Der Ernährer und die Hausfrau, oder: Der Arbeitnehmer und die Verbraucherin

Der Konsument und der Produzent sind nicht geschlechtsneutral: Der Arbeitnehmer (= Ernährer) ist historisch gesehen ein Mann, die Verbraucherin (= Hausfrau) eine Frau. Warum? Wie kam es dazu? Und welche Bezüge weisen Konsum- und Wirtschaftssoziologie zur Debatte um das Ernährer-Hausfrau-Modell sowie die weibliche Karrierechancen auf?

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Der Verbraucher und die Rolle des Konsums auf modernen Massenmärkten

Erst der Konsum schließt auf kapitalistischen Märkten den Güter- und Geldkreislauf. Gleichzeitig konstruieren Konsumenten in Interaktion untereinander und mit anderen Marktakteuren den sozialen Wert von Produkten und damit die Marktfähigkeit und den potenziellen Preis eines Produkts. Konsumentenmärkte sind damit zentral für die Entstehung von Produktpräferenzen.

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Deutsche Wirtschaftsregionen. Über die Regionale Variation der Lebenschancen in Deutschland

Nachdem ich nun Einiges über die soziale Konstruktion des Raumes geschrieben habe, möchte ich zurückkehren zum Wechselverhältnis von Wirtschaft und Raum. Wie ich bereits angedeutet habe, sind diese auf vielerlei Weise miteinander verbunden, etwa über die Verlängerung der Produktionsketten, die sich u.a. in Standortverlagerung und Globalisierung auswirkt. Gleichzeitig sind regionale Disparitäten eine altbekannte Dimension sozialer Ungleichheit. Die Sozialstrukturanalyse geht dabei klassischerweise von absoluten Raumvorstellungen des Behälterraums aus, d.h. sie nimmt Räume als gegebenen Handlungsrahmen. Dabei fallen u.a. gravierende Unterschiede der Lebens- und Arbeitsmarktchancen, d.h. es macht einen großen Unterschied, an welchem Ort man geboren wurde bzw. lebt.

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Managergehälter und Armutsbericht. Der Arbeitsmarkt als Mittler zwischen Wirtschaft und Gesellschaft

Während derzeit einerseits die öffentliche Empörung über zu hohe Managergehälter so weit geht, dass diskutiert wird, diese zu beschränken, berichtet der Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung, dass trotz relativ geringer Arbeitslosenquoten etwa jeder siebte Bundesbürger von Armut bedroht ist. Dies verweist auf die besondere Rolle, die der Arbeitsmarkt in modernen Gesellschaften – und die Soziologie – hat.

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Rassismus – und was noch? Soziologische Anmerkungen zu den Neonazi-Morden (SozBlog 2012, Treibel 4)

Annette Treibel, 24. Februar 2012, für SozBlog, den Blog der Deutschen Gesellschaft für Soziologie 

Am 23. Februar 2012 fand im Konzerthaus am Berliner Gendarmenmarkt die Gedenkfeier für die Opfer der Neonazi-Morde statt. In den Jahren 2000 bis 2006 wurden Enver Simsek, Abdurrahim Özüdogru, Süleyman Tasköprü, Habil Kilic, Mehmet Turgut, Ismail Yasar, Theodoros Boulgarides, Mehmet Kubasik und Halit Yozgat sowie Michèle Kiesewetter im Jahr 2007 offensichtlich von Mitgliedern der Gruppe „Nationalsozialistischer Untergrund“ ermordet. Für die Angehörigen, von denen viele gestern anwesend waren, waren Neonazis als mögliche Täter in Frage gekommen. Auch einige wenige Ermittler hatten dies offensichtlich nicht ausschließen wollen. Aber tatsächlich wurden diese Verbrechen nicht in einen Zusammenhang und schon gar nicht mit neonazistischer Gewalt gebracht. Neun ermordete Migranten, eine ermordete Polizistin – bis zum November 2011 undenkbar, dass Landes- und Bundesbehörden von Polizei über Verfassungsschutz bis Innenministerien auf dem ‚rechten Auge so blind‘ sein konnten. „Rassismus – und was noch? Soziologische Anmerkungen zu den Neonazi-Morden (SozBlog 2012, Treibel 4)“ weiterlesen

Rock wie Hose. Feminismus Reloaded

Ich gestehe, dass mich die – überaus willkomme­nen – Kommentare zu meinem letzten Eintrag überrascht haben. Dass Minirock und femini­stisches Engagement einander widersprechen, dies zu behaupten lag und liegt mir fern. Wer Alice Schwarzers Biografie gelesen hat, wird hier reichlich Belege dafür finden, dass ›im Geiste von Alice‹ feministische Politik machen bereits bei dieser selbst hieß, Politik (auch) im Minirock zu betreiben. Dies als Widerspruch zu begreifen, liegt mir im Übrigen ebenso fern, wie etwa anzuneh­men, dass sich unter Kopftüchern keine femini­stischen Haltungen finden lassen. Worum es mir vielmehr ging, war, jene diskursive Bewegung kenntlich zu machen, wie diese doppelte Bewe­gung der simultanen Aneignung und Abstoßung von Feminismus zu verstehen ist. Schauen wir uns diese daher noch einmal genauer an. „Rock wie Hose. Feminismus Reloaded“ weiterlesen