Ich freue mich, in den Monaten November und Dezember 2012 für dieses Blog schreiben zu dürfen.
Womit beginne ich? Damit: Der DGS-Kongress in Bochum ist nun einige Wochen her. Wie immer war der Kongress eine große Leistungsschau unseres Faches, wie immer war er ebenso pluralistisch, wie wir als Fach sind. Je nach Gusto wird man das als Vorteil einer requisite variety preisen, die genügend Komplexitätschancen bietet, dem einen genialen Gedanken ein evolutionäres Umfeld zu bieten. Oder aber es wird als Beliebigkeit gebrandmarkt, vor allem wohl von denjenigen, die an der Soziologie jenes normalwissenschaftliche Bild vermissen, das wir in geradezu subalterner Weise sogenannten reifen Fächern unterstellen: sich wenigstens asymptotisch an einen wissenschaftlichen Standard heranzuarbeiten, der kontrollierte (und wohl auch: kontrollierbare) Ergebnisse erzielt. Beide Reaktionsweisen sind typisch für komplexe Systeme, die irgendwie mit ihrer Komplexität umgehen müssen, d.h. operativ unwahrscheinliche Formen von Ordnung zu generieren. Die deutschsprachige Soziologie jedenfalls scheint sich dafür entschieden zu haben, die Suche nach einem einheitlichen Verständnis von soziologischer Wissenschaftlichkeit auch nur für eine mögliche evolutionäre Möglichkeit zu halten und ansonsten auf Variation mit geringen Selektions- und Stabilisierungschancen zu setzen. Von diesem Arrangement hat die Soziologie lange profitiert. Insofern lässt sich eine Kontinuität diagnostizieren – und Kontinuität ist ein Mechanismus, der die funktionale Bedeutung von Reflexion einschränkt, der schlicht Reflexionsnotwendigkeiten und –wahrscheinlichkeiten minimiert.
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