Care und Gender aus historischer Perspektive

Care-Arbeit wird auch heute noch überwiegend von Frauen betrieben. Im 19. Jahrhundert galt die Bereitschaft, zu pflegen und zu helfen, ganz selbstverständlich als Kompetenz, die dem weiblichen Geschlechtscharakter eingeschrieben war.Die bürgerliche Frauenbewegung leitete aus der Care-Arbeit der Frauen deren Recht ab, in die Öffentlichkeit zu treten und in öffentlichen Belangen gehört zu werden. Auch das Frauen-Wahlrecht schien aus der weiblichen Fürsorgebereitschaft ableitbar. Mit Blick auf diese Entwicklungslinie wird jedoch oft vergessen, dass es am Beginn und Ende des langen 19. Jahrhunderts von Seiten des Staates vor allem darum ging, das weibliche Helfen in Kriegsarbeit einzubringen.

Hierzu einige Quellenauszüge:

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(abgedruckt in: Karstädt, Otto, Heldenmädchen und –Frauen aus großer Zeit (1813), Hamburg 1913, S. 28 f.

Kommentar:

Die Quelle stammt aus den sogenannten Befreiungskriegen gegen Napoleon. Unter diesem Titel laufen die Kriege gegen das napoleonische Frankreich 1813-1815. Nach Napoleons Niederlage gegen Russland initiierten Preußen und Russland ein neues Militärbündnis gegen Frankreich. Erstmals in der preußischen Geschichte warb das Herrscherhaus für die breite Unterstützung eines Krieges durch die gesamte Bevölkerung, so auch durch die Frauen.

LiebesdienstQuelle: wikimedia commons

Kommentar: Werbeplakat für den Nationalen Frauendienst 1914. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs schlossen sich zahlreiche Frauenorganisationen unter dem Dach des Nationalen Frauendienstes zusammen, um die Heimatfront zu organisieren. Durchziehende Soldaten wurden verpflegt, Verbandsmaterialen und Militärkleidung hergestellt, notleidende Soldatenfamilien unterstützt, Kochkurse für Hungerzeiten abgehalten und vieles andere mehr.

 

Über die Autorin:

Prof. Dr. Sylvia Schraut vertritt die Professur für Neuere Deutsche und Europäische Geschichte an der Universität der Bundeswehr, München. Zusammen mit Prof. Dr. Susanne Kinnebrock, Universität Augsburg, leitet sie das Teilprojekt „Mütter für den Staat“ im Projektverbund ForGenderCare.

Autor: ForGenderCare

Der Forschungsverbund ForGenderCare untersucht den Zusammenhang von Gender (Geschlecht) und Care (Fürsorge) theoretisch wie empirisch vor einem interdisziplinären Horizont. Dem bayerischen Forschungsverbund ForGenderCare gehören 12 Projekte an unterschiedlichen Forschungsstandorten in ganz Bayern an. Die Sprecherinnen des Verbunds ForGenderCare sind Prof. Dr. Barbara Thiessen (HAW Landshut) und Prof. Dr. Paula-Irene Villa (LMU München). Die LMU München ist Sprecheruniversität des Verbundes, die Geschäftsstelle ist dem Lehrstuhl Prof. Villa an der Sozialwissenschaftlichen Fakultät der LMU zugeordnet. Der Verbund wird gefördert durch das Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst und gehört dem der Bayerischen Forschungsallianz BayFor an.