Wie schnell diese zwei Monate vergangen sind. Ich bin ein wenig traurig, werde die Kommentare und Mails vermissen. Während andere Texte über ein Jahr im Reviewprozess hängen, wird hier binnen Stunden geantwortet. Dieses direkte Feedback ist so scary wie aufregend wie erleichternd. Ich habe viele Eindrücke gewonnen, Menschen und Avatare kennengelernt (wer ist wohl Meta im echten Leben? Zu welchen Themen arbeitet BlogLeserin?) und viele gute Literaturhinweise erhalten. Close to the machine von Ellen Ullmann – eine Empfehlung von kasonze – liegt gerade neben mir. Und ich habe gelernt, schnell – na ja, relativ schnell – binnen Stunden statt Tagen, Wochen und Monaten – etwas zu schreiben.
Jasmin Siri
Der zweite Eindruck: Soziale Ungleichheit und die Diskursforschung
Nach einer Mittagsvorlesung über die Entwicklung der Einkommensverteilung in den USA fand eben der Workshop „‚Überflüssige‘, ‚Prekariat‘, ‚Hartzer’… Zum Zusammenhang von sozialer Ungleichheit(-soziologie) und Diskurs(-forschung)“ statt. In vier Vorträgen loteten die Vortragenden an unterschiedlichen Empirien aus, inwiefern sich die Diskursforschung eignet, die Konstruktion von Ungleichheit in den Blick zu nehmen und welche Rolle die Soziologie bzw. die Sozialwissenschaften für die Genese von Gruppen, die sie dann beobachtet, besitzen. Ein Disclaimer: kritisch und nörglerisch wird mein Fazit nicht ausfallen, da ich eine der Organisatorinnen der Gruppe (gem. mit Paula-Irene Villa) bin und dementsprechend für die Themenwahl und die Auswahl der Beiträge verantwortlich.
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Grüezi mitenand! – Ein erster Eindruck vom SGS-Kongress in Bern
Heute ein Ausflug ins schöne Bern, um den Kongress der Schweizer Gesellschaft für Soziologie zu besuchen. Und darum hier ein ganz subjektiver Erfahrungsbericht der SozBloggerin:
Im ersten Panel, das ich jetzt gerade besuche, geht es um „Eliten- und Unterschichtenmedien: Abschichtung und Segmentierung der Öffentlichkeit“. Interessant ist, mit wie viel voraussetzungsreichen Begriffen dabei operiert wird, wie viel „unsichtbare“ Theorie in den Konzepten der empirischen, eher quantitativ orientierten Vorträge vorkommt. In vier Beiträgen wird der Wandel des Mediensystems im Hinblick auf soziale Schichtung in den Blick genommen. Drei Beiträge beschäftigten sich mit dem Wandel des Publikums und der medialen Angebote, der jetzt laufende, vierte Beitrag nimmt das „Prekariat des Schweizer Journalismus“ unter die Lupe.
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Der Ausschluss ist Alltag
In den folgenden Beiträgen will ich versuchen, eine soziologische Annäherung an das Phänomen des rechtsterroristischen „Nationalsozialistischen Untergrund“ zu leisten. Dabei soll es weniger um die Terroristinnen und Terroristen und ihre konkreten Verbrechen gehen als darum, wie die Straftaten medial und politisch thematisiert wurden.
Sense and Sensibility #2 Vom Leiden profitieren?
Wie und wann profitiere ich als Autorin vom Leiden anderer? Wie kann ich der Position von Opfern in meinen Publikationen einen Raum geben? Wie verträgt sich das mit der kühlen soziologischen Beobachtung?
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Sense and Sensibility #1 Der Grundsatz der Anonymität unter digitalen Bedingungen
In diesem und dem nächsten Beitrag will ich zwei forschungsethische Probleme behandeln, die für meine aktuellen soziologischen Arbeit eine Rolle spielen. Ich habe (leider) keine Lösungen, sondern nur sehr viele Fragen anzubieten, die aber sicher nicht nur mich betreffen.
In der Hoffnung darauf, dass Reflexion an und für sich einen Wert hat, soll es heute zunächst um die Frage gehen, ob und wie sich der Grundsatz der Anonymisierung unter digitalen Bedingungen verändert.
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Kommentiert! (Weshalb ein Blog kein Oberseminar ist)
Bevor ich in den kommenden Beiträgen wieder zu soziologischen Beobachtungen komme, ist es mir ein Anliegen, noch einen weiteren Meta-Artikel abzusetzen. Und zwar zum Thema der Nichtnutzung der Kommentarfunktion aus Gründen der Zurückhaltung.
Ich selbst bin eine passive Blogleserin. Ich kommentiere selten und noch seltener schreibe ich mehr als eine Zeile Kommentar. Artikel, die mir gefallen, empfehle ich via Facebook oder Twitter weiter. Über Artikel, die mir missfallen, ärgere ich mich still oder lästere darüber in Personal Messages mit Freund*innen. Daher habe ich mich sehr über die vielen Kommentare, die ich bekomme, gefreut. Die Kommentarsituation ist aufregend, weil es schnelles Feedback gibt und ich mit Leuten diskutieren kann, deren theoretischen und praktischen Hintergrund ich nicht kenne, mit denen ich ohne diesen Blog vielleicht nie ins Gespräch gekommen wäre. Manche Menschen schreiben so bedacht und aufwändig, dass sie Stunden dafür gebraucht haben müssen. Das ist ein großes Geschenk. Ich war also von Anfang an sehr glücklich mit „meinen“ Kommentator*innen und habe mir gar nicht weiter Gedanken dazu gemacht…
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Für mehr #Soziologie auf Twitter #2
Zunächst will ich schreiben, wie sehr ich mich über all die #Soziologie-Tweets gefreut habe. Ich habe aufgegeben, die Posts, zu zählen, von der mageren Ausbeute vor einer Woche sind wir aber meilenweit entfernt. Außerdem findet sich auf der DGS-Seite nun ein Reiter (wenn sie etwas runterscrollen und den Blick rechts ausrichten, sehen sie ihn), der die #soziologie-Posts für all jene dokumentiert, die keinen Twitterzugang haben oder haben wollen. Très chic. In diesem Beitrag will ich – bevor ich mich in den nächsten Tagen wieder anderen Themen zuwende – einige der in der angeregten Diskussion in den Kommentaren zum ersten Beitrag gefallenen Argumente versammelt aufgreifen. Ich will dabei nochmal präziser herausarbeiten, weshalb ich der Meinung bin, dass Soziologinnen und Soziologen von der Beschäftigung mit Social Media profitieren können.
Für mehr #Soziologie auf Twitter #1
Es ist nicht zu übersehen, dass die etablierte deutschsprachige Soziologie sich der Nutzung digitaler Medien weithin enthält. Ein Beispiel hierfür: die wenigen #Soziologie-Posts im Microblogging-Dienst Twitter. Twitter ist ein Medium, dass es ermöglicht, kurze Nachrichten von 140 Zeichen abzusetzen, mit Links und Hashtags (#-Zeichen) zu versehen. Der Hashtag #Soziologie ermöglicht es beispielsweise, alle Nachrichten, die so ausgezeichnet wurden, zu betrachten, #SozBlog wäre der Hashtag für diesen Blog. Die Nutzung des Hashtag ermöglicht es, auch Nachrichten von Nutzerinnen und Nutzern zu sehen, denen man nicht direkt „folgt“ – deren Nachrichten man also nicht abonniert hat. Ich selbst habe das Medium durch eine Forschungsarbeit über politische Kommunikation kennen gelernt und bin seither sehr fasziniert von seiner potentiellen Reichweite und Schnelligkeit.
Nerds, Nerdettes #4 Die Nerdette (und zerstreute Tatsachen)
Nachdem bisher vor allem der Nerd im Vordergrund meiner Überlegungen stand – auf die Gender-Dimension nicht nur dieser, sondern auch vieler anderer Sozialfiguren wies ich bereits in einem früheren Post hin – wird es heute um die Nerdette gehen. Ich werde heute kein geschlossenes Argument präsentieren, sondern dazu einladen, die Geschlechtsdimension der Nerdiness als weibliche* Seite einer binär codierten Geschlechterunterscheidung (männlich/weiblich) zu debattieren.
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Nerds, Nerdettes #3 Provokation und Ächtung des Nerd
Könnte es sein, dass die Abwehr gegen die Piratenpartei mehr mit deren Nerdiness als mit Sachpolitik und Programmatik zu tun hat? Die harsche und oft recht emotional begründete Ablehnung der für ihr junges Alter doch vergleichsweise braven Partei wunderte mich schon 2009, als etablierte politische und publizistische Akteure erstaunlich heftig gegen sie zu polemisieren begannen. Doch dazu später mehr: Meine These für den heutigen Beitrag lautet, dass die Provokation, die die Piratenpartei für Manche darstellt, weniger in sachpolitischen Fragen oder in der politischen Konkurrenzsituation begründet liegt, als in der nerdiness der Partei.
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Nerds, Nerdettes #2 Die Anormalität des Nerd
Was bedeutet es, wenn Menschen von sich sagen: „Ich bin ein Nerd.“ Was bedeutet es, wenn Menschen über andere sagen: „Er/sie ist ein Nerd?“ Was bedeutet es, von „den Nerds“ im Plural zu sprechen? Mit dieser Frage will ich mich heute genauer auseinandersetzen.
Nerds, Nerdettes #1 Eine begriffliche Invasion?
Ist der Nerd eine Sozialfigur, die interessant genug ist, um mit ihr eine Reihe von Blogbeiträgen im SozBlog zu eröffnen? Ich denke schon. In dem schönen Buch „Sozialfiguren der Gegenwart“ von Stephan Moebius und Markus Schroer (2010) tummeln sich unter anderen der Berater, der Hacker, der Amokläufer, der Dillettant und der Bürger/Weltbürger. Wutbürger und Nerd fehlen noch. Den Begriff nerd gibt es schon seit den 1950er Jahren. Er stammt ursprünglich aus einem Kinderbuch. Ab den 1980er Jahren wird er auch benutzt, um Hacker und andere computeraffine Männer zu labeln. In den 1990er Jahren taucht der Nerd vermehrt in amerikanischen Comedy-Serien auf – ich denke bspw. an Steve Urkel aus Familiy Matters.
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