Das Sommerloch-Soziologische-Theorie-Blog, Public Sociology und das Populäre

Mit dem ersten August übernimmt Hubert Knoblauch den Staffelstab des SozBlog von der Redaktion des soziologiemagazins e.V. Damit tritt an die Stelle des kollektiven „Wir“ der Redaktion wieder ein „ich“, das besondere Hintergründe und thematische Interessen hat (mehr zu meiner Person als in der Kurzangabe zu den AutorInnen können Sie auf meiner Homepage erfahren). Mit diesem Wechsel tritt an die Stelle von „digital natives“, die gekonnt mit dem Medium umgehen können, ein Vertreter jener Generation, die ihr Handwerk noch mit den alten Medien gelernt hat. Zumindest meine Magisterarbeit habe ich noch auf einer (mechanischen) Schreibmaschine getippt und Blogs gehören für mich – eher aus zeitlichen Gründen – keineswegs zu den vertrauten Umgangsformen. Aus diesen Gründen stellt die Übernahme des Blogs für mich auch ein Experiment dar, zumal ich ihn mit einer dezidiert theoretischen Ausrichtung betreiben möchte. Diese experimentelle Ausrichtung war auch der Grund für meinen Vorschlag an die Deutsche Gesellschaft für Soziologie. Ich bin der DGS dankbar, dass sie dieses Wagnis mit mir eingegangen ist.

Wie kam es dazu?

Das Wagnis besteht zum einen in der kommunikativen Form des Blogs. Wie viele meiner (erlauben Sie mir den Leipziger Plural:) Vorgängerinnen war auch für mich die Frage, was denn eigentlich ein Blog ist, der Funke, der mich dazu motivierte, diese Form in Betracht zu ziehen. Dabei hatte ich weniger die theoretisch-analytische Frage im Blick, was denn das Blog als „kommunikative Gattung“ auszeichnet – eine Frage, die ich selbst mit Blick auf andere Formen selbst verfolgt habe (Günthner und Knoblauch 2007). Vielmehr ging es mir dabei um die praktische Frage, wie man diese Form im Rahmen einer mehr oder weniger wissenschaftlichen Kommunikation verwenden kann. Am Anfang meiner Überlegungen stand, offen gestanden, eine etwas überkommene Vorstellung. Da der Blog ja vor allem die Möglichkeit bietet, auf eigene Beiträge Kommentare einzuholen und diese zu diskutieren, erschien er mir formal als eine ideale Möglichkeit, um neue Gedanken „auszuprobieren“ und sie einer Kritik auszusetzen. Dabei schwebte mir die alte Geschichte über Descartes vor, die ich aus meinem Philosophie-Studium noch in Erinnerung hatte: Schon vor mehr als 300 Jahren hatte Descartes eines seiner Manuskripte (ich glaube, es waren die „Meditationen“) an zahllose seiner philosophischen Kollegen (per Post) verschickt, um sich Kritiken einzuholen. Erst nachdem er diese Kritiken erhalten und in sein Manuskript eingearbeitet hatte, veröffentlichte er sein Manuskript als Buch. Mir erschien dieses Verfahren als besonders geeignet, denn sie scheint dem Grundprinzip der wissenschaftlichen Vernunft gerecht zu werden: der Kritik als sozial organisiertem und kommunikativ ausgetragenen Skeptizismus.

Ohne irgendeinen Vergleich mit Descartes wagen zu wollen, schwebte mir dabei auch ein theoretischen Anliegen vor: Wie manche wissen, arbeite ich seit langem an einem theoretischen Ansatz, der mittlerweile unter dem Titel des „Kommunikativen Konstruktivismus“ bekannt geworden ist (Keller u.a. 2012). Nachdem ich schon vor Jahrzehnten eine erste theoretische (und empirisch fundierte) Ausarbeitung dieses Ansatzes vorgenommen hatte (Knoblauch 1995), liegt mir eine Über- und Umarbeitung des Ansatzes am Herzen, die nicht nur die theoretischen Entwicklungen und Herausforderungen des letzten Jahrzehnts berücksichtigt, sondern auch die dramatischen Veränderungen unserer Kommunikationskultur, die u.a. ja auch Thema (Vom Buchdruck zum Social Web) der vorangehenden Autorinnen dieses Blogs war. Seit Jahren verfasse ich dazu einzelne Beiträge, die zu einem Teil veröffentlicht sind, und ich bemühe mich, zwischen den viele Pflichten weiter an diesem Thema zu arbeiten. In diesem Sommer wollte ich den Anlauf unternehmen, die gesammelten Vorarbeiten durchzudenken. Gerade für diesen Prozess erschien mir ein dialogisches Format äußerst passend, weil es erlaubt, die Einsamkeit des Denkens zu durchbrechen und die Theoriearbeit in ein soziales „Diskursuniversum“ zu stellen, der durch das Blog gewährleistet werden sollte. Dabei schien mir das esoterische Vorhaben, die heute leicht verrufene Theorie öffentlich zu machen, durch das experimentelle Format und die besondere Zeit zu rechtfertigen: Das doch etwas verwegene „esoterische“ Vorhaben einer Theoriediskussion sollte doch wenigstens in dem zeitlich abgelegenen „Sommerloch“ Anfang August machbar sein.

Änderungen und das Ziel dieses Blogs: Von der kommunikativen Konstruktion zu „Public Sociology“ und dem „Populären“

Wie so häufig, müssen hochfliegende Pläne im Vollzug korrigiert werden (ein Umstand, auf die Handlungstheorie immer wieder aufmerksam macht). So stellt sich zum einen heraus, dass die Zeit, die mir in den „Semesterferien“ zur Verfügung steht, weit knapper ist, als ich mir das erhofft hatte. Die vielen Aufgaben, die im Semester keine Zeit haben und ins Semester verschoben werden, häufen sich auf und führen dazu, dass für mich wie für viele andere Universitäts-Lehrende und -Forschende der Unterschied zwischen der „vorlesungsfreien“ Zeit und der Vorlesungszeit immer geringer wird.

Zum zweiten haben mir „digital natives“ im Gespräch deutlich gemacht, dass eine Fokussierung auf ein theoretisches Thema, also „Theorie des kommunikativen Konstruktivismus“, deutlich zu eng sei für einen Blog, da es ja durchaus ein Interesse daran gebe, eine ansehnliche Zahl an „Klicks“ zu erreichen. (Das war übrigens keine Auflage der DGS.) Auch wenn darüber gescherzt wird, nennt man doch immer wieder die Bedeutung „attraktiver“ Beiträge.

Dies bringt mich zum dritten und wichtigsten Grund, der zur Abänderungen meiner Pläne führte. Denn der Blog ähnelt, wie ich nun zu vermuten begann, keineswegs dem „Korrespondenz-Netzwerk“ von Descartes (oder auch anderer intellektueller Netzwerke, wie sie etwa von Collins (1998) beschrieben wurden. Auch wenn ich im Sommerloch sozusagen mit theoretischem Minderheitenschutz rechne, so kann man schwerlich übersehen, dass es sich hier um eine kommunikative Form handelt, die sich dem verpflichtet, was in der jüngeren Debatte (etwa bei Nina Baur) als „public sociology“ bezeichnet wird: Die soziologische Diskussion jedweder Form soll aus dem „Elfenbeinturm“ des disziplinären Diskurses getragen und einer „breiteren Öffentlichkeit“ zugänglich gemacht werden, und zwar auf eine Weise, dass diese sozusagen „symmetrisch“ daran partizipiert (Scheffer/Schmidt 2013).

Das Thema der „public sociology“ nun überschneidet sich mit einem wissenssoziologischen Thema, das ich selbst seit einiger Zeit verfolge. Es ist dies die Ausbildung dessen, was ich als „populäres Wissen“ oder, kürzer, als „das Populäre“ bezeichnen möchte (ausführlicher in diesem Text). Es handelt sich dabei um eine grundlegende Transformation der Struktur des Wissens in den letzten Jahrzehnten, die nicht zuletzt das Verhältnis von Alltagswissen und Wissenschaft, von Laien, Spezialisten und Experten betrifft.

Das „Populäre“ unterscheidet sich, wie ich zeigen möchte, von den gängigen Konzepten der „populären Kultur“. Er schließt vielmehr an dem Begriff des „Populären“ an, den ich in meinem Buch „Populäre Religion“ (Knoblauch 2009) entwickelt habe. Nicht nur erweist sich dabei die Religion als nach wie vor „kulturbedeutsam“ für die gesamte Gesellschaft; die verwunderlichen Mißverständnisse um das Buch haben mir deutlich gemacht, wie wichtig es ist, den Begriff des „Populären“ besser zu klären. Diese Aufgabe möchte ich im ersten Teil des Blogs verfolgen, den ich in den kommenden Tagen ins Netz stellen werde, bevor ich mich dann Themen zuwenden werde, die mit der ursprünglichen theoretischen (und damit experimentellen) Zielsetzung stärker verbunden sind.

Konventionen dieses Blogs

Die Beiträge, die ich für das Blog schreiben möchte, sollen nicht aus bisherigen Veröffentlichungen stammen. Mit Blick auf das erhoffte Diskursuniversums möchte ich hier auch Texte vorstellen, die eher den Charakter „work in progress“ tragen, so dass sie auch von den Kommentaren profitieren können.

Diesen vorläufigen Charakter der Texte möchte ich durch einen in gewisser Weise essayistischen Stil markieren, der sich von dem meiner veröffentlichten Texte abhebt. (Um Argumente abzukürzen, werde ich an verschiedenen Stellen auf veröffentliche Texte verweisen.) Das Versuchshafte des „Essays“ soll dabei weniger in der stilistischen Form als in der gedanklichen Arbeit zum Ausdruck kommen, deren subjektiver Charakter nicht verhehlt werden soll.

Wie schon Jo Reichertz sehr trefflich bemerkt hat, ist die Beteiligung im anonymen Diskursuniversum mit Respekt verbunden. Respekt (der auf der Reziprozitätsunterstellung des kommunikativen Handelns beruht) ist die Voraussetzung für die Fortführung des Diskurses. Für diesen Diskurs habe ich eine Reihe von weiteren Themen vorbereitet (nicht zuletzt zum kommunikativen Konstruktivismus); der offenen und dialogischen Form entsprechend möchte ich aber Kommentare und Anregungen abwarten, die den weiteren Fortgang mit beeinflussen sollen. Ich lade Sie deswegen herzlich ein, sich hier zu diesen wie zu den folgenden Beiträgen zu äußern.
Literatur

Collins, Randall (1998), The Sociology of Philosophies. A Global Theory of Intellectual Change. Cambridge: CUP.

Günthner, Susanne, und Hubert Knoblauch (2007), Wissenschaftliche Diskursgattungen- Powerpoint et al., in: Peter Auer und Harald Baßler (Hg.), Reden und Schreiben in der Wissenschaft. Frankfurt am Main: Campus, 53-66.

Keller, Reiner, Hubert Knoblauch, Jo Reichertz (Hg.) (2012), Kommunikativer Konstruktivismus. Theoretische und empirische Arbeiten zu einem neuen wissenssoziologischen Ansatz. Wiesbaden: VS.

Knoblauch, Hubert (1995), Die kommunikative Konstruktion kultureller Kontexte. Berlin/ New York: De Gruyter.

Scheffer, Thomas und Robert Schmidt, Public Sociology, (2013), in: Soziologie 42,3 (2013), 255-270.

12 Gedanken zu „Das Sommerloch-Soziologische-Theorie-Blog, Public Sociology und das Populäre“

  1. Sehr geehrter Herr Knoblauch,

    auch wenn wir aus einer andere Theorie-Ecke des Soziologie-Elfenbeinturms kommen, freuen wir uns riesig, auch im sog. Sommerloch interessante theoretische Soziologie-Beiträge hier im Blog lesen zu dürfen. Wir wünschen Ihnen viel Spaß, wir lese fleißig mit.

    liebe Grüße.

  2. Lieber Hubert,
    ich freue mich sehr, dass wieder jemand aus dem IfS der TU bloggt und bin auch sehr gespannt über die Reaktionen der Lesenden.
    Auch wünsche ich viel Erfolg bei dem Vorhaben, das Bloggen gleichfalls als Experiment zu sehen und zur Reflexion der eigenen Gedanken einzusetzen. Denn für dieses Letztere, die Darstellung des „work in progress“ ist der Blog m.E. der richtige Kanal, der leider von vielen wissenschaftlichen Disziplinen viel zu gering genutzt wird.
    Allerdings hoffe ich auch, dass die Erwartung einer reziproken und dialogorientierten Kommunikationskultur in Weblogs allgemein und hier im Sozblog im Speziellen nicht zu sehr enttäuscht wird.
    Denn ich habe die Vermutung, dass viele der Autorinnen und Autoren die hier vorher tätig waren häufig den Fehler begehen, einen Weblog als isolierten Kommunikationskanal zu sehen und auf den entstehenden Dialog durch die Kommentare, allenfalls vielleicht noch durch spätere direkte interpersonale Kommunikation zu hoffen.
    Aber manchmal folgt dann auf die viele Arbeit die in einem Beitrag steckt doch nur ein anonymer, vielleicht auch noch zynischer oder inhaltsloser Kommentar, bestehend aus wenigen „hingeworfenen“ Zeichen.
    Als Autor eines Blogs wäre ich dann schwer enttäuscht, vielleicht auch entmutigt. Was dieser Wahrnehmung aber dann in den meisten Fällen völlig fehlt, ist die Spähre außerhalb des eigentlichen Blogs, in der diskutiert, kommentiert, weitergeleitet, verlinkt, getwittert wird! Und das kann eigentlich nur gut funktionieren, wenn die Betrachtung des Blogs und der Reaktionen aus der Isolation gelöst wird und die anderen (teil-)öffentlichen Kommunikationsplattformen mit einbezogen werden. Freilich ist dies ein schweres Unterfangen, da hier die Messbarkeit nicht gegeben ist (Social Media-Agenturen würden hier von der Herausforderung des „Monitoring“ sprechen) und nicht gleich jede/r auch noch auf Twitter und Co. aktiv werden soll.
    Was ich damit sagen will: Auch wenn die Kommentare auf Blogartikel manchmal sehr fade ausfallen ist die Wirkung und die angestoßene Diskussion meist sehr viel größer und über viele weitere Kanäle gestreut. Und ich hoffe, dass die Soziologie sich daher nicht davon abhalten lässt, weiter das Vorhaben „Sociology goes public“ voranzutreiben. Denn dieses Vorhaben ist gut und wichtig!
    In diesem Sinne, viel Erfolg und gutes Gelingen!
    Herzlich,
    Richy

    PS: Allein in Bezug zu diesem ersten Blogeintrag kursieren bei Twitter übrigens schon jetzt am ersten Tag sieben Tweets. Und das im Sommerloch ;-)

  3. Lieber Richy,
    vielen Dank Dir, den Ultras und Herrn Schneider. Ich bin selber gespannt, wie das nun weiter geht, zumal ich bemerke, dass mich die Frage der Produktion des Blogs sehr viel mehr beschäftigt, als ich vermutet hatte. Die Antizipation der Rezeption, die sich aus mündlichen Gesprächen mit anderen Bloggern ergaben, führt zu einer Reihe von Beiträgen, die ich so ursprünglich gar nicht vorhatte. Ob die Antizipation aber richtig war, wird sich (wie die Handlungstheorie ja immer sagt) im Vollzug zeigen.
    Hubert

    1. Lieber Hubert,

      vielleicht sollte man ergänzen, dass Du Dich, so wie ich Dich kenne, über jeden Kommentar freust.

      Ich schreibe das deshalb, weil mir, nachdem meine Blog-Zeit zu Ende war, mehrere Leute geschrieben haben, dass sie sich nicht getraut hätten zu kommentieren, weil sie fürchteten, dass das Niveau ihrer potenziellen Beiträge nicht hoch genug sei. Das fand ich sehr schade, denn mir persönlich haben gerade die Kommentare von offensichtlich Fachfremden mit am meisten geholfen, v.a., wenn es sich um Ergänzungen und Korrekturen handelte.

      Ich persönlich finde auch, dass es – gerade bei Work in Progress – sehr hilft, wenn jemand einfach schreibt: „Das hat mir besonders gut gefallen, weil …“ oder „Damit konnte ich überhaupt nichts anfangen, weil …“ Und zwar auch wieder insbesondere von Personen, die etwas völlig Anderes machen als man selbst, weil man ja betriebsblind wird und immer im eigenen Saft schmort.

      Herzlich,
      Nina

  4. Lieber Herr Knoblauch,

    auch ich freue mich auf spannende Theoriebeiträge und bin sehr optimistisch, dass Ihre Einträge verschiedene Diskussionen anregen werden. Alleine schon der kleine Exkurs in den Descartes erinnert mich an die LVs mit Ihnen, wenn Sie einen Teil Ihres Wissensuniversum in die Runde „gegeben“ haben.

    Viele Grüße!

  5. Lieber Hubert,

    so sehr ich es schade finde, dass Du die Idee der Theorie-Werkstatt aufgegeben hast, so sehr freue ich mich auf Deine Beiträge zur populären Kultur.

    Vielleicht gibst Du dennoch dem einen oder anderen Theoriebeitrag eine Chance – ich bin mir nämlich nicht so sicher, ob sich nicht doch sehr viele Leser auch für Theorie interessieren. Die wenigen Theoriebeiträge auf diesem Blog haben nämlich mit die höchsten Besucherzahlen.

    Unabhängig davon – ich bin sehr gespannt auf Deine Beiträge und werde sie mit Freuden lesen.

    Herzlich,
    Nina

    1. Liebe Nina,
      danke für die Aufmunterung. Wie ich schon in der Folgemail schrieb, würde ich das gerne machen. Allein: ich weiss nicht, wie die Form aussehen soll. Ein Buch kann man schwer schreiben; die meisten Argumentationslinien werden für einen Blog zu lang, und dann bleiben nur Formen, die an (naturgemäß abstrakte) Aphorismen gemahnen. Im Unterschied zum literarischen Aphorismus aber ginge es hier um eine „dialogische Entpackung“.
      Ein zugestandermaßen etwas philosophisches Beispiel, das mir gestern in den Sinn kam, wäre etwa:
      Die „Dialektik“ der gesellschaftlichen Konstruktion der Wirklichkeit kann man beziehen auf die Dialogik der Begegnung, die nicht nur eine Differenz aufbaut zwischen Ich und Anderen/m, sondern darin etwas Gemeinsames erstellt, das als „das Soziale“ der dialektischen Totalität entspricht. Das Besondere dieser dialogischen Dialektik besteht darin, dass sie nicht von der Differenz zwischen Subjekt und Objekt ausgeht, sondern von der kommunikativen Handlng, aus der sich Subjekt, Andere und Objekte erst ableiten.

      1. Lieber Herr Knoblauch, einen ähnlichen Gedanken hat Karen Barad in „Agentieller Realismus“ entwickelt. Der Vorteil dieser Herangehensweise sich auf die Verbindung zu konzentrieren liegt ihrer Meinung nach darin, Entitäten nicht vorauszusetzen.

        1. Liebe Meta (wenn Sie mir die Anrede gestatten),
          besten Dank für den Hinweis. Das könnte in der Tat eine Ähnlichkeit sein, auch wenn ich glaube, dass der besondere soziale Aspekt dessen, worauf ich mit dem Begriff des Dialogs hier anspiele, im Diskursbegriff nicht geklärt, sondern selbst vorausgesetzt wird.
          Beste Grüße
          Hubert Knoblauch

      2. Lieber Hubert,
        bitte verzeih mir meine Direktheit an dieser Stelle aber es brennt mir unter den Nägeln: oben stehende öffentliche Antwort von Dir (dialogische Entpackung und dialektische Totalität) drückt meiner Meinung nach, unabhängig von der inhaltlichen Intention, aufgrund der Form das genaue Gegenteil dessen aus, was eine „Public Sociology“ wohl sein möchte und sollte. Die Wahl der Sprache wirkt leicht als eine bewusst kodifizierte und für den nicht aus den Tiefen des soziologischen Sprachgebrauchs stammenden Leser nicht überwindbare Barriere. Ich fände es, bei allem Respekt gegenüber Dir und den anderen „Größen“ der Soziologie, äußerst schade, wenn in einem an die allgemeine Öffentlichkeit gerichteten Blog der Eindruck entstehen würde, die Soziologie ziehe sich allein durch ihre verschlüsselte und unverständliche Ausdrucksform in ihren vertrauten Elfenbeinturm zurück und möchte nur „pro forma“ ein Angebot zum Diskurs schaffen.
        Herzlich,
        Richy

        1. Lieber Richy,
          vielen Dank für Deinen Hinweis. Deswegen habe ich ja den rein theoretischen Versuch (als Probe) in die Antwort auf den Kommentar geschrieben, der genau dies gefordert hat. Schauen wir einmal, worin die Öffentlichkeit besteht.
          Nicht nur wegen der Antwort von Meta finde ich den Hinweis auf den „Elfenbeinturm“ eher irritierend. Wenn es denn stimmt, dass die Wissenschaften, auch die Sozialwissenschaften, zunehmend den Interessen der Politik, der Wirtschaft, ja, auch der „Öffentlichkeit“ ausgesetzt sind, dann erscheint es geradezu notwendig, das, was die Wissenschaft ausmacht, mindestens auch in einer Öffentlichkeit zu verhandeln, die sich offenbar von selbst mit dieser Wissenschaft auseinandersetzen möchte. Wie „umständlich“ oder populär das sein wird, dürfte auch von den Antworten und Kommentaren abhängen.
          Beste Grüße
          Hubert

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