Öffentliche Güter III – Open City!

Zur Illustration! Der Photograph Mauricio Bustamente hat im Auftrag einer Hamburger Arbeitsgruppe, die u.a. von der Evangelischen Akademie der Nordkirche, dem Diakonischen Werk und dem Hamburger Institut für Sozialforschung getragen wird, eine Photo-Slideshow zum Thema „Öffentliche Güter“ zusammengestellt. Der Anlaß war eine Konferenz zum Thema im Februar 2014! Unter folgenden Links ist die Slideshow abrufbar:

http://vimeo.com/86657857

http://mauriciobustamante.photoshelter.com/#!/video

Auf diesem Wege sei auch für Mauricio Bustamente geworben, der zuletzt eine sehr interessante Ausstellung zu Wanderarbeitern im „Hamburger Museum der Arbeit“ gezeigt hat. Hinweise und Bilder finden sich unter den angegebenen Links.

 

 

5 Gedanken zu „Öffentliche Güter III – Open City!“

  1. Lieber Herr Vogel. Die Slide-Show präsentiert Großstadt-Impressionen. Was hat das mit öffentlichen Gütern zu tun? Wäre hier nicht noch eine begriffliche Differenzierung zwischen öffentlichen Raum und öffentlichen Gütern notwendig? Die Slide-Show zeigt Ersteres. Was das mit öffentlichen Gütern zu tun haben soll, erschließt sich nicht wirklich.

    Dann noch eine Frage zum vorherigen Beitrag (http://goo.gl/cmzv7i). Darin haben Sie beschrieben, dass die Ausweitung öffentlicher Güter durch die Mittelklasse betrieben wird und dass sie der Nutznießer dieser öffentlichen Güter ist. Führt das nicht den Begriff der öffentlichen Güter ad absurdum? Denn damit beschreiben Sie doch die Institutionalisierung öffentlicher Güter als Partikularinteresse, was der Idee öffentlicher Güter zu widersprechen scheint. Stellt das Versprechen auf einen Nutzen für alle dann nicht nur eine Legitimationsstrategie dar, um dieses Partikularinteresse durchzusetzen? Das wäre zumindest eine mögliche Lesart des Beitrags. Müsste dann nicht kritisch hinterfragt werden, ob es sich bei öffentlichen Gütern überhaupt um eine soziologische Kategorie handelt oder nicht doch eher um ein politisches Konzept?

    1. Illustration! Zu sehen sind u.a. Schulen, Krankenhäuser, Kultureinrichtungen, Wohlfahrtsorte und öffentliche Verkehrsmittel. Kurzum: öffentliche Güter, die oftmals auch öffentliche Räume repräsentieren. Das liegt in der Natur der Sache. Ich finde die slide-show sehr gelungen und wollte auch ein wenig für den Künstler werben. Wenn sich das Ihnen alles nicht erschließt und weiterhilft, tja …

      1. Ich möchte nicht bestreiten, dass die Slide-Show gute Bilder enthält. Der Fokus scheint aber nicht auf den öffentlichen Einrichtungen zu liegen. Dass in der Slide-Show auch öffentliche Einrichtungen zu sehen sind, kann man wohl nur erkennen, wenn man sich in Hamburg auskennt. Darüber hinaus ist der Anteil der Bilder, die solche Einrichtungen abbilden eher gering als dass dadurch der Betrachter von selbst auf öffentliche Güter kommen würde. Deswegen wurde das Thema wohl vorsichtshalber gleich zum Anfang als Rahmung vorgegeben, die sich dann auch als äußerst willkürlich kritisieren läßt. Im Anbetracht der überwiegend technokratischen und kalten schwarz/weiß-Ästhetik der Bilder kann man vermutlich lange darüber streiten, ob die Bilder für oder gegen öffentliche Güter sprechen.

        Dass öffentliche Güter öffentliche Räume repräsentieren, liegt mit Nichten in der Natur der Sache, sondern ist eine äußerst kontingente Betrachtungsweise. Gerade die Rhetorik der Natürlichkeit suggeriert eine Selbstverständlichkeit, mithin Alternativlosigkeit, die der Sache von sich aus nicht zukommt. In der Wissenschaftstheorie nennt man solche unkritischen Gleichsetzungen von Begriff und Gegenstand üblicherweise naiven Realismus. Besonders bedenklich wird es, wenn die eigenen Konzepte derart naturalisiert werden, wie Sie es tun. Es stellt sich die Frage, ob man sich eine derart unkritische Herangehensweise noch leisten kann, ohne in die Falle zu tappen selbst hegemoniale Ansprüche zu erheben – egal ob man will oder nicht? Das führt also wieder zum Problem performativer Widersprüche zurück. Oder anders ausgedrückt, wenn wirklich alles so eindeutig ist, weil es in der Natur der Sache liegt, bräuchte man eigentlich keine Soziologen, oder?

  2. Danke für den Hinweis auf den Künstler (der übrigens auch via fb tolle Bilder einstellt) und speziell auf diese Bilder. Ich finde das für eine soziologische Diskussion sehr gelungen, weil anregend. Wer von Bildern eine präzise Bebilderung vorgeblicher präziser Begriffe erwartet, tut beidem Unrecht – den Bildern und den (Fach-)Begriffen. Lohnender ist es doch, sich von den Bildern genau zu diesen Fragen herausfordern zu lassen und sich zu fragen, was öffentliche Räume etwa mit öffentlichen Gütern zu tun haben? Und warum wir uns in der Lesart der Bilder womöglich nicht einig sind? Die von den Bildern angeregte Unklarheit ist doch ihre Stärke, da wird kein Strick draus. :-)
    HG
    Paula Villa

  3. Lieber Herr Vogel,

    herzlichen Dank auch von mir für den Hinweis auf den Fotografen und eine ganze Reihe von Denkanstößen, die ich aus Ihrem Blog bislang mitnehmen konnte.
    Die decoding-Kompetenzen hat der liebe Gott bekanntlich ebenso ungleich verteilt wie andere Ressourcen, weshalb diese Diskussion auch nicht ohne Unterhaltungswert ist. Dass die systemtheoretische Orthodoxie nicht nur binnentheoretisch den Tatbestand von Kultur negiert (bzw. auf „Semantik“ reduziert), sondern dies offenbar auch auf ganz grundlegende kulturelle Kompetenzen durchschlägt, ist natürlich bedauerlich. Aber natürlich besteht berechtigter Grund zu der Hoffnung, dass sich formtheoretische Glasperlenspiele rasch abnutzen und nach dem Ende auch dieser Theoriemode grundlegende Fragen der Gesellschaftswissenschaften – nach den normativen und/oder rechtlichen Strukturen von Gesellschaft, nach sozialen Ungleichheiten, nach dem Zugang zu öffentlichen Gütern – wieder stärker in den Blick soziologischer Beobachter rücken.
    Das schöne an der Soziologie (auch!) als einer Wissenschaft der Kulturinhalte ist doch – zumindest habe ich es immer versucht so zu sehen – dass neben der misère du monde, mit der wir es sozusagen „hauptberuflich“ zu tun haben, immer noch Platz bleibt, sich professionell auch schönen Dingen zu widmen, von Simmels Fragment über den „Henkel“ bis zu Schwarzweiß-Fotografien öffentlicher Güter. All das mag sich zwar der Logik binärer Codierungen entziehen, kann aber das Gemüt aufhellen und so vielleicht Blog-Posts vermeiden helfen, die sich auf Begriffsspiele und Beckmesserei beschränken.

    In diesem Sinne weiter so, und einen schönen Samstag Abend,
    BdKdM

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