Aufbau durch Zerstörung

Mein letzter und zugleich erster Blogeintrag war dem schreibenden Reflektieren über das reflexive Schreiben gewidmet. Ich habe vieles außer Acht gelassen, unter anderem den wichtigen Punkt, dass der Umweg der Verschriftlichung uns allen, die wir in ‚Feldern‘ unterwegs sind, das vielleicht Beste, Schönste, Spannendste empirischer Forschung wegnimmt, ganz gleich, wie versiert wir uns beim zusammenbastelnden Schildern und Nacherzählen anstellen. Clifford Geertz nennt die Vorstellung, man könne bruchlos in Worten beschreiben, was man in der Forschungspraxis erlebt und gedacht hat, ‚Textpositivismus‘. Wenn solche schweren Beleidigungen wie das P-Wort ausgesprochen werden, muss das Thema ernst sein.

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Studentische Hilfskräfte und Mitarbeiter*innen. Feldsozialisation und studentische Arbeitskraftunternehmer*innen

Ein Gastbeitrag von Alexander Lenger, Karlsruhe, und Christian Schneickert, Magdeburg

 

Fragt man nach den strukturierenden Faktoren einer akademischen Karriere kommt man nicht umher, die zentrale Bedeutung einer Anstellung als studentische Hilfskraft anzuerkennen (wir sprechen im Folgenden auch von studentischen Mitarbeiter*innen, abgekürzt StuMi, um der Heterogenität der Anstellungsverhältnisse und Tätigkeitsbereiche gerecht zu werden und den unglücklichen, aber gängigen Begriff des ‚Hiwi‘ zu umgehen). Empirisch ist hinreichend belegt, dass die Tätigkeit als StuMi besondere Chancen für eine akademische Karriere eröffnet (BMBF 2006; Lenger 2008; Jaksztat2014). Entsprechend wird in der Ratgeberliteratur für Studierende und Nachwuchswissenschaftler*innen auch explizit hervorgehoben, dass ein Einstieg in die Hochschulkarriere idealtypisch über eine Anstellung als studentische Mitarbeiter*innen gelingt (Rompa 2010; Kaiser 2015). Vor diesem Hintergrund werden die entformalisierten Beschäftigungsverhältnisse von StuMis – ähnlich denen des akademischen Mittelbaus – mit deren wissenschaftlichen Weiterbildungseffekt gerechtfertigt (Regelmann 2004, 4).

Die Rolle von studentischen Hilfskräften im deutschen Hochschulwesen ist aber noch wesentlich komplexer. „Studentische Hilfskräfte und Mitarbeiter*innen. Feldsozialisation und studentische Arbeitskraftunternehmer*innen“ weiterlesen

Sozioprudenz

Von Joachim Fischer und Clemens Albrecht

Wird man eigentlich durch Soziologie sozial klüger? Wer Jura studiert, lernt nicht nur, das Recht richtig, sondern auch klug anzuwenden. Deshalb heißt es „Jurisprudenz“. Auch wer Medizin studiert, wird gerne gefragt, was man bei dieser oder jener Krankheit tun könne. Und Anglisten werden bei Englisch-Hausaufgaben zu Rate gezogen. Warum eigentlich nicht Soziologen, wenn es Schwierigkeiten in der WG gibt? Oder im Sportverein zwei unterschiedliche Fraktionen streiten? Wenn es eine interkulturelle Hochzeit, eine internationale Konferenz auszurichten gilt? Vielleicht hat das Fach hier eine bislang unterschätzte Aufgabe.

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Die Reaktivität von Rankings. Reduktion von Diversität durch mediale Ereignisproduktion

Zur Empfehlung des DGS-Vorstandes, aus dem CHE-Ranking auszusteigen 2

Thomas Kerstan geht in seinem Kommentar zu meinem Essay über die Kolonisierung von Bildung und Wissenschaft durch Rankings davon aus, dass die Entscheidung für einen Studienort durch das CHE-Ranking objektiviert wird, die Studienanfänger nicht nur auf Papa und Mama angewiesen sind, sofern diese überhaupt studiert haben. Ist das wirklich so? Und welche Evidenzen gibt es für die Reduktion von Diversität durch Rankings? Das soll im Folgenden weiter vertieft werden.

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