Vom Recht auf einen verlässlichen Feierabend oder: Wie wollen „wir“ leben und arbeiten?

Das Arbeitsministerium und einige Unternehmen haben bereits, was Yasmin Fahimi jüngst im Tagesspiegel forderte: Das Recht auf einen verlässlichen Feierabend. Die SPD-Generalsekretärin erklärt, die Politik müsse den „Rahmen“ für „neue Formen der Arbeit“ aushandeln. Dies hätten die neuen Medien erforderlich gemacht, durch die Beschäftigte zunehmend permanent erreichbar geworden sind. Vor Fahimi forderte Katja Kipping, die Vorsitzende der Partei Die Linke, im vergangenen Herbst ein Recht auf Feierabend und verband diese Forderung mit dem Vorschlag der Einführung einer 30-Stunden Woche. Doch wer wünscht sich eigentlich ein Recht auf Feierabend? Und wie sieht es in unserem Fach aus: Wer will überhaupt abends und am Wochenende vor Fachliteratur, Studienarbeiten und Forschungsanträgen, vor Emails, Twitter und (Soz-)Blogs geschützt werden?

Die Arbeitssoziologie spricht von einer zunehmenden Entgrenzung von „Arbeit“ und „Leben“. Sie diagnostiziert im Zuge einer „doppelten Subjektivierung von Arbeit“ (Kleemann et al. 2002), dass die Beschäftigten – vor allem gut qualifizierte Wissensarbeiter_innen – mit ihren Tätigkeiten zunehmend Ansprüche der Selbstverwirklichung verbinden. Dies birgt durchaus Prekarisierungspotential, da zwar Raum für neue Freiheiten, Flexibilität und Autonomiegewinne geschaffen wird. Zugleich greifen die Unternehmen aber auch – im Sinne einer umfassenden Verwertbarkeit – vermehrt auf die subjektiven Potentiale der Beschäftigten und auf ihre ‚ganze Person‘ zu.

Postoperaistische Ansätze gehen noch einen Schritt weiter und nehmen eine Auflösung der Grenzziehung von Arbeit und Leben an (etwa Virno 2008). Deutlicher noch als die Arbeitssoziologie betonen sie die Ambivalenzen: Einerseits wird das gesamte Leben produktiv gemacht. Auf diese Weise wird Prekarität zu einer verallgemeinerten Erfahrung, denn es droht auch Selbstausbeutung. Andererseits wird diesem Produktionsprozess aber auch emanzipatorisches Potenzial zugesprochen, da in der Arbeit von Kreativen oder in der Care-Arbeit nicht vorrangig materielle Waren entstehen, sondern immaterielle Güter wie soziale Beziehungen und Empfindungen. Schließlich sind immaterielle Produkte überwiegend solche, in denen Gemeinschaftliches, eben Beziehungen und Netzwerke, hervorgebracht werden.

Sowohl arbeitssoziologisch als auch postoperaistisch argumentiert: Wenn Beschäftigte mit ihrer Tätigkeit Ansprüche der Selbstverwirklichung verbinden, die Grenzziehung von Arbeit und Leben prekär wird oder für manche keinen Sinn mehr ergibt, erscheint die Forderung eines Rechts auf Feierabend zunächst als seltsam verstaubt – als Relikt eines längst vergangenen fordistischen Zeitalters.

Aber ganz so einfach ist es nicht. Die neuen Entgrenzungen und Grenzverwischungen stellen uns auch vor neue Herausforderungen. Mit den Entgrenzungen ist für viele ein ins Unendliche steigerbarer Optimierungsdruck entstanden. Wir wollen und sollen gleichermaßen permanent an uns selbst arbeiten. Dieser Optimierungsdruck hat alarmierende gesundheitliche Folgen, wie Studien zu Burnout und Depressionen deutlich zeigen. Diese Diagnosen waren zunächst auf den hochqualifizierten Bereich beschränkt – etwa entgrenzt arbeitende Wissensarbeiter_innen, hoch qualifizierte Führungskräfte mit überlangen, rund-um-die-Uhr-Arbeitszeiten und 150%-Beschäftigung (spricht: mit einer zweiten Person – oft der Frau – im Rücken, die sich um alles jenseits der Erwerbsarbeit kümmert). Viele aktuelle Studien zeigen mittlerweile die Verbreitung in den verschiedensten Qualifikationsstufen auf: Besonders oft von Burnout betroffen sind auch Beschäftigte im Bereich personennaher Dienstleistungen wie Lehrer_innen sowie Pfleger_innen und Erzieher_innen, bei denen zu den oft persönlich herausfordernden und belastenden Aufgaben auch schlechte Arbeitsbedingungen wie Schicht- und Nachtdienste, permanentes Arbeiten unter Zeit- und Effizienzdruck und eine geringe Bezahlung usw. dazukommen.

Aus dieser Blickrichtung ist ein Recht auf Feierabend also alles andere als obsolet. Wenn es um die Frage geht, wie es um die seelische und körperliche Gesundheit bestellt ist, erscheint das Recht auf Feierabend vielmehr als ein notwendiger, wenn auch vereinzelter Topfen auf dem heißen Stein.

Bei diesen Arbeitsbedingungen steht schließlich auch nicht nur die seelische und körperliche Gesundheit auf dem Spiel. Wie eine eigene Untersuchung von Doppelkarriere-Paaren zeigte (Wimbauer 2012), kann sich ein ausgreifendes Erwerbsarbeitsengagement nicht nur auf die eigene Person gesundheitsschädigend – und damit selbstdestruktiv – auswirken. Vielmehr kann sie auch sozial destruktiv werden: wenn ausgreifende „Arbeit“ die „Liebe“ (z)ersetzt, also Paarbeziehungen, die Beziehung zu den Kindern, Freundschaften u.v.a.m prekär werden. Kurz, wenn die „Arbeit“ keinen Platz und keine Zeit mehr lässt, die eigenen Bedürfnisse und die der Anderen wahrzunehmen und anzuerkennen.

Ein wesentlicher Grund hierfür erscheint die zunehmende alleinige Anerkennungsrelevanz von Erwerbsarbeit zu sein, die wesentlich zur Bedeutungssteigerung von Erwerbsarbeit beiträgt. Im Zuge der Sozialstaatsreformen der letzten Jahre, dem Wandel hin zum aktivierenden Sozialstaat und einem Adult-Worker-Modell sollen alle erwerbstätig sein, auch Frauen und Mütter (kleiner Kinder). Nichterwerbstätigkeit wird zunehmend delegitimiert.

Ein weiterer wesentlicher Grund ist die zentrale Bedeutung von Erwerbsarbeit für die Existenzsicherung. Sind oder werden Beschäftigungsverhältnisse prekär und Arbeitsbedingungen schlecht, müssen die Einzelnen belastende, oft auch entgrenzte Arbeitsbedingungen in Kauf nehmen, um überhaupt Einkommen zu erzielen. Damit sind nicht nur Hochqualifizierte potentiell von den Entgrenzungen der Arbeit betroffen, sondern sogar mehr noch auch weniger gut Qualifizierte und prekär Beschäftigte. Hier scheint es naheliegend, dass weniger die Selbstverwirklichungsversprechen von Erwerbsarbeit dazu führen können, dass „Arbeit“ womöglich die „Liebe“ ersetzt, sondern die schlichte Notwendigkeit, überhaupt einen Job zu haben. Wie sich prekäre Beschäftigung, Schichtdienst, Planungsunsicherheit, wechselnde Arbeitsorte, schwankende und / oder niedrige Einkommen, belastende Arbeitsbedingungen im Lebenszusammenhang zeigen und welche Auswirkungen sie auf die Einzelnen und ihre Paar- und Nahbeziehungen haben, ob und wie hier Fürsorge und Selbstsorge (noch) möglich sind, erforschen wir derzeit in einem kürzlich begonnenen Forschungsprojekt.

Ein Feierabend von Erwerbsarbeit erscheint vor diesem Hintergrund überhaupt erst als Grundbedingung, um mit anderen in Beziehungen zu leben und um für sich und für andere sorgen zu können. Hier schließen sich aber viele Fragen an, etwa: Feierabend wovon eigentlich?

Einmal von Erwerbsarbeit: Denn Arbeit wird nicht weniger, und sie wird, wie erwähnt, auch wichtiger. Aber nicht alle – und hier sind wir bei einem weiteren ungleichheitsrelevanten Punkt – können arbeiten, selbst wenn sie dies möchten. Zum einen existieren gar nicht für alle ausreichend Arbeitsplätze, vor allem auch im geringer qualifizierten Bereich. Während die einen also zu viel Arbeit haben, haben die anderen zu wenig. Zum anderen stoßen gerade Personen mit Fürsorgeverantwortung – v.a. Mütter und besonders Alleinerziehende, aber auch Männer und Väter mit Fürsorgeverantwortung (siehe hierzu bspw. ein laufendes Kooperations-Forschungsprojekt) oft auf Hürden, an Erwerbsarbeit zu partizipieren, selbst wenn Sie dies möchten. Trotz einiger Fortschritte mit Blick auf die Vereinbarkeit sind Familie und (Vollzeit-)Berufstätigkeit oftmals schwer unter einen Hut zu bringen.

Doch nicht nur Erwerbsarbeit ist Arbeit, wie eine feministische Grundannahme lautet. Bei der Frage nach dem „Feierabend“ ist die Engführung auf Erwerbsarbeit daher zu kurz gegriffen. Denn was hierbei unberücksichtigt bleibt, sind Fürsorgetätigkeiten – Sorge für andere, für Kinder, Eltern, pflegebedürftige Angehörige, aber auch für Freundschaften, Partner_innen, und Sorge für sich selbst, also Selbstsorge. Nun lässt sich sicherlich über einen weiten und wenn, wie weiten Arbeitsbegriff diskutieren. Nicht alles hiervon mag der eine oder die andere unter Arbeit fassen, und auch die Trennung von Arbeit und Leben wird bei einem derart umfassenden Arbeitsbegriff vollends obsolet. Fasst man aber Fürsorge als Arbeit, als gesellschaftlich notwendige oder sinnvolle Tätigkeit, dann stellt sich die Frage nach dem Recht auf Feierabend von Fürsorge. Nach wie vor wird die care-ethische Frage, was Fürsorge alles (nicht) ist, kontrovers diskutiert. Diskussionswürdig erscheint uns aber: Kann es ein solches Recht auf einen Feierabend von Fürsorge geben? Wie würde es aussehen? Lässt es sich überhaupt einfordern? Was ist mit dem Recht auf (oder gar: Pflicht zur) Selbstsorge? Wenn Individuen mit sich selbst in ein unternehmerisches Verhältnis treten, ist auch Selbstsorge mitnichten ein Raum, der jenseits von Verwertungslogiken steht. Wo bleibt dann überhaupt noch „sorge(n)freie Zeit“ (hieß früher „Muße“)?

Aber zurück zur Ausgangsfrage. Mit Blick auf Erwerbsarbeit ist unser Fazit: Ja, ein Recht auf Feierabend, auf verlässliche arbeitsfreie Zeit ist erforderlich. Doch damit ist es nicht getan. Dazu kommt, dass Arbeitszeiten arbeitsrechtlich bereits begrenzt sind, was aber wiederum teils unfreiwillig, teils freiwillig und teils aus vermeintlich freien Stücken überschritten wird. Viel weitergehend stellen sich die Fragen: Wie können „wir“ arbeiten? Wie wollen „wir“ arbeiten? Und was ist „gute Arbeit“ (auch im globalen Rahmen)?

Hier sind nicht nur die Arbeitszeiten ein wichtiger Faktor, sondern auch die Arbeitsbedingungen: Welche Prekaritätsrisiken, welche körperlichen und psychischen Belastungen sind mit der Arbeit verbunden? Wer ist hiervon wie betroffen? Wie lassen sich Ungleichheiten in der Verteilung dieser Risiken verringern? Zentral ist zudem auch die (Un-)Vereinbarkeit von Erwerbsarbeit mit Fürsorge, Selbstsorge und anderen Tätigkeiten, auf betrieblicher, arbeitsorganisationaler und sozialstaatlicher Ebene. Hierzu gehörten beispielsweise andere Arbeitszeitmodelle, etwa eine Familienarbeitszeit, eine nicht hauptsächlich auf Frauen zielende betriebliche Vereinbarkeitspolitik und Familienpolitik, das Angebot einer quantitativ ausreichenden, qualitativ hochwertigen und finanzierbaren Kinderbetreuungsinfrastruktur. Der seit 2013 geltende Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung ist ein Schritt in diese Richtung, das Elterngeld ebenso. Mittlerweile nimmt jeder dritte Vater Elternzeit, aber meist nur zwei Monate. Auch die Pflege für Angehörige wird häufig von Frauen übernommen, die ihre Erwerbstätigkeit dann reduzieren oder ganz aussteigen.

Schwieriger hingegen dürfte sich ein Rechtsanspruch auf Feierabend mit Blick auf Für- und mehr noch auf Selbstsorge gestalten und vielleicht auch wenig zielführend sein. Notwendig aber wäre eine größere gesellschaftliche Anerkennung von Fürsorge- und Familientätigkeiten und von Selbstsorge– also eine Umwertung dessen, was als ‚Leistung‘ zählt, was als anerkennenswerte Tätigkeiten. Hierzu bedürfte es einer Abkehr von der Zentralstellung von Erwerbsarbeit als zunehmend alleiniger Anerkennungsreferenz und einer größeren Legitimität des „Feierabends“. Ihn zu verabschieden, wäre potentiell selbst- und sozialdestruktiv. Womit wir letztlich auch bei der Frage wären: Wie wollen „wir“ eigentlich leben?

 

Literatur

Kleemann, Frank/Matuschek, Ingo/Voß, G. Günter (2002), Subjektivierung von Arbeit. Ein Überblick über den Stand der soziologischen Diskussion, in: Moldaschl, Manfred/Voß, G. Günter (Hg.), Subjektivierung von Arbeit, München/Mering, S. 53–100.

Virno, Paolo (2008): Grammatik der Multitude. Die Engel und der General Intellect. Wien: Turia + Kant.

Wimbauer, Christine (2012): Wenn Arbeit Liebe ersetzt. Doppelkarriere-Paare zwischen Anerkennung und Ungleichheit. Frankfurt/New York: Campus.

15 Gedanken zu „Vom Recht auf einen verlässlichen Feierabend oder: Wie wollen „wir“ leben und arbeiten?“

  1. Sehr geehrte Damen,

    „Viel weitergehend stellen sich die Fragen: Wie können „wir“ arbeiten? Wie wollen „wir“ arbeiten? Und was ist „gute Arbeit“ (auch im globalen Rahmen)?“

    Naiver kann Soziologie im Rahmen des universitären Realitätszugangs wohl diese Fragen nicht mehr stellen.

    STRUKTURELLE REALITÄTEN werden individualisiert und psychologisiert. Wie hätte „WIR“ es denngern? Die Engel lassen grüßen.

    Dass der unrealistische, subjektivierende SOZIOLOGISCHE Blick auf dieses Thema die FOLGE des unrealistischen „methodologischen Individualismus“ und der interaktionistischen Sackgasse der Soziologie ist, verschwindet im Nebel der nicht mehr vorhandenen methodologischen und wissenschaftstheoretischen Grundlagen.

    Strukturen auf allen Ebenen der Sozialität prägen die VerhaltensVERTEILUNGEN auf der darunterliegenden Ebene, unabhängig von den Rationalisierungen der Individuen und den Wunschvorstellungen der „WIR“-Ideologen.

    Die Strukturen der Globalisierung spielen selbstverständlich keine Rolle bei diesem Thema, ebensowenig wie die Ideologie des imperialistischen Kapitalismus und seine Propaganda (ich weiß, der soziologische Zeit-un-geist kann mit diesen Begriffen kaum noch etwas anfangen, zu wenig rhetorisch aufblasbar).

    Das symbolische Tier „Mensch“ schafft sich Strukturen (typischerweise durch Ausnahme-Individuen), mit denen es sich selbst (Masse/Mehrheit) manipuliert.

    Ein Zurück zu einem ontologischen Realismus, der nach Luhmanns funktionalistischer Reduktion von Soziologie auf epistemologische Perspektiven dringend Not tut, ganz zu schweigen von der „aufgeblasenen Rhetorik“ (Markus Gabriel) der Soziologie seiner Nachfolger OHNE die Luhmannsche Originalität.

    Philosophie bildet seit jeher die logische Grundlage für eine realitätsgerechte, methodologisch und theoretisch fundierte Soziologie. Das wusste schon Durkheim.

    Nach der postmodernen Absurdität im Umgang mit MÖGLICHER Objektivität und Wahrheit, ist der Soziologie dringend zu empfehlen, sich nach einem neuen Fundament umzusehen, um nicht weiter ins Soziotainment ab zu gleiten und um mit „dem Absturz wie ein Computer“ (Wagner) fertig zu werden.

    Ein guter Einstieg wäre Thomas Nagels „Das letzte Wort“ oder der „neue ontologische Realismus“ von Markus Gabriel, um nur zwei Beispiele zu nennen.

    In meiner „Soziologie des Unbewussten“ skizziere ich einen möglichen Ausweg aus der methodologischen und wissenschaftstheoretischen Sackgasse:

    https://soziologiedesunbewussten.blogspot.be.

    1. Lieber Gert,

      Ihr Text, gespickt mit Unmengen an Metaphern „… Die Engel lassen grüßen.“ „… verschwindet im Nebel der nicht mehr vorhandenen …“ „… aufgeblasenen Rhetorik …“. Bitte bemühen Sie sich ein wenig mehr, die auch von Ihnen als unabhängig vom Standpunkt des Beobachters als falsifizierbar angenommenen Beobachtungen zu beschreiben, nicht die Bilder, von denen sie annehmen, dass diese ausschliesslich Ihrem Geiste inherent sind.

      Philosophie bildet nach Durkheim nicht nur die Grundlage für „… realitätsgerechte, methodologisch und theoretisch fundierte Soziologie …“ – nein – sie bildet die Grundlage für jede Soziologie. Nur sollte bewußt sein, wer Philosophen sind und wie deren Arbeit (und deren Feierabend) aussieht. Baruch Spinoza, Ludwig Feuerbach, Georg Jellinek, Ludwig Wittgenstein, Hannah Ahrendt, Michel Foucault und Ágnes Heller seien hier genannt. Wenn Sie mögen schreibe ich hier noch Fritz und Lore Perls.

      Das symbolische Tier „Mensch“ schafft sich Strukturen (typischerweise durch Ausnahme-Individuen), mit denen es sich selbst (Masse/Mehrheit) manipuliert. – Hier wird nicht klar wen sie für ein „Ausnahme-Individuum“ halten. Welche Kategorie von Werten/Eigenschaften unterscheiden ein solches von einem der „Masse“.

      Ich gewinne den Eindruck, dieser ihrer Text mit den eingestreuten Majuskel-Begriffen dient lediglich der Verlinkung Ihres eigenen Blogs.

      Mit freundlichen Grüßen
      der Popper Karl

      1. Lieber Karl Popper,

        schön dass Sie sich aus dem Jenseits melden und Ihren kritischen Rationalismus uminterpretieren.

        Natürlich kann vor dem heutigen Hintergrund des Zeit-un-geistes der Hinweis auf einen eigenen Blog nur dem Verkauf eines Produkts dienen. Eigene Gedanken zu entwickeln kann nur ein solipsistisches Unterfangen sein, ersetzt die Zitatsammlung und die Auflistung von Philosophen natürlich nicht.

        Ihre Hinweise zu den methodologischen und wissenschaftstheoretischen Lösungen der aktuellen Probleme, die der DGS nicht unbekannt sind, überzeugen mich nicht.

        Hier noch ein kleiner Verkaufsbeitrag von mir, der demnächst in meinem Blog zur „Soziologie des Unbewussten“ erscheinen wird:

        „Das Argument aus der Faktizität

        oder

        Warum es ohne den gesunden Menschenverstand und Intuition nicht geht!

        Der subjektivistische Konstruktivismus, der den Zeit-un-geist beherrscht, demonstriert, was passiert, wenn sich der Verstand verselbständigt.
        Die Wirklichkeit wird zu einer relativistischen Einbildungsveranstaltung, ohne objektiven Hintergrund.
        Solidarität wird zu einem VOLLSTÄNDIGEN Ersatz von Objektivität, STRUKTUREN in der Gesellschaft sind permanente Konstruktionen der beteiligten Individuen.

        Die Differenz von Wahn und Wirklichkeit geht verloren, die Gesellschaft wird schizophren.

        Erst die gewaltige Leistung von Ausnahme-Denkern, die Intuition und Denken wieder verbinden, Regel und Ausnahme unterscheiden und die subjektiven Interpretationen von objektiven Sachverhalten von den objektiven Sachverhalten an sich trennen, landen wieder im Reich der Vernunft.

        Alle großen Denker haben seit jeher vor den einseitigen Verirrungen des Verstandes gewarnt und die Einheit von Erfahrung und Denken als Ziel formuliert.

        Der folgende Gewalt-Akt ist aktuell philosophisch notwendig, um die Wissenschaft des Denkens und der Weisheit wieder mit der selbstverständlichen Evidenz, die der gesunde Menschenverstand liefert, zu verbinden.

        Der gesunde Menschenverstand und die Intuition sind die NOTWENDIGEN, NICHT hinreichenden Bedingungen, um die Realität realistisch zu begreifen.

        Innerhalb der Wissenschaft nennt man das die Einheit von Theorie und Empirie, außerhalb die Einheit von Theorie und Praxis als idealtypische Norm menschlich möglicher Erkenntnis von objektiver Realität.

        Philosophisch nennt der „neue, ontologische Realismus“ diesen Einwand gegen den Konstruktivismus das „Argument aus der Faktizität“:

        „Faktizität ist der Umstand, dass es überhaupt etwas gibt. Dieser Umstand ist eien Faktum, eine Tatsache. Das ARGUMENT AUS DER FAKTIZITÄT wendet gegen den Konstruktivismus ein, dass dieser übersieht, dass er Tatsachen in Anspruch nimmt, die nicht konstruiert sind. Diese Tatsachen betreffen den Konstruktivismus selbst. Denn damit damit es sich bei dem Konstruktivismus um den Konstruktivismus und nicht etwa um Bananen oder einen ICE handelt, muss einiges auf ihn zutreffen: Er will eine Theorie sein, die bestimmte Aussagen trifft, insbesondere die Aussage, dass alle Theorien konstruiert sind. In diesem Rahmen behauptet der Konstruktivismus üblicherweise, dass irgendeine Menge von Tatsachzen nur relativ auf irgendein epitsemisches System besteht, sei dies ein Überzeugungssystem, eine Registratur oder eine bestimmte formale Struktur. Er behauptet also im Allgemeinen:
        Die Tatsachenmenge T ist relativ auf das epistemische System S.

        Der Neurokonstruktivismus behauptet beispielsweise, dass die bunte Welt, die uns erscheint, relativ auf den menschlichen Organismus, besonders auf unser Gehirn ist. Gäbe es keine bestimmte Gehirne einer bestimmten Art, wäre es nicht wahr, dass ich gerade im Zug von Arhus nach Kopenhagen sitze, es draußen regnet und der Zug seit 20 Minuten an sehr vielen dunkelgrünen Wiesen und gelben Rapsfeldern vorbeifährt. Wenn während der Abfassung dieser Zeilen alle Gehirne im Universum verschwunden wären, wäre der Satz dem Neurokonstruktivismus nach falsch gewesen- es hätte keine fahrenden Züge und dunkelgrüne Wiesen gegeben.“

        (Markus Gabriel 2012: S. 164/165)“

        1. Lieber Karl Popper,

          sind Sie auch in der Lage, Ihre anregenden Kommentare mit offenem Visier zu entwickeln oder wozu brauchen Sie diese karnevalistische Maskerade?

          Noch ein Hinweis zu den Ausnahme-Individuen.

          Selbstverständlich ist dieser Hinweis für manche Menschen psychologisch schwer zu verstehen.

          Aber ansonsten sollte der Unterschied zwischen Zuckerberg, der FB und damit eine neue STRUKTUR der gesellschaftlichen Kommunikation geschaffen hat, soziologisch-strukturell unterscheidbar sein von den Smartphone-Affen, die die WIRKUNG dieser Struktur im Sinne der von mir erwähnten VerhaltensVERTEILUNG demonstrieren.

          Ach, damit es nicht zu Missverständnissen kommt. Zuckerberg ist an dieser Stelle der Ausnahme-Mensch im Sinne des methodologischen Strukturalismus, dessen Andeutung Sie auch in meinem Blog nachlesen können.

          Mit ausdrücklichem Respekt vor Ihrer Lebensleistung, verehrter Sir Karl Popper!

          Herzlich
          Gerhard A. Schwartz

  2. Liber Gerhard A. Schwartz, (such Dir nun aus, ob „frei“ oder „Kind“)

    wenn wir die „normative Kraft des Faktischen“ eines Georg Jellinek mit der „Gesellschaft des Spektakels“ eines Guy Debord verbinden, nähern wir uns einem möglichen Modell von reflexiver Realitäts-Perzeption an, in dessen Rolle des primären Quell individueller Motivationen das Unbewußte tritt. In diesem Punkt gebe ich Ihnen und nicht zuletzt György Lukács recht.

    Vielleicht hoffte ich ja unbewusst, daß Frau Heller damit den gesamten Tag verbringt, sich selbst zu „googlen“? – Wieso benutzen derartig viele Menschen in der heutigen Zeit das Kunst-Wort „googeln“ um auszudrücken, daß sie von einer Suchmaschine gebrauch machen? – Wieso können viele Menschen heutzutage schneller tippen als „denken“?

    Das „Unbewusste“ und die sog. „4. digitale Revolution“ sollten auf kurz oder lang nun langsam zu einem Thema der Wissenschaften werden, noch bevor der Automatismus der „Gewöhnung“ an das „Alltägliche“ sie verdecken.

    Vielleicht hat das tausendjährig in dem Begriff das „tausendjährige Reich“ für diese seine Bestandteile (Gesetze, Bevölkerung UND Territorium) eine derartige Gewöhnung (durch seine gefühlte 1000-järige Dauer gehabt) zur Folge gehabt, im Gegensatz zu den sozial aus diesem Gefüge Exkludierten (ca. 12 Jahre, das ist fast Faktor x100), daß bei diesen beiden Gruppen der Eindruck entstanden ist, Bestandteil einer vollkommen eigenen Realität zu sein.

    Für die einen bedeutet Normalität etwas grundlegend von dem Normalitätsbegriff des jeweiligen anderen verschiedenes, so daß keine Kommunikation mehr über das Faktische eine „Realität“ möglich sei.

    „Die Welt ist nich die Gesamtheit aller Dinge auf der Welt, sondern die Gesamtheit von allem was der Fall ist … über das Unsagbare muss man schweigen.“ (Wittgenstein, L. – tractatus logico-philosophicus, Suhrkamp)

    „… Dein goldenes Haar Margarethe, Dein aschenes Haar Shulamith … der Tod ist ein Meister …“ (Celan, P. – »Todesfuge« und andere Gedichte Suhrkamp)

    „In den Bäumen kann ich keine Bäume mehr sehn – die Äste maben nicht die Blätter, die sie in den Wind halten – was soll nur werden – Ich bin satt vor der Zeit und hungere nach ihr … das Unsagbare geht, leise gesagt über’s Land.“ (Bachmann, I , Die gestundete Zeit: Gedichte )

    Viele Grüße
    K.P.

    1. Lieber Karl Popper,

      Wissenschaft beschäftigt sich mit dem rational Sagbaren. Diese Einschränkung dürfte für Sie kein Neuland sein.

      Poesie kann erbaulich sein und Anregung zum rationalen Denken bieten, literarische Soziologie auch.

      Nur ersetzen können Poesie und literarisch anspruchsvolle Soziologie Soziologie als MÖGLICHE Wissenschaft nicht.

      Die Soziologie kann sehr wohl die a-rationalen, unbewussten Grundlagen sozialer Prozesse rational erfassen, wenn sie über eine entsprechende Methodologie und Wissenschaftstheorie im Rahmen eines ontologischen Realismus verfügen würde.

      Das geht aber nur, wenn sie wieder ontologische und logische Hierarchien anstelle der postmodernen subjektivistischen Einebnung in den Blick bekommt.

      Unbwusste Prozesse bilden die Grundlage sozialer Prozesse, rationales Handeln ist die Ausnahme, wenn überhaupt, nicht die Regel. Genau genommen gibt es kein raionales Denken oder Handeln ohne Bezug auf das Unbewusste.

      Hier findet die Soziologie wissenschaftlich ein Fundament, um endlich kausalwissenschaftlich jenseits der liberalistischen Ideologie und der interpretativen Methodologie weiterzukommem.

      Dies ist wiederum nur möglich, wenn jenseits der KomplexitätsIDEOLOGIE, die sich im Anschluss an die Popularisierung von Luhmanns Systemtheorie entwickelt hat, Erkennen und Erklären begrifflich klar unterschieden werden, z.B. ethologisch so formuliert:

      „Erkennen beruht auf dem simul hoc der Gestaltwahrnehmung und ist großteils vorbewußt angelegt, das Erklären auf dem propter hoc, das großteils als bewußte Konstruktion der Erfahrung hinzuzufügen ist. Erkennt man diesen Unterschied nicht, kann es geschehen, daß das noch nicht Erklärbare aus der Welt des Erkennbaren verloren wird.“
      (Riedl 2000: 341)

      Übrigens könnte man z.B. Luhmanns Heuristik oder Theorien Webers wunderbar in den erweiterten methodologischen und wissenschaftstheoretischen Rahmen eines kausalwissenschaftlich orientierten „methodologischen Strukturalismus“ und einer „Soziologie des Unbewussten“ einbauen, entsprechenden Umbau natürlich vorausgesetzt.

      „Das “Unbewusste” und die sog. “4. digitale Revolution” sollten auf kurz oder lang nun langsam zu einem Thema der Wissenschaften werden, noch bevor der Automatismus der “Gewöhnung” an das “Alltägliche” sie verdecken.“

      Das hört sich doch nach einem möglichen Zugang zu sozialer Realität jenseits von der methodologisch und wissenschaftstheoretisch überholten Dominanz interpretativer Soziologie an.

      Ich hatte schon Angst, ich hätte auf eine Büttenrede geantwortet.

  3. Lieber Herr Schwartz, ich muss sagen ich habe große Schwierigkeiten ihren ja doch recht sprunghaften Äußerungen zu folgen. Sie scheinen mit irgendwas in der Soziologie unzufrieden zu seinen, konstruieren meiner Ansicht nach da jedoch Pappkameraden gegen die Sie wettern.

    Vor allem habe ich den Eindruck, dass sie sich nicht ganz im klaren sind, dass in der Soziologie, und insbesondere im interpreatativen Paradigma, bzw. der Wissenssoziologie, die von ihnen verwendete Begriffe wie
    „Unbewusstes“, „gesunder Menschenverstand“ oder „Ontologien“ breit thematisiert sind. (Mir ist ja immernoch nicht klar was unbewusst eigentlich sein soll, ich finde hier „vorprädigkativ“ den viel geeigneteren Begriff, aber darüber kann man sich streiten; gesunder Menschenverstand ist auch so eine schwammige Kategorie und die Produktion von alltäglicher Rationalität wurde z.B. von Garfinkel in den Methoden der Herstellung von Rationalität schön untersucht).

    Ich kenne auch nur wenige Vertreter eines „subjektivistischen oder neuro-“ Konstruktivismus, innerhalb der Soziologie, weiß also nicht wogegen sie da wettern, der SOZIALkonstruktivsmus ist ja grunlegend anders aufgebaut.

    1. Ich glaube er meint das: …

      „Ich hege die Hoffnung, dass man mal wieder 70 Prozent der eigenen Zeit und Kraft auf die Auseinandersetzung mit den Mächtigen, mit der vorherrschenden Propaganda von wegen »für alle sozialen Probleme gibt es individuelle Lösungen« verwendet und weniger Zeit mit diesem Gekrümel der Abgrenzung von allem möglichem Anderen, das emanzipatorisch tut. Und es vielleicht sogar ist.“

      (Quelle: http://jungle-world.com/artikel/2014/30/50292.html – Nina Scholz‘ Interview mit Barbara Kirchner m.E. zum Thema Anti-Bewegungen, die potentiellen Ursachen für deren Genese, deren Existenz überhaupt, Antigenderismus, die Genese interner und externer Feindbilder nach Naomi Wolf/George Orwell)

      1. Lieber Alfred der Schütze,

        ich scheine doch in einer Art Kasperle Theater gelandet zu sein.

        Oder vielleicht eine theologische Auferstehungsübung?

        Die interpretative Soziologie und die komplexitätsverliebte Systemtheorie sind tatsächlich Pappkameraden, da gebe ich Ihnen Recht!

        Um diese Pappe geht es mir, die sich als stabiles Holz verkauft.

        Kennen Sie den Unterschied zwischen Epistemologie und Ontologie?

        Darum geht es bei Fragen der Erkenntnistheorie und Wissenschaftstheorie.

        Dass die verstehende Soziologie mit ihrem methodologischen Individualismus ein Problem darstellt, können Sie auch zum Beispiel auch bei Bühl nachlesen: „Das kollektive Unbewusste in der postmodernen Gesellschaft“.

        Oder versuchen Sie’s mal mit der „kollektiven Intention“ von Searle.

        Der Sozialkonstruktivismus ist eine besondere Form der Konstruktivmus, nicht des Realismus. Deswegen der Hinweis auf Thomas Nagel und Markus Gabriel.

        Dabei geht es um die philosophischen Grundlagen der Soziologie als Wissenschaft sozialer Prozesse und sozialer Strukturen.

        Dies mit dem Zeit-un-geist und einer bestimmten Tradition in der Soziologie als nicht existente fundamentale Probleme zu qualifizieren, ist der übliche emotional-ideologische Umgang mit sensiblen Themen in der Soziologie, nichts Neues.

        „Erklären und Verstehen“ nannte man das Thema früher.

        Ein Paradigma wird von außen betrachtet und relativiert. Nur eine Innenansicht als kritischen Zugang zuzulassen ist, ist intellektueller, emotional-ideologischer Kindergarten.

        Alaaf!

        1. Noch ein Nachtrag für die Ratefüchse unter uns und die Verfolger sprunghafter Darstellungen:

          „Seit Comte wird darüber gestritten, ob es eine Soziologie als eigenständiges Fach neben der Psychologie geben kann. Was wäre ihr eigenständiger Gegenstand? Welche Methoden, welche Erklärungsmodelle wären diesem Gegenstand angemessen?
          Dass sich seit Comte nichts Entscheidendes in dieser Hinsicht geändert hat, konstatiert Gerhard Wagner 2012 eindrucksvoll:

          „Das (dass keine aktuellen Publikationen zum aktuellen Stand der Forschung soziologischer Wissenschaftstheorie zu finden sind, G.Sch.) ist kein Zufall, denn im Unterschied zu anderen Einzelwissenschaften findet man in diesem Fach noch nicht einmal annähernd eine facheinheitliche Konzeption von Gegenstand und Methode, die man referierend vorstellen könnte. Was man findet, sind viele widersprüchliche Positionen (Braun,2008), die überblicksartig vorzustellen müßig wäre. Man würde damit nur einen Missstand dokumentieren, der offenbar für den Missstand des ganzen Fachs verantwortlich ist. ‚Es gibt in diesem Fach derzeit keinen Stand der Erkenntnis‘, lautet die ÖFFENTLICHKEITSWIRKSAME (Hervorhebung .G. A. S.) Kritik anlässlich des Jubiläumskongresses, den die Deutsche Gesellschaft für Soziologie zur Feier ihres 100-jährigen Bestehens 2010 in Frankfurt am Main ausgerichtet hatte ( Kaube 2010).
          Als wollten sie dieses VERNICHTENDE URTEIL ( Hervorhebung G.A.S.) bestätigen, ließen kurz darauf Fachvertreter in einer Befragung durchblicken, dass es tatsächlich keinen ‚Konsens über das Grundwissen der Disziplin‘ gibt, was sich in erster Linie mit einer ‚fehlenden gemeinsamen wissenschaftstheoretischen Vororientierung im Fach‘ erklären lässt (Braun & Ganser 2011:171)
          Da die Soziologie offenbar wie ein Computer abgestürzt ist,…“

          (Wagner 2012:1)“

          Gerhard Wagner muss ja die ganze interpretative Soziologie übersehen haben, unglaublich!

          Wenn mir das passiert wäre als sprunghafter Außenseiter, klar.

          Aber einem verbeamteten Professor, der unsere Steuergelder zum Wohle der Wissenschaft und des deutschen Volkes verbraucht?????

        2. sehen sie, sie zitieren searles begriff der “kollektiven Intention” in Bezug auf den Sozialkonstruktivismus. Das Konzept halte ich für obskur, weil es genau die Prozesse der Herstellung verdeckt.

          Und die Soziologie ist „multiparadigmatisch“, das ist richtig. Auch bestreite ich nicht, dass eine philosophische Grundlegung hier sinnvoll etwas beisteuern kann, jedoch gibt es auch innerhalb der Philosophie genug verschiedene Traditionen, die genauso unein sind.

          Was fordern sie also? dass wir jetzt also nagel und gabriel lesen sollen? Wo genau liegen die interessanten Punkte, konkret, methodologisch und mit Bezug auf die Frage dieses Blogbeitrages? (der ja für mich eher einen Essaycharakter aufweist, der ein zeitdiagnostich-politisches Problem aufreißt).

          1. p.s. zur Kritik an Searle aus soz. Perspektive, siehe das Review zu dem Buch in AJS 101,5 (1996) Page 1459 of 1459-1461

          2. „Was fordern sie also? dass wir jetzt also nagel und gabriel lesen sollen? Wo genau liegen die interessanten Punkte, konkret, methodologisch und mit Bezug auf die Frage dieses Blogbeitrages? (der ja für mich eher einen Essaycharakter aufweist, der ein zeitdiagnostich-politisches Problem aufreißt).“

            Ein typische Fragestellung des Zeit-un-geistes, Wo ist den nun der KONKRETE Punkt bezogen auf diesen essayistischen Beitrag?

            Es fehlt nur noch der konstruktivistische Verweis auf „Alles hängt doch mit allem zusammen!“ und der „multiparadigmatische Zustand“ sei kein Problem, sondern zeichnet gerade die Soziologie als WISSENSCHAFT aus.

            Der konkrete Punkt ist ein abstrakter, nämlich die erkenntnistheoretisch-ontologische Basis der Beschreibung eines „Zeitdiagnostisch-politischen Problems.

            Dieses Thema ist nicht ersetzbar durch die populären Theorien mittlerer Reichweite, weil diese eben wieder von der Frage Realismus-Anti-Realismus usw.abhängen.

            Billiger ist das Thema nicht zu haben. Daran ändern auch der Zeit-un-geistes und „Bologna“ nichts.

            Ich hab kein Problem mit Soziotainment, so lange es nicht mit wissenschaftlich möglicher Soziologie verwechselt wird und in diesem Rahmen als Wissenschaft angeboten wird.

            So weit ich diesen Blog der DGS richtig einschätze, handelt es sich um eine Auseinandersetzung mit soziologischen Fragen aus wissenschaftlicher Perspektive.

            Also gibt es keinen Grund, jenseits emotional-ideologischer Komfortzonen, die Grundlagen in Frage zu stellen und eine Erörterung der fundamentalen wissenschaftstheoretischen Fragen anzuregen.

            Alfred der Schütze, wenn Sie ein Student im 2.Semester sind, haben Sie jedes Recht der Welt, sich ihre Fragen und Antworten bei Null anfangend zu erarbeiten.

            Wie wär’s, wenn sie Ihr Karnevalskostüm ablegen, falls Sie ernsthaft mit mir diskutieren wollen. Damit ich weiß, mit wem ich „spreche“.

            Mein Hintergund ist in meinem Blog ganz gut dokumentiert, vor allem in meinem Beitrag „Die Komplexitäts-Ideologie“.

            Der Entdeckungszusammenhang ersetzt zwar nicht den Begründungszusammenhang, gerade aus kausalwissenschaftlicher Sicht, kann aber hilfreich sein, um ein angemessenes Abstraktionsniveau für die jeweiligen Gesprächspartner zu definieren. Nicht jedes Abstraktionsniveau passt optimal zu jeder Kombination von Gesprächspartnern.

  4. den Versuch einer tiefergehenden Theoriediskussion gab es hier im Blog ja bereits. Im Netz möchte ich ungern meine Diskussionen veröffentlicht sehen, dafür gibt es regelmäßig Tagungen, Konferenzen Workshops, und ggf. auch Veröffentlichungen. Vielleicht läuft man sich ja über den Weg, ich halte die Augen nach Ihnen offen, und gebe mich dann gerne persönlich zu erkennen.

  5. Liebe KollegInnen,

    man kann sich schon fragen, ob das gesamte Blog-Format zum Scheitern verurteilt ist; und selbst wer sonst dagegen wettert, wünscht sich plötzlich ein Peer Review-Verfahren.

    Aber das ist impressionistisch.
    Ganz systematisch:

    1. Mir scheinen die Beiträge im Wesentlichen um Belege des Selbst-Gelesenen zu kreisen. Das ist schade.

    2. Mir scheint die Ausgangsfrage letztlich auf alte Debatten im Umfeld der Ideologiekritik hinauszulaufen: „Will“ wirklich irgendwer (die Soziologen und Enthusiasten eingeschlossen) lieber arbeiten müssen als arbeiten können? Oder ist auch diese Wahrnehmung schon Effekt des neoliberalen Regimes, das neuerdings ja Übernachtungsmöglichkeiten in Büros propagiert, (wie ich der Tagespresse entnehmen konnte)? Das ist schwierig.

    Vielen Dank für den Ausgangsbeitrag, und beste Grüße
    BdKdM

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