Kriege, Kriegsgesellschaft, Zeitenwende
Beitrag 12: Zivilgesellschaft im Krieg (II) – Theoretische Überlegungen
Theoretischer Ausgangspunkt unserer Überlegungen war Herbert Spencers Lehre vom „Industrial Type of Society“ und „Militant Type of Society“ aus dem späten 19. Jahrhundert. Spencer, der Sozialdarwinist, hatte die Frage aufgeworfen, wie sich eine (Staats-)Gesellschaft aufstellen müsse, um für den „Kampf ums Dasein“ optimal gewappnet zu sein. Seine Antwort: Wir müssen zwischen Frieden und Krieg als äußeren Bedingungen gesellschaftlicher Entwicklungen unterscheiden. Unter (absolut) friedlichen Bedingungen ist die Gesellschaft am leistungsfähigsten, welche den Individuen weitreichende Freiheit lasse und den Staat darauf beschränke, Regeln für das Zusammenleben der Individuen zu setzen und ihre Durchführung zu garantieren. So sei z. B. Fürsorge für die Armen nicht Sache des Staates, sondern des karitativen Engagements freier Bürger. Ganz anders hingegen in (großen) Kriegen. Um das Überleben einer Gesellschaft unter Kriegsbedingungen zu gewährleisten, sei ihre Transformation in Richtung starker Staat, zentrale Steuerung insbesondere der Wirtschaft und eine diktatorische Herrschaft notwendig. Denn nur diese Bedingungen ermöglichten eine optimale Allokation der personellen und materiellen Ressourcen (insbesondere Soldaten, Waffen, Munition) für den Krieg (vgl. Beitrag 4).