In gut einer Woche findet an der Universität in Trier der 37. DGS- Kongress zum Thema „Routinen der Krise – Krise der Routinen“ statt. Die Vorbereitungen haben schon vor etwa zwei Jahren angefangen und laufen seit Beginn des Jahres auf Hochtouren. Nun sind die Tage bis zum Kongress gezählt. Auf den Fluren der Trierer Soziologie ist auf jeden Fall derzeit einiges los. Kaum ein Gespräch vergeht, in dem nicht „der Kongress“ auf die ein oder andere Weise zur Sprache kommt. Auch die Zeitrechnung ist eine andere: Terminabsprachen werden grundsätzlich mit nach „vor“ oder „nach dem Kongress“ eingeleitet. Im Gespräch mit den Organisatoren spürt man die Nervosität, Horrorszenarien werden sich ausgemalt und dann doch mit einem Lächeln abgewunken. Was wäre denn das Schlimmste was passieren kann? Wintereinbruch mit Schneechaos? Anfang Oktober? …wohl eher nicht. Stromausfall in der gesamten Stadt? Auch das ist eher unwahrscheinlich. Alles darunter bekommt man irgendwie geregelt. Von Krise also keine Spur. Auf der Zielgeraden macht sich eher eine positive Aufgeregtheit breit. Obwohl noch ein paar Dinge zu erledigen sind, freut man sich, dass es endlich losgeht.
Es haben sich 1609 Interessierte im Vorverkauf angemeldet (Stand: 27.09.), davon allein ca. 550 Studierende. Eine beachtliche Zahl, die eines hohen organisatorischen Aufwandes bedarf. Aus rein praktischer Perspektive stellen sich mir persönlich, die ich nun seit etwa fünf Jahren in dieser Stadt an der Mosel lebe und studiere, zunächst zur Organisation eines derart großen Kongresses in Trier zwei Fragen: 1. Wie sollen all die Besucher_innen hierher finden?, und 2. Wo werden all die Menschen untergebracht? Jedem, der die Anreise schon geplant hat, wird aufgefallen sein, dass sich die Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht nur als sehr lang sondern auch langwierig gestalten kann. Als Stadt mit der schlechtesten Bahnanbindung in Deutschland (Trier liegt auf Platz 80 der 80 untersuchten Städte Deutschlands, laut einer Studie der TU Dresden) gibt es in Trier sicher aus infrastruktureller Perspektive Nachholbedarf. Andererseits sind es jedoch vor allem die Bahnstrecken, egal ob aus nördlicher (durch die Eifel) oder südlicher Richtung (entlang der Saar), die landschaftlich einiges zu bieten haben und für die mitunter umständliche Anreise entschädigen.
Kommen wir zur zweiten Unsicherheit meinerseits: Ich habe mit ein paar Organisatoren vor Ort gesprochen und so ist es auch der guten Zusammenarbeit mit der Touristen-Information zu verdanken, dass die Gäste relativ problemlos in der Stadt unterkommen werden. Bei der Heilig-Rock-Wallfahrt im Frühjahr 2012 kamen immerhin etwa 550.00 Pilger_innen in die Stadt. Auch Reisende zieht es das ganze Jahr über in Scharen in die älteste Stadt Deutschlands. Hier erblickte nicht nur Karl Marx das Licht der Welt, sondern man findet neben einem hervorragenden Weinangebot auch die Porta Nigra, die Kaiserthermen, ein Amphitheater oder das Kurfürstliche Parlais – Zeugnisse der 2000 Jahre alten Geschichte der Stadt. Hier ist man also auf zahlreiche Besucher_innen eingestellt. Zur Not findet man sicher auch in den umliegenden Orten wie Konz, Pfalzel oder Ruwer (mit regelmäßiger Busanbindung nach Trier) noch ein Zimmer. Für das kleine Budget ist die Internetplattform Airbnb eine Alternative zum Hotel oder man wendet sich an die Fachschaft der Sozialwissenschaft in Trier, die eine Bettenbörse initiiert hat. (Die Registrierung ist für Kurzentschlossene noch immer offen.)
Wenn man den Weg hierher also gefunden und sein Zimmer bezogen hat, bleibt zu fragen, wie man außerhalb des Kongressprogrammes den Abend gemütlich ausklingen oder in kleiner Runde den Input des Tages besprechen kann. Die Weinstube Kesselstatt steht offiziell für den Dienstag mit einer Weinprobe auf dem Programm: das Lokal mit regionalem Wein, das direkt gegenüber vom Dom und der Liebfrauenkirche gelegen ist, bietet sich sicher auch die Abende danach als Treffpunkt zum kennenlernen und diskutieren an. Alternativ empfehle ich das Weinsinnig in der Palaststraße, mit ständig wechselndem Angebot an offenen Weinen, oder, etwas „studentischer“, das Simplicissimus am Viehmarkt, das den besten Viez (gegorener Apfelwein, gerne auch mit Limo gemischt) verkauft und wo man – dank eigenem Kicker – die spielerische Herausforderung suchen kann.
Ich freue mich sehr, dass die Uni Trier in diesem Jahr den DGS-Kongress ausrichtet und ich ein paar Soziolog_innen, deren Arbeiten ich bisher nur aus Seminaren oder für Hausarbeiten kenne, hier erleben darf. So erhoffe ich mir durch Gespräche mit anderen Kongressteilnehmer_innen ein paar Anregungen und Meinungen für meine anstehende Abschlussarbeit, bin sehr gespannt auf die Diskussionsforen und Arbeitsgruppen – aus persönlichem Interesse vor allem die Gespräche und Auseinandersetzungen zur Krise in der Öffentlichkeit und zur sogenannten „Medienkrise“. Weiterhin werde ich beim Kongress als HiWine arbeiten und mit ein paar Kommiliton_innen am Mittwoch unsere Forschungsergebnisse mit einem Poster vorstellen.
Die nächsten Beiträge auf diesem Blog stehen somit inhaltlich ganz im Zeichen des 37. DGS-Kongresses an der Universität Trier und ich werde mit Besucher_innen, Vortragenden und dem Organisationsteam das Gespräch suchen, meine Eindrücke zu den besuchten Veranstaltungen und Erfahrungen als Besucherin, Hilfskraft und Posterpräsentatorin auf diesem Blog beschreiben. In diesem Sinne: Allen, die mit der Bahn kommen, wünsche ich eine angenehme Anreise und denjenigen, die nicht dabei sein können, hoffe ich, ein Bild vom Kongress vermitteln zu können.
Platz 80 von 80 im Bahnanbindungsranking – wenn das das CHE wüsste!… Ich freue mich sehr auf Trier und fahr dann vorsichtshalber gleich mal los… Herzliche Grüße und auf bald!
Wird es einen offiziellen Twitter-Hashtag für die Konferenz geben? Mein Vorschlag: #dgs14.
Warum werden Personenbezeichnungen hier nicht geschlechtergerecht formuliert? Ich lese „Pilger“, „Studenten“, „Kongressbesucher“, „Touristen“.
Hallo Axl,
danke für den Hinweis. Da ich mir der gängigen Diskussionen im Rahmen der Sozialwissenschaften bezüglich des problematischen Gehalts des generischen Maskulinums bewusst bin, habe ich den Text dahingehend angepasst.
Schade,
bis zu dieser Geschlechter-Krempel-Anpassung war der Text lesbar….
Oh je, Axl vermisst die geschlechterneutralisierende Schreibweise von Personenbezeichnungen! Ist Axl hier die Sprachpolizei und achtet auf vermeintliche Moral? Mit welcher Anmaßung glaubt er denn, der Autorin vorschreiben zu können, wie sie sich auszudrücken hat? Oder mag er es gern, in der femininen Form angesprochen zu werden?
Jedenfalls war der Text in der ursprünglichen Fassung eindeutig lesbarer und sympathischer.
Wünsche euch jedenfalls viel Spaß bei der Winzer_in.
Ey, jetzt wird schon Winz-Kritik gelöscht … o tempora o mores
Traurig, das hier auch noch Zensur betrieben wird – mein Kommentar wurde einfach gelöscht!