Ökonomische Aufklärung durch soziologische Bildung

Wer von Gesellschaft nichts versteht, der bleibt ein ökonomischer Analphabet oder kommt doch über ökonomische Halbbildung nicht hinaus. Wer keine soziologischen Zugänge zu Wirtschaft kennt, dem fehlt wesentliches Wissen über Wirtschaft und sein Verstehen wirtschaftlicher Phänomene bleibt unterkomplex. Wer die Schule verlässt, ohne einige basale soziologische Denkweisen gelernt zu haben, dessen Orientierungskompetenz in Sachen Geld, Arbeit/Beruf und Konsum, Markt, Unternehmen und Wirtschaftspolitik bleibt bescheiden. Desorientiert bleibt auch, wer die Wirtschaftswelt betritt und glaubt, in Deutschland gäbe es keinen Kapitalismus, weil Ludwig Erhard ihn mit der sozialen Marktwirtschaft abgeschafft habe.

Soziologisch informierte ökonomische Bildung tut also not!

Dabei kommt es weniger darauf an, den ökonomischen Imperialismus in der Bildung zu kritisieren, der die Bildungsdomäne Wirtschaft auf wirtschaftswissenschaftliches Wissen reduzieren will. Dem disziplinären Alleinvertretungsanspruch muss man natürlich laut und deutlich widersprechen.

Selbstverständlich muss man auch dem ökonomischen Separatismus entschieden entgegentreten. Er will die ökonomischen Themen aus den integrativ angelegten Schulfächern der sozialwissenschaftlichen Domäne herauslösen, in ein separates Schulfach Wirtschaft verfrachten und dort ausschließlich aus wirtschaftswissenschaftlicher Sicht behandeln. Das ist zwar didaktischer Unsinn, aber für die Soziologie in der Schule nicht das eigentliche Problem.

Vorrangig ist vielmehr die Frage, ob der Soziologie im doppelten Wortsinn Kompetenz für wirtschaftliche Themen im Unterricht zugesprochen wird oder nicht. Vor allem geht es darum, ob die organisierte Soziologie den Anspruch erhebt, dass sie zu wirtschaftsbezogener Bildung Wesentliches zu sagen hat.

Das ist für den soziologischen Beitrag zur allgemeinen Bildung und zu den einschlägigen gesellschaftswissenschaftlichen Schulfächern sowie für die Stellung der Soziologie in der Lehramtsausbildung geklärt. Dies gehört zu den Aufgaben, die der Vorstand der DGS vor einigen Jahren aufgegriffen und im Ausschuss Schule organisiert hat.

Aber eine klare Ansage, dass Soziologie Wirtschaftskompetenz besitzt und ökonomische Bildung ohne Soziologie wenig Sinn macht, fehlt.

Tatsächlich sprechen die Curricula – und damit die Bildungspolitik – der Soziologie faktisch die Kompetenz ab, bildungsrelevantes Wissen über Wirtschaft zur Verfügung zu stellen. In den wirtschaftlichen Inhaltsfeldern der einschlägigen Lehrpläne für allgemein bildende Schulen fehlt Soziologie in aller Regel. Soziologie hat also in Schulen offiziell zum Thema Wirtschaft nichts zu sagen, sie kommt in dieser Sache nicht zu Wort. Nur ein paar soziologische Passagen finden sich bei wirtschaftsnahen Themenfeldern wie Arbeit und Beruf.

Angesichts des Standes der soziologischen Wirtschaftsforschung ist das absurd. Im Grunde genommen verstößt es gegen das Gebot der Wissenschaftsorientierung von Bildung, wenn den Lernenden der soziologische Zugang zu Wirtschaft systematisch vorenthalten wird.

Allerdings hat sich die organisierte Soziologie in den vergangenen zwei Jahrzehnten hier auch nicht gerade nach vorne gedrängt. So ging beispielsweise der wirtschaftssoziologische Boom bislang an Lehrplänen und Unterricht spurlos vorüber, während dort wirtschaftswissenschaftliche Inhalte expandierten.

Führt man sich die soziologische Forschung zu einschlägigen wirtschaftlichen Themen vor Augen, kann man sich über die soziologische Bescheidenheit gegenüber der ökonomischen Bildung nur wundern. Basales Wissen beispielsweise aus Wirtschafts- und Organisationssoziologie, Arbeits- und Industriesoziologie, Arbeitsmarkt- und Unternehmenssoziologie, Geld- und Finanzmarktsoziologie, Soziologie der Sozialpolitik, Konsum- und Umweltsoziologie, Technik- und Innovationssoziologie gehört in den Kanon einer allgemeinen ökonomischen Bildung, die über Wirtschaft informieren und aufklären will.

Selbstverständlich kann und soll in den Schulen soziologisches Wissen und Können das wirtschaftswissenschaftliche nicht schlicht ablösen. Über Inflation und Geldpolitik, Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung und Konjunkturpolitik oder die Techniken des betrieblichen Rechnungswesens hat die Soziologie nur wenig für die Schule Brauchbares zu sagen. Eine Verdrängung des ökonomischen Imperialismus durch einen soziologischen würde jedenfalls den Lernenden nicht nutzen.

Was die Soziologie aber rasch angehen sollte ist eine Aufkündigung des stillschweigenden Einverständnisses, dass die Wirtschaft in der Schule den Wirtschaftswissenschaften gehört. Ohne eine starke Stellung der Soziologie in den Schulen kann man Wirtschaft nicht angemessen verstehen. Ohne soziologisches Wissen über Wirtschaft bleibt man als Arbeitnehmerin, Selbstständige, Konsumentin, Investorin, Bürgerin oder Aktivistin schlecht informiert, auch über sich selbst. Das hemmt auch die wirtschaftliche und politische Handlungsfähigkeit.

Als Disziplin hat allerdings die Soziologie eben so wenig einen Anspruch auf einen Platz in der Stundentafel und den Lehrplänen wie die Volkswirtschaftslehre oder irgendeine andere Disziplin. Der einzige Grund, der ihr den legitimen Zugang zur Schule verschaffen kann, ist ihr besonderer Beitrag zur Bildung der Kinder und Jugendlichen. Was soziologische Bildung heute heißt, das sollte sie öffentlich offensiv kommunizieren. Zu Public Sociology gehört nämlich auch die öffentliche Bildung.

5 Gedanken zu „Ökonomische Aufklärung durch soziologische Bildung“

  1. Und was wären die konkreten Inhalte, die Ihrer Meinung nach unbedingt in der Schule gelehrt werden müssten? Ich will – als Soziologe – ja gerne glauben, dass unsere Disziplin Fundamentales zum Verständnis der Wirtschaft beigetragen hat, allerdings kann ich beim besten Willen den „Fortschritt“ der Wirtschaftssoziologie nicht derart positiv bewerten. Zudem: Vieles in der sogenannten Wirtschaftssoziologie entspricht mehr oder weniger der Alltagsintuition der meisten Menschen, wohingegen die grundlegende Konzepte der VWL kontraintuitiv sind und Schülern ernsthaft gelehrt werden müssen, damit sie späterhin keinen wirtschaftlichen Versprechungen aus Wolkenkuckucksheim aufsitzen.

    Und weshalb sprechen Sie von „ökonomischen Imperialismus“ anstatt verbal etwas abzurüsten?

  2. Vielleicht sollte es in allgemeinbildenden Schulen ja nicht um eine Vermittlung der fortschrittlichsten Konzepte und Methoden gehen, sondern eher um eine etwas andere Sicht auf bekannte wirtschaftliche Phänomene. Der letzte Kommentator schreibt: „Vieles in der sogenannten Wirtschaftssoziologie entspricht mehr oder weniger der Alltagsintuition der meisten Menschen“. Dies sehe ich nicht so. Die Alltagsintuition ist doch auch maßgeblich durch das geprägt, was durch Medien und Bildungseinrichtungen vermittelt wird. Und hier hat eine an der Neoklassik ausgerichtete Beschwörung von Marktkräften ihr Werk getan.

    Konkrete Themen zu finden sollte nicht allzu schwer fallen. Zum Beispiel Eigentum: Das Wissen um verschiedene Eigentumsformen wird wohl nicht auf den ersten Seiten ökonomischer Lehrbücher vermittelt. Dort findet man eher „olle Kamellen“ wie den Gegensatz zwischen Marktwirtschaft (Kapitalismus?) und Zentralverwaltungswirtschaft. Andere Eigentumsformen, neben dem Privateigentum, wie Gemeineigentum oder Genossenschaftseigentum und ihre historische Entwicklung werden eher stiefmütterlich oder gar nicht behandelt. Dabei ist das Thema gerade im Zusammenhang mit gegenwärtigen gesellschaftlichen Wandlungsprozessen relevant, man denke nur an Bürger-Genossenschaften im Rahmen der Energiewende.

    Was wären denn umgekehrt „wirtschaftliche Versprechungen aus dem Wolkenkuckucksheim“, denen mit etwas soziologischer Aufklärung begegnet werden könnte? Mir fällt ein: das Versprechen auf stets wachsenden Wohlstand durch immerwährendes Wachstum (kann man Wohlstand besser ökonomisch oder soziologisch bestimmen?); das Versprechen auf eine Verringerung sozialer Ungleichheit durch immerwährendes Wachstum; das Versprechen auf eine Lösung ökologischer Probleme ohne eine Thematisierung gesellschaftlicher Naturverhältnisse usw. usf.

  3. „Die Alltagsintuition ist doch auch maßgeblich durch das geprägt, was durch Medien und Bildungseinrichtungen vermittelt wird. Und hier hat eine an der Neoklassik ausgerichtete Beschwörung von Marktkräften ihr Werk getan.“
    Dann haben sie ihr Werk sehr schlecht getan. Der Großteil der Öffentlichkeit ist bei Themen wie Freihandel nicht im Entferntesten in Übereinstimmung mit dem ökonomischen Konsens. Darüber hinaus ist selbst das Vertrauen in grundlegende Ideen wie das Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage sehr gering. Ich weiß wirklich nicht, weshalb Soziologen diese phantastische Vorstellung entwickelt haben, die „Neoklassik“ sei irgendwie im Denken der breiten Masse verankert. Wenn die bösen „Neoliberalen“ (wird ja zumeist mit ökonomischer Theorie gleichgesetzt) wirklich so viel Macht und Erfolg hätten, sähe die Welt anders aus. :-)
    „Immerwährendes Wachstum“ ist ein großartiges Beispiel zur Stützung meiner These: Wenn man Leute auf der Straße oder Soziologiestudenten in einem beliebigen Seminar fragt, wird die Intuition der überwiegenden Mehrheit sein, dass Wachstum Grenzen haben muss, weil schließlich unsere materiellen Ressourcen begrenzt sind. Deswegen kennen mehr Leute die Thesen des Club of Rome als Theorien von Hayek oder Julian L. Simon (letzterer speziell zur Ressourcenknappheit). Die Position, dass technischer Fortschritt, bessere Informationsnutzung und dergleichen Wachstum trotz begrenzter materieller Ressourcen ermöglichen könnten, IST kontraintuitiv. Es wäre wichtig, diese Ideen in der Schule wenigstens zu diskutieren, wenngleich ich nicht glaube, dass es bereits geschieht.
    Auch was die Versorgung mit Rohstoffen angeht, berichten Zeitungen alle paar Jahre über den drohenden „peak oil“, die kommende Knappheit der seltenen Erden und was weiß ich noch. Die Möglichkeit, dass Knappheit und erhöhte Preise zum einen den Anreiz erhöhen, neue Rohstoffquellen zu erschließen, zum anderen Innovationen begünstigen, welche letztlich die Substitution durch andere Stoffe ermöglichen, wird – trotz ihrer Einfachheit – von der überwältigenden Mehrheit nicht einmal in Betracht gezogen. Die Wirtschaftssoziologie dagegen gibt dagegen häufig Gemeinplätze in komplizierter Ausdrucksweise wieder und ist daher intellektuell weniger herausfordernd.
    Zu Eigentumsform: Dazu sollte zunächst festgehalten werden, dass sich die Literatur im Bereich „Recht und Ökonomik“ (Law and Economics) durch einen Reichtum interdisziplinärer Zusammenarbeit zwischen Ökonomen und Rechtsgelehrten auszeichnet, von denen die Wirtschaftssoziologe (und Rechtssoziologie) nur träumen kann. Ökonomen haben, auch durch historische Studien, sehr zum Verständnis der Entwicklung verschiedener Formen von Eigentumsrechten beigetragen. Zudem gibt es zentrale theoretische Konzepte – Externalitäten, öffentliche Güter, Clubs etc. – welche es ermöglichen, das Verhalten von Menschen in verschiedenen Eigentumsarrangements zu analysieren. Braucht man dazu Soziologie?*
    Die sich anschließende Frage ist, inwiefern es notwendig ist, das in der Schule zu lehren. Schüler sind dumm, sie benötigen ein wirklich basales Grundverständnis der Materie. Ich sehe nichts Verwerfliches darin, ihnen zunächst näherzubringen, welche Anreiz- und Koordinationsprobleme mit extremen Formen des Gemeineigentums verbunden sind. Angesichts der grauslichen Realität des real existierenden Kommunismus sowie der oben angedeuteten (ich würde sagen: gefährlich) intuitiven Plausibilität bestimmter „unökonomischer“ Denkweisen ist es wohl notwendig, dort zu beginnen.
    *Glücklicherweise gibt es Soziologen, welche zu diesem interdisziplinären Unterfangen beitragen, allerdings dürfen die sich nicht „Wirtschaftssoziologen“ nennen, weil dieser Begriff durch Angehörige einer bestimmten Tradition monopolisiert ist. ;-)

    1. Wir entfernen uns in der Diskussion etwas vom ursprünglichen Thema der Einbindung soziologischen Wissens in schulische Lehrpläne. Nichtsdestotrotz einige Anmerkungen zu den vorhergehenden Ausführungen.
      „Wenn die bösen „Neoliberalen“ (…) wirklich so viel Macht und Erfolg hätten, sähe die Welt anders aus.“ Leider tut sie das aber nicht. Wären ansonsten die vielzitierten Trends der Privatisierung, der Deregulierung und der Liberalisierung reine Fiktionen? Oder könnten wir in vielen Bereichen wie dem Bildungswesen, dem Gesundheitswesen, dem öffentlichem Transportwesen keine Zunahme marktförmiger Akteure wahrnehmen? Mir scheint vielmehr, dass eine seit Thatcher und Reagan eingeleitete Umsetzung der Ideen des schon erwähnten F.A. von Hayek durchaus „erfolgreich“ war. Insofern scheint mir die Position der „bösen Neoliberalen“ gar nicht so schlecht zu sein, wie befürchtet.
      Es mag zwar sein, dass die „Grenzen des Wachstums“ sich einer gewissen Bekanntheit erfreuen. Aber was folgt daraus? Dass alle, die das Buch nicht nur kennen, sondern auch gelesen haben, ihren privaten Ressourcenverbrauch reduziert haben? Schön wär’s. Wurde nicht vor kurzem durch eine Studie des BMUB (ich hoffe hier irre ich mich nicht) aufgezeigt, dass Ressourcenverbrauch in erster Linie mit dem Einkommen korreliert und nicht mit ökologischer Einstellung? Auch dass die Vorstellung eines technologiegetriebenen Green-Growth kontraintuitiv sein soll, erschließt sich mir nicht. Das Konzept des Green-Growth suggeriert ja gerade, man müsse an gängigen Konsummustern und Lebensentwürfen nichts ändern. Allerdings stimme ich natürlich zu, dass auch dieser Ansatz in Schulen diskutiert werden sollte.
      Der nächste Punkt zeigt wieder auf, wie unterschiedlich man Dinge wahrnehmen kann. Das Statement „Die Möglichkeit (…) wird – trotz ihrer Einfachheit – von der überwältigenden Mehrheit nicht einmal in Betracht gezogen.“, ist eine reine Behauptung. Ich finde es umgekehrt weiterhin erstaunlich, dass ein einfacher Sachverhalt wie die Endlichkeit von Ressourcen (und Senken – man denke an die Luftqualität chinesischer Großstädte) für am ökonomischen Denken Geschulte so viele Schwierigkeiten bereitet. Die Hoffnung auf ein immerwährendes „Wachstum trotz begrenzter materieller Ressourcen“ wartet leider immer noch auf ihre empirisches Bestätigung.
      Zum Eigentum: Arbeiten wie die Elinor Ostroms über „commons“ gehören weiterhin nicht zum ökonomischen Mainstream, trotz des Nobelpreises. Mittlerweile ist ja sogar von „heterodoxer Ökonomie“ die Rede, um die Einseitigkeit des in Deutschland Gelehrten zu unterstreichen. Insofern würde man Schüler „dumm“ (in ihrem Sinne?) lassen, wenn man ihnen keine Kenntnisse über andere Eigentumsarten vermitteln würde, als Privateigentum. Dumm würden sie ebenfalls bleiben, wenn sie kein Wissen darüber hätten, dass die Durchsetzung bestimmter Eigentumsformen nicht nur anhand friedlicher Marktkräfte vonstatten ging, sondern mit Krieg und Gewalt verbunden war. Schön zu lesen ist ja immer noch das 24. Kapitel über die „ursprüngliche Akkumulation“ im 1. Band von Marx‘ Kapital (kann man so etwas in der Schule lesen?); einschlägig sind natürlich auch gegenwärtige Prozesse der Enteignung und Inwertsetzung.
      Zuletzt: Bemerkenswert finde ich die Sicht auf gesellschaftliche Machtverhältnisse. Bestimmte Soziologen sollen die Macht haben, eine Berufsbezeichnung „Wirtschaftssoziologe“ zu monopolisieren. Die berufsständischen Vorteile würde ich doch eher gering veranschlagen. Mir ist dieses Monopol neu, aber vielleicht kennt es ja noch jemand.

  4. Soziologie als Bildungswissenschaft!?????

    Bei diesem postmodern-relativistischen Umgang mit Begriffen sträuben sich einem aristotelisch beeinflussten Soziologen die Haare.

    1.) Wissenschaft
    Es hat mir noch immer kein akademischer Soziologe erklären können, worin die Wissenschaftlichkeit unseres Fachs besteht.
    Die DGS und Gerhard Wagner haben eindrücklich bestätigt, dass es kein wissenschaftstheoretisch-methodologisches und theoretisches Fundament der Soziologie gibt.
    Der sinnvolle entdeckungstheoretische Pluralismus wird zu einer absurden begründungstheoretischen Pluralismusideologie hochstilisiert.
    Die Soziologie ist mit ihren endlosen Textproduktionen literarisch erfolgreich, stimmt!
    Und natürlich ergeben sich in diesen postmodernen Textproduktionen auch zufällige Annäherungen an objektive Wahrheiten und Wirklichkeiten, die sie als „Wissenschaft“ im Gegensatz zu Searl’s Sozialontologie und Realismus sozialkonstruktivistisch als nicht vorhanden ablehnt.

    Wissenschaft fängt da an, wo man begründen kann, „WARUM“ ein Text sich einer objektiven sozialen Wirklichkeit und Wahrheit annähert, mit guten Erklärungen, nachlesbar bei Deutsch, D. 2011: The Beginning of Infinity. Explanations that transform the world. New York: Penguin.

    Das hat der methodologische Individualismus zwar versucht, ist aber an seinem eigenen wissenschaftlichen Anspruch gescheitert, weil er die Wirkung von sozialen Strukturen mit diesem Ansatz nicht plausibel begreifen kann (s. Bühl, Walter L. 2000: Das kollektive Unbewusste in der postmodernen Gesellschaft. Konstanz: UVK)

    Die Systemtheorie landet mit ihrem operativen Konstruktivismus, ihrem interaktionistisch angelegten Strukturverständnis und ihrer Ablehnung eines „alteuropäisch-kausalen“ Zugangs zu sozialen Prozessen und Strukturen in einer komplexitätsideologisch begründeten, metatheoretischen Willkür und Beliebigkeit.

    Heuristisch bleibt sie natürlich auch für eine sozialrealistisch-wissenschaftliche Soziologie anregend.

    2.) Bildung
    Die emotional-ideologisch motivierten, sozialkonstruktivistischen Textproduktionen haben im Rahmen der medial-wissenschaftlichen Manipulation der Masse/Mehrheit eine teilweise dramatische Wirkung auf die Gesellschaft.

    Massenbildung und Bologna sind maßgebliche, unreflektierte Wirkungen der sozialkonstruktivistischen Postmoderne und der liberalistisch-sozialistischen Ideologie, die wiederum die Wirkung haben, das Denken demokratisch abzuschaffen, wie Slavoj Zizek richtig konstatiert.

    Um nicht wie die „Kritische Theorie“ in der Negation verantwortungslos pseudohegelianisch stecken zu bleiben oder zu einer narzisstischen Onanie für unwissenschaftliche „Intellektuellen-Idioten“ (Nassim Taleb) mit verheerenden Wirkungen zu verkommen, bietet die sozialrealistisch-wissenschaftliche Soziologie Zugänge zu objektiven sozialen Strukturen und Prozessen (Hintergründe sind in meinen Artikeln in „soziologie heute“ und in meinem Blog nachlesbar).

    Ein Beispiel aus meinem Blog z.B. zu der Differenz von Markt und Kapitalismus, die weder von Liberalisten noch Sozialisten begriffen wird:

    „Eine WISSENSCHAFTLICHE Soziologie, die ich in meiner „Soziologie des Unbewussten“ und in meinem „methodologischen Strukturalismus“ skizziere und die sich auf die Entstehung von STRUKTUREN und auf deren WIRKUNG auf die VerhaltensVERTEILUNGEN konzentriert, geht von folgenden Hypothesen aus:

    1.) Ein Markt ist eine evolutionär entstandene, dezentrale STRUKTUR, die als STRUKTUR die VerhaltensVERTEILUNG der Menschen in ihrem wirtschaftlichen Verhalten determiniert und DAMIT Wohlstand und die optimale Verteilung knapper Güter und Dienstleistung URSÄCHLICH schafft. Soziologisch führt der Vergleich mit einer bürokratisch organisierten PLANwirtschaft historisch und systematisch zu einer eindeutigen Schlussfolgerung in dieser Hinsicht.

    2.) NICHT das individuelle Verhalten der Menschen ist die Primär-Ursache für diese wirtschaftlichen Prozesse, sondern die soziale STRUKTUR, der Markt.

    3.) Aufgrund der SOZIALEN Prozesse, die die Basis für die wirtschaftlichen Prozesse des Marktes bilden, tendiert JEDER Markt dazu, zu einer imperialistisch-kapitalistischen STRUKTUR zu degenerieren, die die immensen Vorteile des dezentral angelegten Marktes pervertiert und zu eine IDEOLOGIE des Marktes mutiert.

    4.) Die sozialen Prozesse, die dazu führen, dass aus einem genialen Verteilungs- und Entdeckungsmodell (v. Hayek) ein ideologisches Manipulationsinstrument, der Kapitalismus als IDEOLOGIE, wird, beruhen, wie alle SOZIALEN Prozesse, auf der Dominanz von Macht und Gewalt in physischer und psychischer Hinsicht.

    Beispiele: 
    a) Auf einer Kaffeefahrt wird einer alten Dame von einem genialen Verkäufer eine Decke, die einen normalen MARKTwert von 5 € hat, für 200 € verkauft. Hier bestimmen NICHT Angebot und Nachfrage den Preis, sondern die Fähigkeit des Verkäufers, massiv PSYCHISCH zu manipulieren.

    b) Zentralistische Werbung mit Milliarden-Aufwand manipuliert die Nachfrage durch die Manipulation des UNBEWUSSTEN der Konsumenten. Der „Marlboro-Mann“ und die Tabak-Industrie schaffen es z.B., das archetypische SYMBOL der Freiheit genial zu benutzen und in den „Genuss“ des Glimmstengels zu projizieren, der FREIHEIT zur systematischen „Freiheit“ der Selbstverstümmelung pervertiert. Wenn das kein Beweis für die Magie und Gewalt der archetypisch fundierten Werbung ist, was dann??

    c) Zölle verhindern den dezentralen, gleichberechtigten Zugang von Billiganbietern zu Weltmärkten und damit eine marktgerechte Entwicklung von weltweitem Angebot und weltweiter Nachfrage.

    d) Zentralbanken steuern zentralistisch den Geld- und Kapitalmarkt über den Zins-Mechanismus und deformieren damit systematisch den Markt für die Finanzierung der REALwirtschaft zugunsten einer absurden kapitalistischen KAPITALwirtschaft, die über den Zinseszins einen WachstumsZWANG verursacht, der exponentiell und selbstzerstörerisch ist.

    Wer diese SOZIOLOGIE der STRUKTUREN zu Ende denkt, erkennt, dass nur die aktive GESTALTUNG SOZIALER Prozesse und STRUKTUREN die Probleme lösen kann, die ansonsten offensichtlich in einen GESELLSCHAFTLICHEN Abgrund führen.

    Märkte ohne die aktive Gestaltung der SOZIALEN STRUKTUREN und Prozesse (nicht der Inhalte, nur flächendeckende VERbote sind in Ausnahmefällen sinnvoll) durch einen starken MINIMALstaat werden durch strukturelle und individuelle Macht/Gewalt (physisch und psychisch) zur zentralistisch kontrollierten und manipulierten Ausbeutung der Masse/Mehrheit missbraucht.

    Nur eine WISSENSCHAFTLICHE Soziologie in dem angedeuteten Sinn, die soziale STRUKTUREN und ihre WIRKUNGEN begreift und erklärt, kann in einer medial-wissenschaftlich manipulierten und VERblödeten WIRKLICHKEIT aus der Sackgasse, in die die Zivilisation geraten ist, herausführen, natürlich verbunden mit entsprechenden sozialen/politischen Prozessen, die auf Macht/Gewalt (psychisch und physisch) beruhen.“

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