Zunächst will ich schreiben, wie sehr ich mich über all die #Soziologie-Tweets gefreut habe. Ich habe aufgegeben, die Posts, zu zählen, von der mageren Ausbeute vor einer Woche sind wir aber meilenweit entfernt. Außerdem findet sich auf der DGS-Seite nun ein Reiter (wenn sie etwas runterscrollen und den Blick rechts ausrichten, sehen sie ihn), der die #soziologie-Posts für all jene dokumentiert, die keinen Twitterzugang haben oder haben wollen. Très chic. In diesem Beitrag will ich – bevor ich mich in den nächsten Tagen wieder anderen Themen zuwende – einige der in der angeregten Diskussion in den Kommentaren zum ersten Beitrag gefallenen Argumente versammelt aufgreifen. Ich will dabei nochmal präziser herausarbeiten, weshalb ich der Meinung bin, dass Soziologinnen und Soziologen von der Beschäftigung mit Social Media profitieren können.
Für mehr #Soziologie auf Twitter #1
Es ist nicht zu übersehen, dass die etablierte deutschsprachige Soziologie sich der Nutzung digitaler Medien weithin enthält. Ein Beispiel hierfür: die wenigen #Soziologie-Posts im Microblogging-Dienst Twitter. Twitter ist ein Medium, dass es ermöglicht, kurze Nachrichten von 140 Zeichen abzusetzen, mit Links und Hashtags (#-Zeichen) zu versehen. Der Hashtag #Soziologie ermöglicht es beispielsweise, alle Nachrichten, die so ausgezeichnet wurden, zu betrachten, #SozBlog wäre der Hashtag für diesen Blog. Die Nutzung des Hashtag ermöglicht es, auch Nachrichten von Nutzerinnen und Nutzern zu sehen, denen man nicht direkt „folgt“ – deren Nachrichten man also nicht abonniert hat. Ich selbst habe das Medium durch eine Forschungsarbeit über politische Kommunikation kennen gelernt und bin seither sehr fasziniert von seiner potentiellen Reichweite und Schnelligkeit.
Nerds, Nerdettes #4 Die Nerdette (und zerstreute Tatsachen)
Nachdem bisher vor allem der Nerd im Vordergrund meiner Überlegungen stand – auf die Gender-Dimension nicht nur dieser, sondern auch vieler anderer Sozialfiguren wies ich bereits in einem früheren Post hin – wird es heute um die Nerdette gehen. Ich werde heute kein geschlossenes Argument präsentieren, sondern dazu einladen, die Geschlechtsdimension der Nerdiness als weibliche* Seite einer binär codierten Geschlechterunterscheidung (männlich/weiblich) zu debattieren.
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Nerds, Nerdettes #3 Provokation und Ächtung des Nerd
Könnte es sein, dass die Abwehr gegen die Piratenpartei mehr mit deren Nerdiness als mit Sachpolitik und Programmatik zu tun hat? Die harsche und oft recht emotional begründete Ablehnung der für ihr junges Alter doch vergleichsweise braven Partei wunderte mich schon 2009, als etablierte politische und publizistische Akteure erstaunlich heftig gegen sie zu polemisieren begannen. Doch dazu später mehr: Meine These für den heutigen Beitrag lautet, dass die Provokation, die die Piratenpartei für Manche darstellt, weniger in sachpolitischen Fragen oder in der politischen Konkurrenzsituation begründet liegt, als in der nerdiness der Partei.
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Nerds, Nerdettes #2 Die Anormalität des Nerd
Was bedeutet es, wenn Menschen von sich sagen: „Ich bin ein Nerd.“ Was bedeutet es, wenn Menschen über andere sagen: „Er/sie ist ein Nerd?“ Was bedeutet es, von „den Nerds“ im Plural zu sprechen? Mit dieser Frage will ich mich heute genauer auseinandersetzen.
Nerds, Nerdettes #1 Eine begriffliche Invasion?
Ist der Nerd eine Sozialfigur, die interessant genug ist, um mit ihr eine Reihe von Blogbeiträgen im SozBlog zu eröffnen? Ich denke schon. In dem schönen Buch „Sozialfiguren der Gegenwart“ von Stephan Moebius und Markus Schroer (2010) tummeln sich unter anderen der Berater, der Hacker, der Amokläufer, der Dillettant und der Bürger/Weltbürger. Wutbürger und Nerd fehlen noch. Den Begriff nerd gibt es schon seit den 1950er Jahren. Er stammt ursprünglich aus einem Kinderbuch. Ab den 1980er Jahren wird er auch benutzt, um Hacker und andere computeraffine Männer zu labeln. In den 1990er Jahren taucht der Nerd vermehrt in amerikanischen Comedy-Serien auf – ich denke bspw. an Steve Urkel aus Familiy Matters.
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SozBlog als Mittel für Public Sociology?
Vor zwei Monaten habe ich geschrieben, dass ich zwar finde, dass die Soziologie – im Sinne der „Public Sociology“ – der Öffentlichkeit Deutungsangebote bereitstellen sollte, dass ich aber nicht sicher bin, ob Blogs hierfür die geeignete Form sind und dass ich es (für mich) schlicht ausprobieren muss. Heute – an meinem letzten Tag auf diesem Blog – möchte ich diese Frage noch einmal aufgreifen und mit einer Bitte an die Leser um Feedback verbinden – insbesondere an die Nicht-Soziologen unter Ihnen, an diejenigen, die regelmäßig gelesen haben sowie diejenigen, die sonst nie etwas kommentieren (sozusagen die schweigende Mehrheit).
Märkte verstehen. Die Wiederaneignung der Wirtschaft als soziologisches Thema
Ausgehend von den aktuellen Lebensmittelskandalen, Konzentrationsprozessen auf dem Medienmarkt sowie der Finanzkrise, hatte ich mir vor zwei Monaten das Ziel gesteckt zu versuchen, moderne Konsumgütermärkte und die Risikoproduktion auf diesen Märkten besser verstehen. Hierzu bin ich in den vergangenen Wochen Stück für Stück die einzelnen Glieder der Produktionskette durchgegangen und habe ihre eigene Dynamik sowie Bedeutung für das Ganze diskutiert, wobei ich an dieser Stelle auf eine Darstellung der inneren Systematik der Beiträge verzichten möchte, weil ich dies bereits in meinem Zwischenfazit getan habe.
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Frische Lebensmittel. Qualitätskonventionen und die Organisation der Kühlkette in den USA, Deutschland und Asien
Essen kann verderben oder durch zu lange Lagerung Keime und Bakterien ansetzen, so dass Menschen beim Verzehr krank werden. Dies zu vermeiden, ist ein Grundproblem, mit dem Lebensmärkte historisch schon immer zu kämpfen hatten. So unterscheiden sich die USA, Europa und Asien grundsätzlich in den Qualitätskonventionen (Diaz-Bone/Salais 2012; Bessy 2012; Diaz-Bone 2012; Kädtler 2012), was „frische Lebensmittel“ sind, und entsprechend sind Produktionsketten komplett unterschiedlich organisiert, um Hygiene sicherzustellen und das Verderben von Nahrungsmitteln zu vermeiden.
Lebensmittel einkaufen. Vertrauen, Konsum und moderne Gesellschaft in Deutschland und Asien
In Deutschland kaufen heute die meisten Verbraucher ihre Lebensmittel im Supermarkt oder in sog. Betrieben des „Außer-Haus-Konsums“, also Gaststätten, Imbissbuden und Kantinen. Produziert wird unser Essen in industrieller Massenproduktion in komplexen, differenzierten, globalisierten Produzenten-Zulieferer-Ketten. Dass dies nicht selbstverständlich ist, zeigt ein Blick nach Asien, und ein Blick in die deutsche Geschichte zeigt, dass unser Konsumverhalten ein relativ neues Phänomen ist. „Lebensmittel einkaufen. Vertrauen, Konsum und moderne Gesellschaft in Deutschland und Asien“ weiterlesen
Unternehmen, die es nicht geben dürfte (2): Die Privatmolkerei Bauer
Nicht nur der Erfolg der Firma Müller-Milch, auch der Erfolg der Privatmolkerei J. Bauer GmbH & Co. KG[1] lässt sich mit der neoklassischen Theorie nicht erklären – allerdings aus völlig anderen Gründen als bei Müller. Die Firma Bauer hat nämlich in den ersten hundert Jahren ihrer Firmengeschichte keine Werbung gemacht – sich also aus Perspektive der Lehren des modernen Marketing geweigert, direkt mit ihren Kunden zu kommunizieren und sie so mit Informationen zu versorgen. Dennoch war sie in den 1980ern einer der Marktführer auf dem Joghurt-Markt.
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Nicht jeder isst das Gleiche, oder: Verbrauchertypen und Esstypen
Wie bereits in der Diskussion über den Zusammenhang von Geschlecht, Milieu und Konsum angedeutet, sind nicht alle Verbraucher gleich – „den Konsumenten“ gibt es also nicht. Dennoch lassen sich oft in bestimmten Kulturkreisen, sozialen Milieus, ethnischen, Alters- oder Geschlechtergruppen typische Muster des Konsums identifizieren.
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Der Ernährer und die Hausfrau, oder: Der Arbeitnehmer und die Verbraucherin
Der Konsument und der Produzent sind nicht geschlechtsneutral: Der Arbeitnehmer (= Ernährer) ist historisch gesehen ein Mann, die Verbraucherin (= Hausfrau) eine Frau. Warum? Wie kam es dazu? Und welche Bezüge weisen Konsum- und Wirtschaftssoziologie zur Debatte um das Ernährer-Hausfrau-Modell sowie die weibliche Karrierechancen auf?
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Der Verbraucher und die Rolle des Konsums auf modernen Massenmärkten
Erst der Konsum schließt auf kapitalistischen Märkten den Güter- und Geldkreislauf. Gleichzeitig konstruieren Konsumenten in Interaktion untereinander und mit anderen Marktakteuren den sozialen Wert von Produkten und damit die Marktfähigkeit und den potenziellen Preis eines Produkts. Konsumentenmärkte sind damit zentral für die Entstehung von Produktpräferenzen.
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Der Konsum als vernachlässigtes Thema in der Soziologie
So produktiv die Differenzierung der Soziologie in spezielle Soziologien in vielen Bereichen ist, so problematisch ist, dass sie dadurch auch systematisch blinde Flecken entwickelt. Einer der blinden Flecken ist die Konsumsoziologie. Während der Konsum im Angelsächsischen ein breites und etabliertes Feld soziologischer Analyse ist (Ryan 2007), fristet das Thema in Deutschland ein Schattendasein. Dabei ergeben sich zahlreiche Verknüpfungsmöglichkeiten mit anderen Themenfeldern der Soziologie, die das Potenzial soziologischer Analyse deutlich erhöhen würden.
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