werden deswegen vorläufig unbeantwortet bleiben müssen (oder verspätet beantwortet). Das ist vermutlich auch kein sehr großes Versäumnis, denn trotz eines vielversprechenden Beginns hielt sich das Kommentieren dieses Blogs in sehr engen Grenzen. Die Befürchtung, dass das Theorieblog im Sommerloch nicht die Form annehmen würde, die ich mir erhoffte, hatte ich ja schon mit meinem ersten Blogbeitrag (aber erst nach meiner Zusage an die DGS) geäußert. Die schrumpfende Zahl an Kommentaren mag an meinen Themen liegen. Wenn man jedoch die Beiträge und die Kommentare des Sozblog  Revue passieren lässt, dann fällt auf, dass die Beiträge zwar von einer relativ hohen Zahl an Besuchern angeklickt werden, aber relativ wenig kommentiert werden. Wer wissenschaftliche Vorträge hält, wird dieses Muster kennen. Nicht nur als Missverhältnis zwischen Publikum und Fragen, sondern, zuweilen, auch als Missverhältnis zwischen dem Ziel des Vortrags und dem, was gefragt wird. So unähnlich die technischen Formen und die medialen Formate sind, so weisen sie also eine gewisse Ähnlichkeit hinsichtlich der Art von Dialogizität auf – ein Thema, das, wie in einem früheren Blogbeitrag betont, gerade mit Blick auf die neuen Medien besondere Beachtung verdient.

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Latours Popanz: Über Mißverständnisse des Sozialkonstruktivismus

Nachdem ich das letzte Blog der Empirie gewidmet hatte, um das auszuführen, was ich als „populäres Wissen“ fasse, möchte ich mit diesem Blogbeitrag an die Ankündigung erinnern, das Sommerloch zu nutzen, um theoretische Fragen anzusprechen. Bevor ich auf das in meinen Augen so wichtige Projekt des „kommunikativen Konstruktivismus“ eingehen möchte, will ich diesen Blogbeitrag nutzen, einige Bemerkungen zum Ausgangspunkt dieses zu Projektes machen: dem „Sozialkonstruktivismus“. Denn obwohl der „Sozialkonstruktivismus“ und vor allem seine „Kritik“ allgegenwärtig ist, scheint es sich dabei häufig um einen Popanz zu handeln.

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