Von der Erschöpfung zur Erneuerung utopischer Energien?

Jürgen Habermas sprach in den frühen 1980er Jahren von einer „Erschöpfung der utopischen Energien“, die mit der „Krise des Sozialstaates“ einherginge. Seither wurden viele sozialstaatliche Errungenschaften demontiert. Die von konservativen Regierungen unter Reagan, Thatcher und Kohl begonnenen neoliberalen „Strukturanpassungen“ wurden in unterschiedlicher Akzentuierung indes auch unter Clinton, Blair und Schröder fortgeführt. Statt zum Ausbau der Demokratie kam es auch unter sozialdemokratischer Regierungsführung zum Abbau öffentlicher Leistungen, zur Vertiefung sozialer Ungleichheiten und sich verbreitender Prekarisierung. Die enormen Produktivitätsgewinne aus Automation, Digitalisierung und Globalisierung wurden weitestgehend von Unternehmen einkassiert. Oligopolistische Großkonzerne wie Amazon, Facebook, Google und Microsoft durften sich sogar über Jahre hinweg ernsthafter Besteuerung entziehen. Zwar hängt die jüngste Welle von Wahlerfolgen rechtsgerichteter Demagogen mit autoritär-populistischen Programmen von einer Vielzahl je nach Land in der Gewichtung variierender Faktoren ab, ermöglicht worden ist sie aber insbesondere von einem eklatanten Mangel an demokratischen Visionen.

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The women’s march is (and isn’t) feminist

Neulich war ich eingeladen, mit Ihnen einige Gedanken über der Stand der US-Politik aus soziologisch-feministischen Sicht mitzuteilen. I’ve decided that I am less likely to mislead if I pick my words carefully in English rather than venture off in my sometimes miserable German. Aber es wird mich sehr freuen, wenn Sie etwas dazu zu schreiben möchten, entweder auf deutsch oder englisch, wie auch Sie wollen.
Also, los!

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Soziologischer Monatsrückblick Juli 2013

von Betty Zepernick

Im Juli hatten wir die Ehre, den Sozblog der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in der Sommerpause mit einigen Beiträgen zu gestalten. Ebenso wie unser derzeitiger Call4Papers drehten sie sich um das Thema „Krisen und Umbrüche“ und handelten von den verschiedensten Aspekten des Wandels. Vornehmlich ging es um gesellschaftliche Veränderungen durch zunehmende Medialisierung und technologischen Wandel, aber auch die Ungleichheit in urbanen Räumen und Probleme des Wandels in Ostdeutschland wurden thematisiert.

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Gesundheitsagenten und Selbstoptimierer: Gesundheit als Konsumgut in der marktorientierten Selbstführung

von Betty Zepernick

Mit diesem Blogbeitrag soll auf eine weitere Facette des Sozialen Wandels eingegangen werden. Neben vielen verschiedenen Phänomenen wie dem technologischem Fortschritt oder der demographischen Entwicklung hin zu einer stetig alternden Gesellschaft lässt sich hier auch die zunehmende Individualisierung beobachten. Das bedeutet, dass sich viele verschiedene Aspekte des Lebens immer mehr der staatlichen Fürsorge aber auch der gesellschaftlichen Verantwortung und Solidarität entziehen. Oft fällt in diesem Zusammenhang das Schlagwort vom »Abbau des Sozialstaats«, worunter z.B. sinkende Ausgaben für Bildung oder verringerte Versicherungsleistungen gezählt werden.

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Ostdeutschland: Blockierter Umbruch?

Von Benjamin Köhler

Nach unseren ersten Beiträgen zu Kriminalität und Migration werde ich im Folgenden ein eher regionalsoziologisches Thema in den Vordergrund rücken, das sich mit den Umbrüchen in Ostdeutschland beschäftigt. Dazu möchte ich einführend auf die Filme Nicht mehr – noch nicht und Neuland-denken der Filmemacher Daniel Kunle und Holger Lauinger hinweisen, die auf eine filmische Reise durch Ostdeutschland gehen, sich mit dem demographischen Wandel und Schrumpfungsprozessen ebenso wie mit der wirtschaftlichen Krise auseinandersetzen. Gleichzeitig hebt der Film aber die Chancen und Möglichkeiten im Umbruch hervor, in denen neue Lösungsansätze und alternative Pfade versucht werden. Wie ich im Folgenden zeigen möchte, sind Blockaden im Umbruch hier nicht nur in den vermeintlich ostdeutschen Prägungen und der ehemaligen DDR, sondern vor allem in den Umbrüchen und dem Institutionen- und Elitentransfers aus Westdeutschland selbst zu suchen. Dabei werde ich mich hauptsächlich auf aktuelle Diskurse im Rahmen der Ostdeutschlandforschung beziehen. Eine Diskussion soziologischer Ansätze zu Innovation und Wandel soll dabei nicht im Vordergrund stehen. Zuletzt möchte ich ein paar Gedanken zur sozialwissenschaftlichen Reflexion zum ostdeutschen Wandel verlieren bevor ich einige Fragen in den Raum stelle.

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soziologiemagazin goes SozBlog zum Thema „Umbrüche und sozialer Wandel“

Von Sarah Kaschuba, Benjamin Köhler und René Wolfsteller

Für den Monat Juli haben wir als Redaktion des soziologiemagazin e.V. die Ehre und das Vergnügen, den SozBlog der DGS (Deutschen Gesellschaft für Soziologie) mit Inhalten zu füllen. Wir möchten diese einmalige Gelegenheit dazu nutzen, verschiedene Schlaglichter auf den Themenkomplex „Umbrüche und sozialer Wandel“ zu werfen. Unabhängig vom Thema mag sich manch_e SozBlog-Leser_in jedoch wundern, was wir als ein mehrheitlich studentisches Redaktionsteam nun hier tun, was genau wir zum fachlichen Diskurs beizutragen haben, da wir bisher weder formell ausgezeichnete, noch durch weitläufige Zitation anerkannte Soziolog_innen sind. Aber vielleicht deutet dieser Umstand bereits auf eine besondere, dem Medium Blog eingeschriebene Praxisweise hin, nämlich: einen offenen und öffentlichen Austausch über institutionelle Statusgrenzen hinweg zu ermöglichen; das heißt im hiesigen Fall, den soziologisch-fachlichen Austausch unabhängig von der wissenschaftlichen Reputation seiner Sprecher_innen zu befördern. Hinzu kommt: Oftmals sind es die Studierenden, die in ihren Projekt- oder Abschlussarbeiten mit als Erste die etablierten Analysewerkzeuge und Konzepte der Soziologie auf aktuelle Phänomene des sozialen Alltags anwenden, sie entsprechend modifizieren oder verwerfen, und womöglich Verbindungen zwischen Positionen erkennen, die im etablierten Kanon gemeinhin als unvereinbar gelten. Auch ohne den Mythos vom „Humboldtschen Bildungsideal“ zu bemühen, ist also leicht einzusehen, dass es sich lohnen kann, dieses große Kreativitäts- und Innovationspotenzial, das auf Seiten der Studierenden schlummert, zu fördern und in fachliche Diskurse mit einzubeziehen.

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