Kriege, Kriegsgesellschaft, Zeitenwende

Beitrag 9: Der Erste Weltkrieg als paradigmatischer Fall kriegsgesellschaftlicher Transformation (III) – Patriotische Vergemeinschaftung

 Mit diesem Beitrag wird der Blog „Kriege, Kriegsgesellschaft, Zeitenwende“ fortgesetzt, zu dem bisher acht Beiträge in der Zeit von März bis Juni erschienen sind. Allgemein geht es dabei um die strukturelle Dynamik, die Kriege in der modernen Gesellschaft auslösen bzw. auslösen können. Die Grundthese dazu: Große, langdauernde, tendenziell totale Kriege führen zu einer gesellschaftlichen Transformation. In zeitdiagnostischer Absicht werden aktuelle Ereignisse und Entwicklungen im Zusammenhang mit Russlands Krieg gegen die Ukraine und die deutsche Betroffenheit thematisiert. Die These dazu ist, dass sich die Bundesrepublik Deutschland in einem Übergang von einer „reinen Zivilgesellschaft“ zu einer „Zivilgesellschaft im Krieg“ befindet.

In den bisherigen Beiträgen wurden sechs analytische Kategorien der kriegsgesellschaftlichen Transformation vorgestellt: Mobilisierungswettlauf, Zentrale Steuerung, Tendenziell diktatorische Spitze, Patriotische Vergemeinschaftung, Kriegsgesellschaftliches Dilemma, Zivilgesellschaftliche Re-Transformation. Als paradigmatischer Fall kriegsgesellschaftlicher Transformation kann der Erste Weltkrieg gelten, den ich als solchen anhand der analytischen Kategorien vorstelle. Dieser Beitrag befasst sich mit dem Phänomen der Patriotischen Vergemeinschaftung.

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Ethnic Violence or Colonial Violence?

Dr. Eilat Maoz is an anthropologist working at the Hebrew University of Jerusalem. She is currently a member of the Martin Buber Society of Fellows (MBSF), a joint German-Israeli program for postdoctoral fellows, supported by the German Federal Ministry of Education and Research (BMBF). In her work, she studies the political economy of organized violence, crime, and policing, in colonial and post-colonial situations, focusing on the Caribbean and Palestine/Israel and employing a comparative historical framework.

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Symbolische Grenzkonfigurationen in jüdisch-muslimischer Beziehungsarbeit

Partnerstädte Straßenbahn vor dem Frankfurter Hauptbahnhof © Arndt Emmerich

Im Gegensatz zu seinem zweifelhaften Ruf wird das Frankfurter Bahnhofsviertel von Migrant*innen, Diasporagemeinden und ihre Kinder mit unterschiedlichen hybriden Sprachen, Kulturen, Religionen und geteilten Minderheitenidentitäten häufig als ein sicherer Rückzugsort angesehen. Der jüdische Geschäftsmann Steinberg (alle Namen geändert), dessen Großvater seine Karriere als Zigarettenverkäufer im Bahnhofsviertel der 1950ziger begann, sagte dazu: „Das ist das Erstaunliche am Bahnhofsviertel. Jeder weiß, dass wir Juden sind, aber es ist nie ein Thema […] Es ist der einzige Ort, an dem ich mich ganz normal fühle, viel mehr als in diesen bürgerlichen, deutsch dominierten Orten, wo man sich immer ein bisschen anders fühlt“.

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