Einseitigkeit – ein Nachtrag

Wie es sich für dieserlei Einseitigkeit, für die ich geworben habe, gehört kommt nun der (oder das?) Blog noch einmal im Blog vor.

Auf eine Disparität muss ich selbst hinweisen. Ich habe mit der Beobachtung begonnen, dass sich mediale Öffentlichkeit nicht für den DGS-Kongress und damit nicht für die Soziologie und ihre Debatten interessiert. Die Textsorte, die ich gewählt habe, wird dieses Problem nicht lösen – darauf ist in einigen Kommentaren mit Recht hingewiesen worden. Aber dieser Blog richtet sich an uns selbst. Und was ich hier demonstrieren wollte, war ja nur, wohin es führt, wenn man eine einseitige Perspektive durchhält. Zu wünschen wäre, dass die unterschiedlichen Einseitigkeiten miteinander ins Gespräch kommen – als Einseitigkeiten, nicht allzu schnell integriert oder kombiniert.

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Einseitigkeit – die Fünfte

In meinem letzten Blog-Beitrag möchte ich, wie angekündigt, auf eine der beiden anderen im ersten Blog-Beitrag referierten Dimensionen einer Theorie der modernen Gesellschaft, wie sie Uwe Schimank systematisiert hat: auf die Dimension sozialer Ungleichheit. Mein Beharren auf mehr Einseitigkeit müsste sich also dort bewähren, wo die anderen Dimensionen einer Theorie der Moderne integriert werden. Exakt das möchte ich nun im Folgenden andeuten:

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Einseitigkeit – die Vierte

In meinem vorletzten Blog-Beitrag möchte ich, wie angekündigt, auf das Verhältnis operativer und semantischer Grenzen von Funktionssystemen zu sprechen kommen. Ich habe in meinem zweiten Beitrag angedeutet, dass die operative Schließung von Funktionssystemen, gewährleistet durch die simple Binarität ihrer Ordnung, nicht gleichbedeutend ist mit semantischer oder organisatorischer Schließung. In meinem dritten Beitrag habe ich dann angedeutet, dass die Schließung der Funktionssysteme gewissermaßen hinter dem Rücken von Akteuren, Organisationen und semantischen Figuren abläuft. Diese verfremdende Beschreibung kann dann zugleich das Verhältnis von operativen und semantischen Grenzen von Funktionssystemen andeuten.

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Einseitigkeit – die Dritte

In meinem zweiten Blog-Eintrag habe ich darauf hingewiesen, dass die Theorie funktionaler Differenzierung nicht einfach Perspektivendifferenz oder die Differenz kultureller Wertsphären im Blick hat, auf die man sich womöglich verständigen könnte. Letztlich scheint die moderne Gesellschaft gar keine Kommunikations- und Reflexionsmöglichkeiten dafür zu haben, die Folgen des so simplen Mechanismus codierter Systeme kommunikativ zu bewältigen. Man kann sich dann nur in Narrativen der Gesellschaft einrichten, die selbst wiederum starke Vereinfachungen sein müssen, mit denen man sich einen Reim auf die Komplexität der Gesellschaft macht. Die wirksamsten Narrative waren ohne Zweifel diejenigen, die semantisch die Funktionen des politischen und dann des ökonomischen Funktionssystems in Anspruch genommen haben (mein nächster Beitrag wird das Verhältnis von semantischen und operativen Grenzen von Funktionssystemen in den Blick nehmen).

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Einseitigkeit – die Zweite

In meinem ersten Blog-Beitrag habe ich für mehr Einseitigkeit geworben. Ich möchte in diesem zweiten Beitrag nun einige Andeutungen machen, welche Folgen eine solche Einseitigkeit für das hat, was ich im ersten Beitrag referiert habe: bei der theoretischen Bestimmung eines Gesellschaftsbegriffs tatsächlich einseitig differenzierungstheoretisch zu argumentieren. Die Differenzierungstheorie, genauer: die Theorie funktionaler Differenzierung wird meistens nicht als eine theoretische Problemlösungsfigur rezipiert, sondern als so etwas wie eine lebensweltlich anschlussfähige Erfahrung von Perspektivendifferenz, Arbeitsteilung, Gegeneinander von Professionen usw. All das ist der Soziologie lange bekannt – und aus differenzierungstheoretischer Perspektive sind all das gewissermaßen Nebenfolgen dessen, was man systemtheoretisch beschreiben kann.

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Mehr Einseitigkeit, bitte!

Ich freue mich, in den Monaten November und Dezember 2012 für dieses Blog schreiben zu dürfen.

Womit beginne ich? Damit: Der DGS-Kongress in Bochum ist nun einige Wochen her. Wie immer war der Kongress eine große Leistungsschau unseres Faches, wie immer war er ebenso pluralistisch, wie wir als Fach sind. Je nach Gusto wird man das als Vorteil einer requisite variety preisen, die genügend Komplexitätschancen bietet, dem einen genialen Gedanken ein evolutionäres Umfeld zu bieten. Oder aber es wird als Beliebigkeit gebrandmarkt, vor allem wohl von denjenigen, die an der Soziologie jenes normalwissenschaftliche Bild vermissen, das wir in geradezu subalterner Weise sogenannten reifen Fächern unterstellen: sich wenigstens asymptotisch an einen wissenschaftlichen Standard heranzuarbeiten, der kontrollierte (und wohl auch: kontrollierbare) Ergebnisse erzielt. Beide Reaktionsweisen sind typisch für komplexe Systeme, die irgendwie mit ihrer Komplexität umgehen müssen, d.h. operativ unwahrscheinliche Formen von Ordnung zu generieren. Die deutschsprachige Soziologie jedenfalls scheint sich dafür entschieden zu haben, die Suche nach einem einheitlichen Verständnis von soziologischer Wissenschaftlichkeit auch nur für eine mögliche evolutionäre Möglichkeit zu halten und ansonsten auf Variation mit geringen Selektions- und Stabilisierungschancen zu setzen. Von diesem Arrangement hat die Soziologie lange profitiert. Insofern lässt sich eine Kontinuität diagnostizieren – und Kontinuität ist ein Mechanismus, der die funktionale Bedeutung von Reflexion einschränkt, der schlicht Reflexionsnotwendigkeiten und –wahrscheinlichkeiten minimiert.

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