Der heutige Tag war für mich zunächst vor allem durch die Präsentation unseres Forschungsprojektes „Kunst und Schrott“ auf der Postersession geprägt. Im C-Gebäude fand eine Ausstellung von Forschungsarbeiten internationaler Nachwuchswissenschaftler_innen statt. Es ist wohl auch dem Zeitrahmen zwischen 12.00 und 14.00 Uhr geschuldet, dass sich der Andrang in Grenzen hielt, denn der angeschlagene Zeitraum kollidierte sowohl mit der Mittagspause als auch mit der Mittagsvorlesung von Piotr Sztompka. Nichtdestotrotz war allein die Vorbereitung (Schreiben des Abstracts für das Bewerbungsverfahren, konkrete Umsetzung in visuell und inhaltlich ansprechender Posterform) die Erfahrung allemal wert, da diese Arbeit sicher eine gute Schule für zukünftige, vergleichbare Bewerbungsverfahren war. Darüber hinaus konnte ich mich mit anderen Beteiligten der Postersession über ihre jeweiligen Projekte und Forschungsarbeiten austauschen. Dabei hatte ich die Gelegenheit, für meine anstehende Abschussarbeit wertvolle, vor allem methodische Anregungen und Tipps zu sammeln. Leider konnte ich aufgrund der Präsentation den Vortrag von Herrn Sztompka zum Thema „Existential Uncertainty: The Predicament of our Time“ nicht hören, der in meinen Augen zu einem der Höhepunkte auf diesem Kongress zählte.
Dafür hatte ich am Nachmittag Zeit, aus der Fülle an Veranstaltungen meinen Favoriten zu wählen. Eigentlich wollte ich die Sektion Kultursoziologie mit dem Thema „Soziologie als kritische Theorie oder Soziologie als Krisenwissenschaft“ besuchen, die mit prominenten Gästen wie zum Beispiel Stephan Moebius und Hartmut Rosa besetzt war. Hier war das Interesse aber so groß, dass der Raum völlig überfüllt war und ich mich daher nach Alternativen umsehen musste. Meine Wahl fiel dann spontan auf die Ad-Hoc-Gruppe „Kaufen für eine bessere Welt“, da ich mich für das Thema Nachhaltigkeit und die Konzeptionierung des Begriffs „ethischer Konsum“ auch abseits des wissenschaftlichen Kontextes interessiere. So wurden hier unterschiedliche Forschungsarbeiten vorgestellt, die unter anderem die Motivation des Kaufens von Fair-Trade Kaffee unter Beeinflussung verschiedener Faktoren untersuchten oder die Rolle von Verbraucherorganisationen als Intermediäre zwischen Kunden und Unternehmen in den Fokus rückten. Dabei kam es zu interessanten Ergebnissen, unter anderem, dass der Kaufpreis gegenüber anderen Faktoren wie gezielter Informationsstreuung oder dem Appell an die ethische Vernunft ein entscheidender Faktor für die Bereitschaft ist, Kaffee zu kaufen, der das Fair-Trade Siegel trägt. Hierbei zeigt sich einmal mehr, dass von diesem Kongress wichtige gesellschaftliche Impulse ausgehen können, dahingehend, dass auf der Basis solcher Studien der Frage nachgegangen werden kann, wie der Wandel hin zu einem nachhaltigen Konsum am ehesten motiviert werden kann.
Als Zwischenbilanz zur Halbzeit des Kongresses ziehe ich aus den von mir besuchten Veranstaltungen ein überwiegend positives Resümee. Etwas schade finde ich lediglich den doch sehr knapp bemessenen Raum für Fragen und Diskussionen, der sich an die Vorträge anschließt. In den Ad-Hoc-Gruppen beispielsweise stehen dafür in der Regel nur etwa 10 Minuten zur Verfügung, die mitunter von nur sehr wenigen Nachfragen und Anmerkungen gefüllt werden, wenn diese etwas weitschweifend formuliert sind.