Die Tatsache, dass die Initiatorinnen der Akademie dieser das Wort „Soziologie“ beigesellen, hat für viel Verdruss gesorgt, selbst bei wohlmeinenden Kollegen, die den umgekehrten Verdruss der Akademie-Gründerinnen über die aktuelle Verfassung der DGS und ihrer Gremien in größeren Teilen nachvollziehen konnten, aber sich und ihre Art Soziologie zu treiben in der Akademie nicht wiederfinden. Hätte sich eine „Akademie für standardisierte Sozialforschung“ gegründet, hätten sich manche vielleicht gefragt: Wofür brauchen wir so etwas? Empörung wäre aber vermutlich nicht aufgekommen.
What’s in a name? Mir fiel dazu kürzlich ein Zitat des Begründers der Tübinger Soziologie, Ralf Dahrendorf, in die Hände:
„Soziologie ist das, was die Leute, die sich Soziologen nennen, tun, wenn sie von sich sagen, daß sie Soziologie betreiben. Mehr nicht. Die Suche nach ‚der Soziologie‘, als sei sie ein Ding, gar ein Ding an sich, ist reine Metaphysik, boden- und hoffnungslos zugleich. … Gewiß ‚darf man fragen, ob eine wissenschaftliche Disziplin ‚im Kern‘ so etwas wie eine ‚innere Einheit‘ darstellt‘; nur eine Antwort auf die Frage darf man nicht erwarten. Es gibt keinen Kern von Fachdisziplin und auch keine innere Einheit, sondern nur deren historisch gewachsene äußere Mehr-oder-minder-Einheit. Alle weiteren Fragen sind empirisch: was verbindet die Leute, die sich zugehörig fühlen, wenn sie ihr Tun mit dem Namen des Faches zieren?“ [1]
Es können also, mit Dahrendorf gesprochen, Leute etwas tun, was sie Soziologie nennen, und dann ist es auch Soziologie. Nun würden wir vermutlich „Organisation und Repräsentation“ weiterlesen