Vom Buchdruck zum Social Web: Medien zwischen Subversion und Reproduktion

Von Benjamin Köhler

Medienentwicklung (als technischer Wandel) und Veränderungen gesellschaftlicher Strukturen (als kultureller Wandel) bedingen sich immer wechselseitig (vgl. Ogburn 1957, Gillwald 2000), wobei neue soziale Praktiken und Techniken einen langen Weg des Aushandelns und Ausprobierens gehen (vgl. Jäckel 2005; Rammert 2007). Techniken und Medien werden dabei von Menschen entworfen, routinisiert und langfristig so in die alltäglichen Praktiken verinnerlicht, dass sie zum festen Teil des Menschseins werden und einerseits Umbrüche provozieren, andererseits, etablierte Praktiken und Institutionen aufrechterhalten können. Die Pioniergeneration hat immer zu Beginn der Nutzung neuer Medien die Chance, vorübergehende Gegenöffentlichkeiten zu schaffen und gegenwärtige Herrschaftsstrukturen zu irritieren oder sogar fundamental in Frage zu stellen (vgl. Wimmer 2008; Winter 2010). In meinem zweiten Beitrag möchte ich mich eher mediensoziologisch mit dem Wandel von Medien im Spannungsfeld zwischen Subversion und Reproduktion beschäftigen und dabei den Buchdruck, das Fernsehen und das Social Web in den Vordergrund rücken.

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Ostdeutschland: Blockierter Umbruch?

Von Benjamin Köhler

Nach unseren ersten Beiträgen zu Kriminalität und Migration werde ich im Folgenden ein eher regionalsoziologisches Thema in den Vordergrund rücken, das sich mit den Umbrüchen in Ostdeutschland beschäftigt. Dazu möchte ich einführend auf die Filme Nicht mehr – noch nicht und Neuland-denken der Filmemacher Daniel Kunle und Holger Lauinger hinweisen, die auf eine filmische Reise durch Ostdeutschland gehen, sich mit dem demographischen Wandel und Schrumpfungsprozessen ebenso wie mit der wirtschaftlichen Krise auseinandersetzen. Gleichzeitig hebt der Film aber die Chancen und Möglichkeiten im Umbruch hervor, in denen neue Lösungsansätze und alternative Pfade versucht werden. Wie ich im Folgenden zeigen möchte, sind Blockaden im Umbruch hier nicht nur in den vermeintlich ostdeutschen Prägungen und der ehemaligen DDR, sondern vor allem in den Umbrüchen und dem Institutionen- und Elitentransfers aus Westdeutschland selbst zu suchen. Dabei werde ich mich hauptsächlich auf aktuelle Diskurse im Rahmen der Ostdeutschlandforschung beziehen. Eine Diskussion soziologischer Ansätze zu Innovation und Wandel soll dabei nicht im Vordergrund stehen. Zuletzt möchte ich ein paar Gedanken zur sozialwissenschaftlichen Reflexion zum ostdeutschen Wandel verlieren bevor ich einige Fragen in den Raum stelle.

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Über die Suggestion steigender Delinquenz im Zeitalter der Medialisierung

Von Sarah Kaschuba

Soziale Umbrüche und Gesellschaften im Wandel – dieses Thema wirft sicher für viele Menschen, zumindest aber für Soziologieinteressierte, eine Menge Fragen auf. Auf einige dieser werden wir in unserer Blogreihe eingehen. Einen Aspekt stellt der Prozess der zunehmenden Medialisierung dar. Welche Auswirkungen haben die modernen Kommunikationsmittel auf die Wahrnehmung und Verhaltensweisen in unserer Gesellschaft? In diesem Artikel soll es darum gehen, wie in Zeiten von ständigem Informationsfluss über Internet, Fernsehen und Radio die Entwicklung der Kriminalität dargestellt wird – und welchen Einfluss das auf die Rezipient_innen hat.

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soziologiemagazin goes SozBlog zum Thema „Umbrüche und sozialer Wandel“

Von Sarah Kaschuba, Benjamin Köhler und René Wolfsteller

Für den Monat Juli haben wir als Redaktion des soziologiemagazin e.V. die Ehre und das Vergnügen, den SozBlog der DGS (Deutschen Gesellschaft für Soziologie) mit Inhalten zu füllen. Wir möchten diese einmalige Gelegenheit dazu nutzen, verschiedene Schlaglichter auf den Themenkomplex „Umbrüche und sozialer Wandel“ zu werfen. Unabhängig vom Thema mag sich manch_e SozBlog-Leser_in jedoch wundern, was wir als ein mehrheitlich studentisches Redaktionsteam nun hier tun, was genau wir zum fachlichen Diskurs beizutragen haben, da wir bisher weder formell ausgezeichnete, noch durch weitläufige Zitation anerkannte Soziolog_innen sind. Aber vielleicht deutet dieser Umstand bereits auf eine besondere, dem Medium Blog eingeschriebene Praxisweise hin, nämlich: einen offenen und öffentlichen Austausch über institutionelle Statusgrenzen hinweg zu ermöglichen; das heißt im hiesigen Fall, den soziologisch-fachlichen Austausch unabhängig von der wissenschaftlichen Reputation seiner Sprecher_innen zu befördern. Hinzu kommt: Oftmals sind es die Studierenden, die in ihren Projekt- oder Abschlussarbeiten mit als Erste die etablierten Analysewerkzeuge und Konzepte der Soziologie auf aktuelle Phänomene des sozialen Alltags anwenden, sie entsprechend modifizieren oder verwerfen, und womöglich Verbindungen zwischen Positionen erkennen, die im etablierten Kanon gemeinhin als unvereinbar gelten. Auch ohne den Mythos vom „Humboldtschen Bildungsideal“ zu bemühen, ist also leicht einzusehen, dass es sich lohnen kann, dieses große Kreativitäts- und Innovationspotenzial, das auf Seiten der Studierenden schlummert, zu fördern und in fachliche Diskurse mit einzubeziehen.

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