Der 37. DGS-Kongress in Trier. Der 2. Tag

Ein inhaltsreicher erster Kongresstag liegt hinter mir. Nachdem die gestrige Eröffnungsfeier einen inhaltlichen Ausblick auf die kommenden Tage geben konnte, durften heute die Teilnehmer_innen mit Vorträgen und Diskussionsrunden das Kongressthema aus unterschiedlichster Perspektive beleuchten. Und eben hierbei stellt sich für die Studierendenden die Frage: in welche Veranstaltung soll ich gehen? Allein von 14.15 Uhr bis 16.45 Uhr fanden, laut Programmplan, parallel über 30 (!) Veranstaltungen statt, mit je unterschiedlichen Schwerpunkten. Zwar zeichnet die große Themenvielfalt diesen Kongress in besonderer Weise aus, jedoch ist es für uns bei diesem Angebot schwierig, Prioritäten zu setzen und sich zu entscheiden. Der wissenschaftliche Fokus und das spezifische Interessengebiet sind im Vergleich zu ebenso etablierten wie spezialisierten Wissenschaftlern eben nicht in gleichem Maße entwickelt. Es gilt also, aus einer Fülle an Themen zu wählen.

Ich habe mich unter anderem für die Mittagsvorlesung von Michèle Lamont entschieden, da ihre Arbeiten für mein praxisbezogenes Forschungsprojekt „Kunst und Schrott“, zu dem ich im Rahmen dieses Kongresses eine Posterausstellung mitgestalte, in vielerlei Hinsicht maßgebliche Anstöße gaben. Sie lieferte in ihrem Vortrag einen Abriss über ihr bisheriges wissenschaftliches Schaffen und verwies auf aktuelle Forschungsarbeiten, die der Frage nachgehen, wie stigmatisierte Gruppen auf eben diese Stigmatisierung reagieren und antworten. Ihr Vortrag basierte letztlich auf drei Vorlesungen, die sie auf 45 Minuten heruntergekürzt hatte. Ich muss zugeben, dass der Umfang an Informationen, die sie in dieser kurzen Zeit präsentierte, mitunter schwer zu verarbeiten war. Es war jedoch allemal bereichernd, Frau Lamont persönlich erleben zu dürfen und auf diese Weise einen neuen Einblick in die Vielfalt ihrer Arbeit zu gewinnen.

Ein weiteres Highlight des heutigen Tages war sicherlich die Abendvorlesung von Bettina Heintz, in der sie ein Plädoyer für eine „Soziologie des Vergleichs“ hielt. So stellte sie einen definitorischen Rahmen hinsichtlich der Methode des Vergleichs vor, der an verschiedene Theorierichtungen anschlussfähig ist. Darüber hinaus beleuchtete sie die empirischen, bisher allerdings wissenschaftlich weitestgehend unbeachteten Forschungsmöglichkeiten hinsichtlich kultureller, religiöser oder sportlicher Relationierungen. Sie gestaltete ihren Vortrag auf einem intellektuell sehr hohen Niveau, doch es gelang ihr die Ausführungen mit interessanten und anschaulichen Beispielen zu untermauern, sodass es eine Freude war, ihr zuzuhören.

Ein langer Kongresstag geht zu Ende, der sehr viel Input mit sich brachte. Es braucht sicher noch ein bisschen Zeit, das Gehörte zu verarbeiten und so für mich und meine weitere Arbeit fruchtbar machen zu können. Alles in allem muss man den Referent_innen, dem Organisationsteam und all den Menschen im Hintergrund (Technik-, Mensa- und Cafeteria-Personal und viele andere mehr) ein großes Lob aussprechen, denn es ist deutlich zu spüren, dass jeder hier bestrebt ist, seinen Teil zum größtmöglichen Erfolg dieses Kongresses beizutragen.

Der 37. DGS-Kongress in Trier. Der 1. Tag

„Keep calm and carry on.“ Unter dieses Motto stellte Dr. Nicole Zillien, stellvertretende Sprecherin des Kongresses, ihre einführenden Worte bei der heutigen Auftaktveranstaltung des 37. DGS-Kongresses in der Europahalle Trier. Der Slogan, der ursprünglich die Moral der britischen Bevölkerung im zweiten Weltkrieg stärken sollte und sich seit etwa 15 Jahren als Motto in unterschiedlichen Kontexten zunehmender Beliebtheit erfreut, steht sinnbildlich für das Verhältnis von Krisen und Routinen – dem Leitmotiv des diesjährigen Soziologie-Kongresses. Die Renaissance dieses Slogans in den letzten Jahren verweist uns auf den routinierten Umgang mit krisenhaften Situationen in (post-)modernen Gesellschaften: Ruhe bewahren und fortfahren – auch in Krisenzeiten.

Neben Frau Zillien sprachen an diesem Abend selbstverständlich noch andere Repräsentanten der Universität Trier, der DGS sowie der Stadt Trier und des Landes Rheinland-Pfalz. So stellte Doris Ahnen, die rheinland-pfälzische Ministerin für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur den Bezug zu aktuellen weltpolitischen Krisen (IS, Ukraine, Schuldenkrise) her und sendete eine Grußnote an das Gastland Polen unter Würdigung des deutsch-polnischen Verhältnisses. Klaus Jensen, Oberbürgermeister der Stadt Trier, ging aus kommunalpolitischer Perspektive auf das Thema Krisen ein. So stellte er beispielsweise die Frage, ob die niedrige Wahlbeteiligung (32,7%) zur Wahl seiner Nachfolge im Amt des Oberbürgermeisters der Stadt Trier am vorletzten Sonntag, als Krise der Demokratie gedeutet werden kann. Prof. Dr. Michael Jäckel, der Präsident der Universität Trier, stellte in seiner Rede die Vorzüge und Besonderheiten des Campus heraus und würdigte die Universität als Impulsgeber für die ganze Region. Nach weiteren Grußworten des Sprechers des Kongresses, Prof. Dr. Martin Endreß, und des Vorsitzenden der DGS, Prof. Dr. Stephan Lessenich, fand der Hauptprogrammpunkt des heutigen Abends statt – ein Vortrag der Präsidentin der Humboldt-Viadrina School of Governance, Prof. Dr. Gesine Schwan. Leider konnte ich die Reden von Herrn Endreß, Herrn Lessenich und Frau Schwan nicht verfolgen, denn die Pflicht rief.

Ich hatte meine erste Schicht als HiWine und war eingeteilt, die Besucher_innen zu empfangen und bei Fragen mit Rat und Tat als „Krisenroutinier“ (an dieser T-Shirt-Aufschrift erkennt man die studentischen Helfer_innen des Kongresses) zur Seite zu stehen. Hierbei konnte ich einige Eindrücke von der Atmosphäre gewinnen, die einen vielversprechenden Ausblick auf die kommenden Tage erlauben. Es herrschte eine fast schon familiäre Stimmung, viele Teilnehmer_innen kannten einander, begrüßten sich herzlich und unterhielten sich angeregt. Auch als Helferin war es sehr angenehm, auf die Gäste des Kongresses zu treffen, da sie immer auch ein Lächeln für uns Hilfskräfte übrig hatten und uns offen und freundlich begegneten. So verspricht der erste Kongressabend einen positiven Verlauf der kommenden Tage, auch außerhalb der Vortragssäle.

Während die heutige Veranstaltung außerhalb des Campus stattfand, liefen auch in den Räumlichkeiten der Universität heute die letzten Vorbereitungen auf Hochtouren. Räume wurden beschildert, Verlage bauten ihre Stände auf und noch einige Plakate wurden platziert. Für alle, die zwischen den Veranstaltungen eine Auszeit brauchen: im C-Gebäude, Raum C22, wurde zudem eine Lounge eingerichtet, in der man sich mit anderen Besucher_innen im lockeren Rahmen austauschen kann.

Freuen wir uns also auf ein paar spannende Tage und einen ergebnisreichen Austausch. Abschließend bleibt zu hoffen, dass Ministerin Ahnens Zusicherung, die Ergebnisse des Kongresses würden auch in der Politik verfolgt, zutreffen mag, sodass die Inhalte über den wissenschaftlichen Diskurs hinaus auch im politischen Diskurs Beachtung finden werden. Denn die Sozialwissenschaften betreiben ihr Geschäft nicht nur selbstreferenziell, sondern finden ihren Sinn eben auch darin, der Gesellschaft mit ihren Erkenntnissen neuen Input zu geben. Und wenn alles nichts hilft: „Keep calm and carry on.“

Der 37. DGS-Kongress in Trier. Ein Ausblick

In gut einer Woche findet an der Universität in Trier der 37. DGS- Kongress zum Thema „Routinen der Krise – Krise der Routinen“ statt. Die Vorbereitungen haben schon vor etwa zwei Jahren angefangen und laufen seit Beginn des Jahres auf Hochtouren. Nun sind die Tage bis zum Kongress gezählt. Auf den Fluren der Trierer Soziologie ist auf jeden Fall derzeit einiges los. Kaum ein Gespräch vergeht, in dem nicht „der Kongress“ auf die ein oder andere Weise zur Sprache kommt. Auch die Zeitrechnung ist eine andere: Terminabsprachen werden grundsätzlich mit nach „vor“ oder „nach dem Kongress“ eingeleitet. Im Gespräch mit den Organisatoren spürt man die Nervosität, Horrorszenarien werden sich ausgemalt und dann doch mit einem Lächeln abgewunken. Was wäre denn das Schlimmste was passieren kann? Wintereinbruch mit Schneechaos? Anfang Oktober? …wohl eher nicht. Stromausfall in der gesamten Stadt? Auch das ist eher unwahrscheinlich. Alles darunter bekommt man irgendwie geregelt. Von Krise also keine Spur. Auf der Zielgeraden macht sich eher eine positive Aufgeregtheit breit. Obwohl noch ein paar Dinge zu erledigen sind, freut man sich, dass es endlich losgeht.

Es haben sich 1609 Interessierte im Vorverkauf angemeldet (Stand: 27.09.), davon allein ca. 550 Studierende. Eine beachtliche Zahl, die eines hohen organisatorischen Aufwandes bedarf. Aus rein praktischer Perspektive stellen sich mir persönlich, die ich nun seit etwa fünf Jahren in dieser Stadt an der Mosel lebe und studiere, zunächst zur Organisation eines derart großen Kongresses in Trier zwei Fragen: 1. Wie sollen all die Besucher_innen hierher finden?, und 2. Wo werden all die Menschen untergebracht? Jedem, der die Anreise schon geplant hat, wird aufgefallen sein, dass sich die Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht nur als sehr lang sondern auch langwierig gestalten kann. Als Stadt mit der schlechtesten Bahnanbindung in Deutschland (Trier liegt auf Platz 80 der 80 untersuchten Städte Deutschlands, laut einer Studie der TU Dresden) gibt es in Trier sicher aus infrastruktureller Perspektive Nachholbedarf. Andererseits sind es jedoch vor allem die Bahnstrecken, egal ob aus nördlicher (durch die Eifel) oder südlicher Richtung (entlang der Saar), die landschaftlich einiges zu bieten haben und für die mitunter umständliche Anreise entschädigen.

Kommen wir zur zweiten Unsicherheit meinerseits: Ich habe mit ein paar Organisatoren vor Ort gesprochen und so ist es auch der guten Zusammenarbeit mit der Touristen-Information zu verdanken, dass die Gäste relativ problemlos in der Stadt unterkommen werden. Bei der Heilig-Rock-Wallfahrt im Frühjahr 2012 kamen immerhin etwa 550.00 Pilger_innen in die Stadt. Auch Reisende zieht es das ganze Jahr über in Scharen in die älteste Stadt Deutschlands. Hier erblickte nicht nur Karl Marx das Licht der Welt, sondern man findet neben einem hervorragenden Weinangebot auch die Porta Nigra, die Kaiserthermen, ein Amphitheater oder das Kurfürstliche Parlais – Zeugnisse der 2000 Jahre alten Geschichte der Stadt. Hier ist man also auf zahlreiche Besucher_innen eingestellt. Zur Not findet man sicher auch in den umliegenden Orten wie Konz, Pfalzel oder Ruwer (mit regelmäßiger Busanbindung nach Trier) noch ein Zimmer. Für das kleine Budget ist die Internetplattform Airbnb eine Alternative zum Hotel oder man wendet sich an die Fachschaft der Sozialwissenschaft in Trier, die eine Bettenbörse initiiert hat. (Die Registrierung ist für Kurzentschlossene noch immer offen.)

Wenn man den Weg hierher also gefunden und sein Zimmer bezogen hat, bleibt zu fragen, wie man außerhalb des Kongressprogrammes den Abend gemütlich ausklingen oder in kleiner Runde den Input des Tages besprechen kann. Die Weinstube Kesselstatt steht offiziell für den Dienstag mit einer Weinprobe auf dem Programm: das Lokal mit regionalem Wein, das direkt gegenüber vom Dom und der Liebfrauenkirche gelegen ist, bietet sich sicher auch die Abende danach als Treffpunkt zum kennenlernen und diskutieren an. Alternativ empfehle ich das Weinsinnig in der Palaststraße, mit ständig wechselndem Angebot an offenen Weinen, oder, etwas „studentischer“, das Simplicissimus am Viehmarkt, das den besten Viez (gegorener Apfelwein, gerne auch mit Limo gemischt) verkauft und wo man – dank eigenem Kicker – die spielerische Herausforderung suchen kann.

Ich freue mich sehr, dass die Uni Trier in diesem Jahr den DGS-Kongress ausrichtet und ich ein paar Soziolog_innen, deren Arbeiten ich bisher nur aus Seminaren oder für Hausarbeiten kenne, hier erleben darf. So erhoffe ich mir durch Gespräche mit anderen Kongressteilnehmer_innen ein paar Anregungen und Meinungen für meine anstehende Abschlussarbeit, bin sehr gespannt auf die Diskussionsforen und Arbeitsgruppen – aus persönlichem Interesse vor allem die Gespräche und Auseinandersetzungen zur Krise in der Öffentlichkeit und zur sogenannten „Medienkrise“. Weiterhin werde ich beim Kongress als HiWine arbeiten und mit ein paar Kommiliton_innen am Mittwoch unsere Forschungsergebnisse mit einem Poster vorstellen.

Die nächsten Beiträge auf diesem Blog stehen somit inhaltlich ganz im Zeichen des 37. DGS-Kongresses an der Universität Trier und ich werde mit Besucher_innen, Vortragenden und dem Organisationsteam das Gespräch suchen, meine Eindrücke zu den besuchten Veranstaltungen und Erfahrungen als Besucherin, Hilfskraft und Posterpräsentatorin auf diesem Blog beschreiben. In diesem Sinne: Allen, die mit der Bahn kommen, wünsche ich eine angenehme Anreise und denjenigen, die nicht dabei sein können, hoffe ich, ein Bild vom Kongress vermitteln zu können.

‚Wir sind nie nicht prekär gewesen’ – Politiken der Ent_Prekarisierung. Konturen und Herausforderungen

Um mit Frank Sinatra zu eröffnen: „the end is near“. Als SozBloggerinnen ist dieser Beitrag unser letzter Eintrag. Trotz Urlaubszeit war auf diesen Seiten in den vergangenen Wochen viel Trubel. Es wurde viel geklickt und kommentiert, was uns außerordentlich freut. Von Sommerloch konnte keine Rede sein.

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»Rise like a Phoenix?« Über den Beifall für Conchita Wurst, ‚europäische Werte‘ und die These einer Prekarisierung von Heteronormativität

Erinnert sich noch jemand an Conchita Wurst? Es ist etwas mehr als drei Monate her, da erregte eine Frau mit Bart große mediale Aufmerksamkeit. Sie gewann in Kopenhagen den Eurovision Song Contest mit einer Performance, die an Shirley Basseys Goldfinger-Interpretation erinnerte.

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It ain’t Feminism – It‘s the Economy, … – Vom blinden Fleck antigenderistischer Kritik

Nur mit einem Bild und ohne weitere Worte setzte Queen B aka Beyoncé vor wenigen Wochen ein Statement auf Instagram gegen die im Internet kursierenden Bilder der Aktion „Women against Feminism“. In Deutschland veröffentlichte die Jugendorganisation der Partei „Alternative für Deutschland“ (AfD) in diesem Jahr ähnliche antifeministische Statements.

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Vom Recht auf einen verlässlichen Feierabend oder: Wie wollen „wir“ leben und arbeiten?

Das Arbeitsministerium und einige Unternehmen haben bereits, was Yasmin Fahimi jüngst im Tagesspiegel forderte: Das Recht auf einen verlässlichen Feierabend. Die SPD-Generalsekretärin erklärt, die Politik müsse den „Rahmen“ für „neue Formen der Arbeit“ aushandeln. Dies hätten die neuen Medien erforderlich gemacht, durch die Beschäftigte zunehmend permanent erreichbar geworden sind. Vor Fahimi forderte Katja Kipping, die Vorsitzende der Partei Die Linke, im vergangenen Herbst ein Recht auf Feierabend und verband diese Forderung mit dem Vorschlag der Einführung einer 30-Stunden Woche. Doch wer wünscht sich eigentlich ein Recht auf Feierabend? Und wie sieht es in unserem Fach aus: Wer will überhaupt abends und am Wochenende vor Fachliteratur, Studienarbeiten und Forschungsanträgen, vor Emails, Twitter und (Soz-)Blogs geschützt werden?

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Prekäre Rechte? Kämpfe um Asyl, Repräsentationskritik und Prekärsein

Der enorme Widerstand der rund vierzig Refugees in Berlin-Kreuzberg gegen die angekündigte Räumung der von ihnen besetzten Gerhard-Hauptmann-Schule in den vergangenen Wochen führte wieder einmal vor Augen, wie hart umkämpft das Recht auf Asyl ist. Während sich auf staatlicher Ebene in Deutschland und in der EU stark restriktive Tendenzen in der Flüchtlingspolitik abzeichnen, die – pointiert gefasst – nicht nur darauf abzielt, die Rechte von Flüchtlingen, sondern europäische Grenzen zu schützen, kämpfen Flüchtlinge für ihr Bleiberecht und damit um ihre Existenz.

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Solidaritätsaufruf. Gegen eine anti-genderistische Kampagne

In unserem ersten Blog-Eintrag thematisierten wir anti-genderistische Positionen, die sich gegen die Geschlechterforschung wenden. In der Zwischenzeit erreichte uns ein Solidaritätsaufruf von Heinz-Jürgen Voß, der sich gegen eine von Akif Pirinçci angeführte anti-genderistische Kampagne positioniert, die eine Kollegin an den Pranger stellt. Wir unterstützen den Aufruf und möchten auf diesem Wege für ihn werben.

 Gegen rechten Hass – für eine engagierte Wissenschaftler_in

Veröffentlicht am 8. Juli 2014

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Was ist normal? Was ist prekär? Überlegungen zur Ambivalenz eines zeitdiagnostischen Konzepts

In diesem Blog-Eintrag soll die soziologische Prekarisierungsdebatte im Zentrum stehen. Wir möchten sie auf ihre Auslassungen abklopfen und ein weit gefasstes Konzept von Prekarisierung vorschlagen. Aber alles der Reihe nach. Gehen wir also wieder ein paar Schritte zurück. Was heißt überhaupt Prekarisierung?

Wenn man den Duden aufschlägt, findet man folgende Definition: Prekär bedeutet mit »durch Bitten erlangt; widerruflich« sowie »misslich, schwierig, heikel«. Zudem findet sich ein Hinweis auf das römische Recht: Das Prekarium umfasst eine auf »Bitte hin erfolgende Einräumung eines Rechts, das keinen Rechtsanspruch begründet«.

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Prekarisierung Unbound? Über alte und neue Ungleichheiten und prekäre Allianzen. Ein Intro

In knapp zwei Wochen liegen die Semesterferien vor uns und danach steht schon – diesmal unter dem Zeichen der Krise – der 37. DGS-Kongress an. Für die kommenden zwei Sommermonate kommt uns die Ehre zu, das Ruder für den DGS-Blog zu übernehmen und auch wir möchten die Gelegenheit nutzen, einige Gedanken zu Krisen zu formulieren.

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„Wer möchte nicht …“

Mein Blog startete mit einer Referenz! Hans Paul Bahrdt zum Gedächtnis! Daher soll er nun auch das letzte Wort haben – ein Schüttelreim aus seinem Einführungswerk „Schlüsselbegriffe der Soziologie“.

Die Gabe des Humors ist – wie so vieles – ungleich verteilt und: Humor ist eine Methode, sich der Gesellschaft zu nähern, sie ernst zu nehmen, sie sich aber auch vom Leib zu halten. Humor ist gleichermaßen Annäherungs- und Distanzierungstechnik! Hans Paul Bahrdt hatte diese analytische Gabe des Humors in reichem Maße! Und so leitet er das Kapitel zum Thema „Soziales Handeln“ mit den Worten ein:

„Wer möchte nicht durch`s Leben heiter wandeln? Die Welt ist schlecht. So muß ich weiter handeln. Doch wenn ich mich nicht straff am Bändel halt`, entstehen aus meinem Handeln Händel bald.“

Zwei Monate als Sozblogger – interessante Sache und wen wundert es: Humor braucht`s auf jeden Fall! Schon wegen Handeln, Händel und Bändel ….

Kritik der Arbeit

Dieser Blog enthält immer wieder Annoncen zu Autorinnen und Autoren sowie zu Themen bzw. Fragestellungen, die nach meinem Dafürhalten für eine Weiterentwicklung soziologischer Zeitdiagnostik relevant sind: das Recht, die öffentlichen Güter und Infrastrukturen, die Urbanität und Kommunalität des Sozialen. Wichtig ist hierbei Max Webers Dreiklang aus Interessen, Ideen und Institutionen nicht aus dem Blick zu verlieren. Ohne Akteure (soziale Klassen) und ihre Handlungsbereitschaft (soziale Interessen) verfehlen wir in der Soziologie die konstruktive wie destruktive Konfliktdynamik der gesellschaftlichen Entwicklungen, die wir analysieren.

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Öffentlichkeit und die Energie des Informellen

Wenn ich meine letzten Beiträge noch ein wenig fortführen darf – mit Akzentverschiebung und als unsystematische Stichwortsammlung! Einen Ort für sich finden; die dramatisch dicht gedrängte Bühne der Öffentlichkeit; die Freiheit, sich öffentliche Räume zu schaffen, aber auch: sich gegen die Öffentlichkeit zur Wehr zu setzen; die soziale Kraft des Eigentums und die Betonung von Privatheit statt Kollektivität.

Diese Stichworte deuten Fragen an: Welches Bild von Urbanität haben wir? Was ist ein Ankunftsort („arrival city“, Doug Saunders)? Welche Art von Öffentlichkeit konstituiert sich an unterschiedlichen Orten? Welche Aufstiegshoffnungen und Abstiegsängste werden sichtbar? Welche Rolle spielen informelle Strukturen? Welche Art von öffentlichen Gütern wird hier hergestellt und angeboten?

Diese Fragen können ein Anlass sein, die Seite www.megacitiesproject.org zu besuchen und Texte der Anthropologin Janice Perlman zu Megastädten und informellen Siedlungen zu lesen. Großartig und hoch interessant. Perlmans Texte sind ein Lob der Stadt, ein Lob der Freiheit, „mit den Füßen“ abzustimmen und ein neues Leben zu beginnen. Und vor allem: sie sind ein Lob des Informellen!

Perlman hebt die soziale Energie und die gesellschaftliche Produktivität der informellen Siedlungen, der Favelas, der Barackenstädte, der Slums hervor – ohne die Armut, die Gewalt, die Destruktivität dieser urbanen Orte zu verschweigen. Es ist interessant, die Texte Janice Perlmans beispielsweise im Kontrast zu den Überlegungen Hans Paul Bahrdts zum „humanen Städtebau“ zu lesen oder in Auseinandersetzung mit der These der Renaissance des Kommunalen im neuen Buch von Benjamin Barber „If mayors ruled the world. Dysfunctional nations, rising cities“.

Die Begriffe des „Öffentlichen“, der „öffentlichen Güter“, des „Eigentums“ oder der „Freiheit“ erscheinen in einem anderen Licht, wenn wir die soziale Energie des Informellen berücksichtigen. Das zeigt uns Janice Perlman. Bei dem Fotografen Mauricio Bustamente tauchen diese unterschiedlichen Beleuchtungen des Sozialen auch auf, wenn wir beispielsweise die Hamburger Fotoserie mit den Fotografien von Wanderarbeitskräften kontrastieren!

Öffentliche Güter III – Open City!

Zur Illustration! Der Photograph Mauricio Bustamente hat im Auftrag einer Hamburger Arbeitsgruppe, die u.a. von der Evangelischen Akademie der Nordkirche, dem Diakonischen Werk und dem Hamburger Institut für Sozialforschung getragen wird, eine Photo-Slideshow zum Thema „Öffentliche Güter“ zusammengestellt. Der Anlaß war eine Konferenz zum Thema im Februar 2014! Unter folgenden Links ist die Slideshow abrufbar:

http://vimeo.com/86657857

http://mauriciobustamante.photoshelter.com/#!/video

Auf diesem Wege sei auch für Mauricio Bustamente geworben, der zuletzt eine sehr interessante Ausstellung zu Wanderarbeitern im „Hamburger Museum der Arbeit“ gezeigt hat. Hinweise und Bilder finden sich unter den angegebenen Links.