Bisher habe ich vor allem zwei verwandte Aspekte problematisiert, die für Koppetschs Erklärung rechtspopulistischer Mobilisierungserfolge zentral sind: zum einen ihre Darstellung kosmopolitischer Milieus (Teil II), zum anderen ihre These einer liberal-kosmopolitischen Hegemonie (Teil IV). In diesem fünften Teil gehe ich nun auf einen Aspekt ein, der im Buch gerade durch seine Abwesenheit auffällt, nämlich den Nationalsozialismus. Ausgangs- und Endpunkt bildet dabei die Frage, was die vielfach proklamierte Forderung, man solle die Wähler_innen der Rechten ernst nehmen, eigentlich bedeutet.
„Was heißt „die Wähler_innen der Rechten ernst nehmen“? Teil V einer Kritik an Cornelia Koppetschs Gesellschaft des Zorns“ weiterlesenSchlagwort: Nationalsozialismus
„cross over“ (D/CH 1996)
Ich habe diesen Film das erste Mal 1997 im Tübinger „Arsenal“ gesehen, seitdem hat er mich nicht mehr losgelassen. „Cross over“ ist kein Dokumentarfilm, sondern ein Filmessay über das Verhältnis von Tradition und Moderne. Er beginnt in Basel und führt in einem weiten Bogen den Rhein entlang über Kärnten und das Appenzeller Land zurück nach Basel. Ein Roadmovie, bei dem Bild und Tonspur, Musik und die Sprecherstimme von Stefan Kurt ein ästhetisch überwältigendes, poetisches Gemälde bilden. Es geht um Grenzüberschreitungen und Rückkoppelungen, die Erfindung von Traditionen in der Moderne und die Integration der Moderne in die Tradition. Linie und Kreis: 1958 verließ der Bauer Gsellmann seinen Hof, um das Brüsseler Atomium zu besuchen. Zurück, begann er unverzüglich mit dem Bau einer Weltmaschine, in die er die Artefakte des andauernden Fortschritts integrierte und in eine Kreisform zwang. „Cross over als Lebenswerk“ (Filmausschnitt 1). „„cross over“ (D/CH 1996)“ weiterlesen
Übergänge 33/45
Es ist mehrfach die Frage angeklungen, wie es mit dem Verhältnis von Wissenschaft und Nationalsozialismus aussieht. Eine gängige Interpretation war lange Zeit, dass Wissenschaftler und Disziplinen, die sich dem „Dritten Reich“ angedient hatten, den Boden der Wissenschaft verlassen haben. In der Soziologie wurde gar bestritten, dass es das Fach zwischen 1933 und 1945 überhaupt gegeben habe, bis Soziologiehistoriker diesen Mythos zerlegt haben. In der Geschichtswissenschaft hat diese Frage Ende der 1990er Jahre zu hochemotionalen Auseinandersetzungen zwischen älteren und jüngeren Historikern, den Schülern und „(Ur-)Enkeln“ geführt. „Übergänge 33/45“ weiterlesen