»Keine Revolution ist auch keine Lösung«. Zur Dialektik feministischer Aufklärung II

Es ist Weihnachten und Chanukkah, die Zeit der Wünsche. Also will ich mir in meinem letzten Blog-Eintrag auch etwas wünschen. Oder besser: Ich möchte eine Einladung aussprechen, weiter nachzudenken über die Frage, mit der mein vorheriger Beitrag endete: Wo – über den Kapitalismus hinaus  – wäre im heute Wirklichen das Mögliche einer anderen Gesellschaft auszumachen und diskursiv zu stärken? Und ich möchte selbst mit dem Nachdenken beginnen.

Bedanken möchte ich mich bei allen, die kommentiert haben, Antworten darauf folgen noch. Den nachfolgenden Blogger_innen wünsche ich Spaß und intellektuelles Vergnügen bei der Aufgabe. Beides hatte ich. „»Keine Revolution ist auch keine Lösung«. Zur Dialektik feministischer Aufklärung II“ weiterlesen

»Keine Revolution ist auch keine Lösung«. Zur Dialektik feministischer Aufklärung I

[Der heutige Eintrag basiert in Teilen auf Überlegun­gen, die ich gemeinsam mit Irene Dölling auf dem Workshop »Re-Visionen der Kritik: Aspekte einer Dia­lektik feministischer Aufklärung« am Wiener Institut für die Wissenschaften vom Menschen im März 2010 vorgestellt habe. Die zitierte Losung fand sich im Herbst 2009 am Haus der Demokratie und Menschrenrechte in Berlin.]

In der vergangenen Woche endete ich mit der Frage, welches Wissen und welche Praxen, wel­che Erfahrungen und welche Horizonte sich (zukünftig) unter den Namen ›Feminismus‹ wie­derfinden (können). Als eine Antwort auf diese Frage, aber auch vor dem Hintergrund des weit­gehenden Schweigens der akademischen Sozial­wissenschaften zu den medial nach wie vor als »bewältigbaren Krisen« verbrämten Verwer­fungen kapitalistischer Reproduktion will ich in meinen beiden letzten Einträgen als Bloggerin für die DGS eine Bilanz sozialwissen-schaftlicher Geschlechterforschung versuchen. „»Keine Revolution ist auch keine Lösung«. Zur Dialektik feministischer Aufklärung I“ weiterlesen

Rock wie Hose. Feminismus Reloaded

Ich gestehe, dass mich die – überaus willkomme­nen – Kommentare zu meinem letzten Eintrag überrascht haben. Dass Minirock und femini­stisches Engagement einander widersprechen, dies zu behaupten lag und liegt mir fern. Wer Alice Schwarzers Biografie gelesen hat, wird hier reichlich Belege dafür finden, dass ›im Geiste von Alice‹ feministische Politik machen bereits bei dieser selbst hieß, Politik (auch) im Minirock zu betreiben. Dies als Widerspruch zu begreifen, liegt mir im Übrigen ebenso fern, wie etwa anzuneh­men, dass sich unter Kopftüchern keine femini­stischen Haltungen finden lassen. Worum es mir vielmehr ging, war, jene diskursive Bewegung kenntlich zu machen, wie diese doppelte Bewe­gung der simultanen Aneignung und Abstoßung von Feminismus zu verstehen ist. Schauen wir uns diese daher noch einmal genauer an. „Rock wie Hose. Feminismus Reloaded“ weiterlesen

»Im Geist von Alice – aber mit Make-up und Minirock«. Postfeministische Pirouetten

Kann Feminismus nicht auch sexy sein? Stehen ›knappe Outfits, Make-up und Kleider‹ tatsächlich im Widerspruch zu feministischer Politik? Auf diese Frage, die keine ist, wurde in den vergangenen Jahren die Auseinandersetzung um die Zeitgemäßheit von Feminismus oft zugespitzt. Auch mein Beitrag in der letzten Woche könnte als eindeutige Antwort auf diese Nicht-Frage gelesen werden: Minirock ist Zwang und damit nicht-feministisch. Beleuchten wir die »postfeministische Maskerade« (Angela McRobbie) daher noch einmal etwas genauer.

Die Äußerung der Mitarbeiterin des Wuppertaler Gleichstellungsbüros steht für eine durchaus exemplarisch zu nennende, unserer Zeit und Dynamik angemessene – for better or worse – feministische Haltung. Diese äußert sich gerade nicht in ausschließlich dezidierter, gar apodiktischer Ablehnung feministischer Inhalte. Doch um Feminismus, seinen Beitrag für die Freiheitsgewinne von Frauen (und Männern) honorieren, und auch, um sich in einer vermeintlich entideologisierten Weise das viel geschmähte F-Wort aneignen zu können, scheint es unumgänglich, sich zunächst von einem vorgeblich einstmals existiert habenden verbiesterten Spaßbremsen-Feminismus zu distanzieren. „»Im Geist von Alice – aber mit Make-up und Minirock«. Postfeministische Pirouetten“ weiterlesen