Weihnachten ist eine die Zeit, in der jede Menge Zeug angesammelt wird. Daher möchte ich mich in diesem Beitrag mit dem Thema Ballastabwurf beschäftigen. Ausgangspunkt ist das aktuelle Buch What Use is Sociology? (Cambridge 2014), in dem Zygmunt Baumann sich in Gespräche mit Michael Hviid Jacobsen und Keith Tester verwickeln lässt. Vielleicht eine neue Modeform, diese Dialoge zwischen Soziologen? Die Lektüre verspricht jedenfalls Aufregung pur.
Monat: Dezember 2013
Chöre und erzählerische Wahrheit
Für das Sozialkunstprojekt „Sein oder…“ (gefördert vom Jobcenter des Landkreises Karlsruhe) wurden sechs Monate lang Hartz-IV-Empfänger freigestellt, um unter künstlerischer Anleitung „ein Theaterstück aus dem eigenen biografischem Stoff zu weben“. Ein paar Stunden vor der Premiere (!) lädt mich die Regisseurin ein. Warum? Mitten im Stück wird mein Buch „Schamland“ auf einen Tisch geknallt. Damit soll effektvoll die Frage beantwortet werden, in welchem Land wir eigentlich leben. Vielleicht ist das auch eine soziologische Form? Ich weiß es nicht. Ich habe es als Autor einfach gerne gesehen und war dankbar für die Einladung. Aber die Frage, welche Form soziologische Texte annehmen könnten, beschäftigt mich permanent. Gibt es in der Soziologie etwas, das in der Literatur selbstverständlich ist – Eleganz? Wie könnte eine elegante Soziologie aussehen, die Komplexität erhält und dennoch Verständlichkeit ermöglicht?
Nützliche Armut
Am 23. November fand die Tagung „Nützliche Armut“ der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Wuppertal statt. Die Stiftung hatte auch das „Kritische Aktionsbündnis 20 Jahre Tafeln“ gefördert, daher sagte ich gerne für einen Vortrag zu. Vor dem Hintergrund meines Buches „Schamland“ legte ich auf der Tagung meine Kritik an der bundesdeutschen Tafelbewegung dar und erläuterte, warum freiwilliges Engagement Armutsbekämpfung nicht ersetzen kann. Der Titel der Tagung lehnte sich bewusst (und mit Erlaubnis des Autors) an ein Buch aus den 1980er an (Wolf Wagner: Die nützliche Armut. Eine Einführung in Sozialpolitik). Er traf den Kern des zu verhandelnden Problems perfekt.