The Presentation of Self in Digital Life

von Michael Wetzels

Es scheint sich wieder einmal, wenn auf die Ereignisse diesen Jahres geblickt wird, die Aktualität von Erving Goffmans berühmter Frage „What is it that‘s going on here?“[i] zu bestätigen. Allerdings hätte auch er nicht die beinahe schwindelerregende Dynamik vorausgesehen, welche eine ‚Gesellschaft unter Spannung‘ auszeichnet. Denn nicht nur die „Weltgesellschaft“[ii], sondern auch die DGS steht auf diesem digitalen Kongress unter ‚Spannung‘. Die Corona-Pandemie deckt wie keine andere „Singularität“[iii] der letzten Jahre die Brüchigkeit und Routinen auf, welche sich in das universitäre Leben eingebrannt haben. Ein digitaler Kongress mag zunächst wie ein Segen klingen. Statt Kaffee vom Buffet nun Genuss aus der hauseigenen Kanne, kein frühes Aufstehen und Rennen zum nächsten Seminarraum, alles digital, alles entspannt. Wirklich? Weit gefehlt. Denn in Routinen sind auch die Formen eingelassen, welche wir als Soziolog*innen nur zu gut kennen, nämlich wissenschaftliche Inszenierungen des Selbst. War vorher noch der Auftritt vor und in einem lokalen Livepublikum Teil solcher Inszenierungsstrategien, wechselt diese Form nun auch vom Analogen ins Digitale.

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Irrational Choice. Vermischtes

Schule. Befürworter einer lebensweltlich verwurzelten Sozialforschung werden mit Wohlgefallen zur Kenntnis nehmen, dass ich das Thema Schule in meinen Lehrveranstaltungen mit einem gehörigen Maß kritischer Schärfe anspreche. Aus biografischen Gründen entkomme ich der schönen Tradition nicht, die von großen Namen unseres Fachs in diesem Zusammenhang begründet worden ist. Denken Sie beispielsweise an Bourdieu, denken Sie aber auch an Luhmann – der implizite Rückblick auf die eigene Schulzeit schleicht sich in ihre Auseinandersetzung mit pädagogischen Fragen bald mehr, bald weniger aufdringlich ein. Volkmar Sigusch hat sinngemäß einmal geschrieben, dass die Zeit des Schulbesuchs in der nachträglichen Betrachtung für viele Menschen die Phase der größtmöglichen Freiheitsberaubung war. Dahingehend befragt, erhalte ich von Studierenden, jenen also, denen es mittlerweile besser geht, manchmal geradezu reflexartige Widerworte: Gerne würde man noch einmal die Schuljahre durchleben, es war interessant, lehrreich, hat Spaß gemacht usw., und wenn ich lange genug frage, wird mir vermutlich bald jemand erzählen, die Schule habe noch dazu ‚den Charakter gebildet‘.

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