Schauen oder nicht schauen, das ist hier die Frage: Die kontroverseste Fußball-WM aller Zeiten steht uns bevor

Ein globales „Mega-Event“?

Der FIFA World Cup gehört unbestritten zu den wenigen wirklich globalen Ereignissen. Rund 3,2 Milliarden Menschen auf diesem Planeten, so schätzt die FIFA, werden einschalten, wenn ab 20. November in Katar gegen den Ball getreten wird. Diese mediale Reichweite ist beeindruckend. Auch andere Dimensionen der WM sind gewaltig: Einschließlich der Stadionbauten hat Katar knapp 150 Milliarden Euro für die Ausrichtung des Turniers verplant – das ist mehr als die letzten fünf Endrundenturniere gemeinsam gekostet haben. Hinzu kommen dreistellige Milliardenbeträge für Infrastrukturprojekte, wie z.B. ein Autobahnring um Doha oder neue U-Bahnlinien. Bisherige Weltmeisterschaften haben bis zu 3 Millionen ausländische Tourist*innen angezogen. Schätzungen zufolge werden diesmal nur halb so viele Menschen in das kleine Golfemirat reisen. Trotzdem: Nimmt man einen Klassifikationsvorschlag für Großereignisse, den Michael Müller in seinem Beitrag „What makes an event a mega-event?“ macht, als Bezugspunkt, dann ist der FIFA World Cup in Katar gar kein Mega-Event, sondern noch mehr: ein „Giga-Event“. Größer geht es nicht.

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Der schmale Grat zwischen Schutz, Selbstbestimmung und In-Dienstnahme

Eva Fleischer

Mit Beginn der ersten politischen Regulierungen im Rahmen der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 wurden von vielen Regierungen alle Personen jenseits der 65 unabhängig von ihrem persönlichen gesundheitlichen Zustand und ihrer körperlichen Fitness pauschal als „Risikogruppe“ kategorisiert. Diese Kategorisierung, die noch weitreichenderen Empfehlungen medizinischer Fachinstitutionen wie der WHO oder des RKI (Robert-Koch-Institut) folgte, zog einschneidende Maßnahmen nach sich. Der Kontakt mit Personen über 65 sollte vermieden werden und in Institutionen wurde die Selbstbestimmung von Care-Empfänger*innen massiv eingeschränkt.

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Großputz! Care nach Corona neu gestalten. Eine Blog-Reihe zum Positionspapier des Initiativkreises care-macht-mehr.com aus Deutschland, Österreich und der Schweiz

Barbara Thiessen

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie im Care-Bereich sind nicht überraschend. Aber für manche doch. Hier hat sich Sars-CoV-2 als Meister der Enthüllung erwiesen. Soziale und geschlechterpolitische Missstände, die in einer sich sozialliberal verstehenden Gesellschaft gerne unter den Teppich gekehrt werden, sind nun unübersehbar geworden. Dazu zählen

  • die anhaltende Entwertung professioneller wie privat geleisteter Care-Arbeiten,
  • die durch vermehrte Frauenerwerbsarbeit aufgeworfenen strukturellen Care-Lücken, die bislang nur notdürftige und partielle Reformen erfahren haben,
  • die sich als resistent erweisenden Geschlechterhierarchien in privaten Beziehungen sowie auf dem Arbeitsmarkt, trotz des allgegenwärtigen Wunsches nach und Bekenntnis für Geschlechtergerechtigkeit,
  • die sich hieraus ergebenden Symptome von Überforderung und Erschöpfung auf individueller Ebene, vor allem bei care-aktiven Menschen,
  • die Nutzung weltweiter Ungleichheitslagen und Migrationsbewegungen für den Bedarf an kostengünstigen Care-Arbeitskräften in Kliniken, Heimen und privaten Haushalten ungeachtet eines erheblichen Care Drain in den Herkunftsländern,
  • die Verschärfung dieser Krisenphänomene spätestens mit Beginn des 21. Jahrhunderts durch die marktorientierte Rationalisierung von Care und die Öffnung der Care-Ökonomie für Renditeziele.

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