Dass eine Partei rechts von der Union in den Bundestag und im großen Rahmen in Landesparlamente einzieht, ist in der jüngeren deutschen Geschichte ein Novum.[1] Der sich so einstellende Eindruck einer Zeitenwende wurde durch zeitgleiche Entwicklungen in den USA (Trump) und dem Vereinigten Königreich (Brexit) noch verstärkt. Entsprechend ist die publizistische und wissenschaftliche Debatte über den jüngeren Aufstieg der Rechten hierzulande durch die Wahrnehmung geprägt, dass es sich um ein neues Phänomen handele, das neuer Erklärungen und Kategorisierungen bedürfe.
„Ein kurzer Überblick über den aktuellen Zustand des Rades anstatt eines weiteren Entwurfs für seine Neuerfindung: Cas Muddes „The Far Right Today““ weiterlesenSchlagwort: Rechtsextremismus
Was heißt „die Wähler_innen der Rechten ernst nehmen“? Teil V einer Kritik an Cornelia Koppetschs Gesellschaft des Zorns
Bisher habe ich vor allem zwei verwandte Aspekte problematisiert, die für Koppetschs Erklärung rechtspopulistischer Mobilisierungserfolge zentral sind: zum einen ihre Darstellung kosmopolitischer Milieus (Teil II), zum anderen ihre These einer liberal-kosmopolitischen Hegemonie (Teil IV). In diesem fünften Teil gehe ich nun auf einen Aspekt ein, der im Buch gerade durch seine Abwesenheit auffällt, nämlich den Nationalsozialismus. Ausgangs- und Endpunkt bildet dabei die Frage, was die vielfach proklamierte Forderung, man solle die Wähler_innen der Rechten ernst nehmen, eigentlich bedeutet.
„Was heißt „die Wähler_innen der Rechten ernst nehmen“? Teil V einer Kritik an Cornelia Koppetschs Gesellschaft des Zorns“ weiterlesenSense and Sensibility #2 Vom Leiden profitieren?
Wie und wann profitiere ich als Autorin vom Leiden anderer? Wie kann ich der Position von Opfern in meinen Publikationen einen Raum geben? Wie verträgt sich das mit der kühlen soziologischen Beobachtung?
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Deutsche Wirtschaftsregionen. Über die Regionale Variation der Lebenschancen in Deutschland
Nachdem ich nun Einiges über die soziale Konstruktion des Raumes geschrieben habe, möchte ich zurückkehren zum Wechselverhältnis von Wirtschaft und Raum. Wie ich bereits angedeutet habe, sind diese auf vielerlei Weise miteinander verbunden, etwa über die Verlängerung der Produktionsketten, die sich u.a. in Standortverlagerung und Globalisierung auswirkt. Gleichzeitig sind regionale Disparitäten eine altbekannte Dimension sozialer Ungleichheit. Die Sozialstrukturanalyse geht dabei klassischerweise von absoluten Raumvorstellungen des Behälterraums aus, d.h. sie nimmt Räume als gegebenen Handlungsrahmen. Dabei fallen u.a. gravierende Unterschiede der Lebens- und Arbeitsmarktchancen, d.h. es macht einen großen Unterschied, an welchem Ort man geboren wurde bzw. lebt.