Zum Valentinstag 2016 gab Eva Illouz in einem Essay in der Tageszeitung Haaretz den Rat, man möge doch statt der Liebesbeziehung zu huldigen lieber Freundschaften feiern. Sie argumentiert dabei folgendermaßen: Liebe – im Gegensatz zu Freundschaft – ist an ekstatische Gefühle gebunden, deren Grundlagen – seien diese (neuro-)biologisch, (neuro-)psychologisch, sozial konstruiert oder all dies gleich- und wechselseitig – zur Unkontrollierbarkeit neigen, zur Obsession. Dabei, so Illouz, sei eine gewisse Dringlichkeit zu beobachten, etwa wenn wir die andere Person begehren, berühren wollen und uns dafür in Autos und Züge setzen, das Land verlassen und den Schlaf vergessen. Diese führe final zu Schmerz. Der Schmerz orientiert sich in der Ausdrucksform am Status der eingegangenen Liebesbeziehung. Zu Beginn äußere er sich in Unsicherheit, dann in Eifersucht, zuletzt bestehe immer die Gefahr der Trennung. Illouz wünscht sich daher eine höhere Wertschätzung der Freundschaft, schließlich sei sie frei von Eifersucht, von Tragödie und böte sich damit auch nicht zur lächerlichen Darstellung in Komödien an. Freundschaft – so Illouz‘ kritischer Schluss – sei kapitalistisch nicht verwertbar: „friendship is a feeling experienced in freedom“. Nun ist Illouz nicht die einzige, die sich mit dem Spannungsfeld zwischen Liebe – ob romantisch oder partnerschaftlich – und Freundschaft beschäftigt und sich auf die eine oder andere Seite schlägt. Häufig essayistisch wird mal die Lebensweise als Single einem dichten Netzwerk aus Freundschaftsbeziehungen beschworen, wird thematisiert, wie sich aus Freundschaft endlich Liebe entwickelt oder Konflikte zwischen Freundschaft und Liebe beschrieben. Aber sind die Beziehungsformen wirklich so konträr? Wo sind aus soziologischer Perspektive nun also die Unterschiede, wo die Gemeinsamkeiten? „Die Sehnsucht nach der perfekten Dyade“ weiterlesen