Unsere Universität macht regelmäßig Gesundheitstage, durch die wir lernen sollen, wie wir Stress reduzieren und eine bessere Work-Life-Balance herstellen. Insbesondere soll unser Bewusstsein für mehr Bewegung und gesünderes Essen gestärkt werden, um z.B. Adipositas, Diabetes und anderen ernährungsbedingten Krankheiten vorzubeugen.
Nun muss ich sagen: Ich esse gerne und weiß auch ziemlich genau, wie eine gesunde Ernährung aussieht – und vor allem, was ich besser nicht essen sollte (z.B. fettreiche Ernährung, billiges Pressfleisch und generell Fertiggerichte). Ich esse übrigens die Dinge, die ich essen soll (vor allem Salat und Gemüse) ziemlich gerne.
Ich habe aber ein Problem: Wie die meisten typischen Deutschen ist bei mir das Mittagessen die Hauptmahlzeit, d.h. ich möchte gerne eine warme Mahlzeit zu mir nehmen – möglichst schmackhaft, möglichst stressfrei in möglichst angenehmen Ambiente und am liebsten in Gesellschaft.
Mein zweites Problem ist, dass ich – wie praktisch alle Erwerbstätigen, Kindergartenkinder, Schüler, Studierenden, Reisenden, Bewohner von Altenheimen, Pflegeheimen, Krankenhäusern, Gefängnissen usw., also vermutlich wie die meisten Deutschen, die nicht alleinlebender Rentner oder Hausfrau sind – mittags nicht zu Hause bin und mir deshalb nicht selbst kochen kann. D.h. selbst wenn ich (allen vorgestern erläuterten Anreizen und Rahmenbedingungen zum Trotz) tatsächlich qualitativ hochwertiges Essen im Lebensmittelhandel kaufen könnte, bringt mir das gar nichts:
Entweder muss ich zu Mittag etwas Mitgebrachtes essen – das ist dann aber kalt, was meiner persönlichen Vorstellung von einer ordentlichen Hauptmahlzeit widerspricht. Ok – wir haben neuerdings auf unserem Flur eine Mikrowelle, d.h. ich könnte tatsächlich etwas warm machen. Nur leider hat unsere Universität bei der Planung des Gebäudes den Pausenraum vergessen, d.h. ich könnte meine aufgewärmte Tupper-Schüssel über meiner Laptop-Tastatur leerschaufeln, was einige Leute bei uns machen, was aber meiner persönlichen Vorstellung von einem stressfreien und angenehmen Ambiente widerspricht.
Damit bleibt mir nur eine andere Möglichkeit:
Ich bin auf den sog. „Außer-Haus-Konsum“ angewiesen. Gemeint sind Mensen, Kantinen, Cafeterien, Gaststätten und Imbissbuden. Neben dem Lebensmittelhandel sind sie der zweite wichtige Vertriebsweg von Lebensmitteln auf dem Weg zum Produzenten zum Verbraucher.
Und hier sind wir bei zwei Punkten, die mich immer gewundert haben:
Erstens leisten gerade diese Vertriebe des Außer-Haus-Konsums sicher keinen unerheblichen zu sinkenden Lebensmittelpreisen. Dass Gaststätten unter einem gewissen Preisdruck stehen, verstehe ich ja noch. Aber Mensen und Kantinen könnten doch einfach was Anderes kochen – bei uns zumindest gibt es immer Pressfleisch, dafür aber Dosengemüse. Es müsste doch möglich sein, große Mengen gesunde und günstige Produkte mit hohen Anteilen an frischem Gemüse herzustellen! Ich war z.B. einmal in einer Kantine in Italien, und dort gab es einfach Pasta mit frischer Tomatensauce. Das war sehr lecker und auch nicht teurer als das blöde Pressfleisch.
Zweitens wäre das hinsichtlich der Vermeidung von ernährungsbedingten Krankheiten tausendmal effizienter, als zu versuchen, mich als Verbraucherin davon zu überzeugen, dass ich mich gesünder ernähren müsse. Es wäre praktisch auch wesentlich leichter umzusetzen, weil wesentlich weniger Kochende (nämlich v.a. die der Mensen und Kantinen) davon überzeugt werden müssten, anders zu kochen, als wenn man beim Endverbraucher ansetzt. Sinnvoll wären übrigens auch aus demselben Grund flächendeckende Schulkantinen mit warmen Mittagessen.
Ich bin auch ziemlich überzeugt davon, dass das ankommen würde. Als ich noch in Eichstätt gearbeitet habe, wurde in der dortigen Mensa eine Salatbar eingeführt – die war immer ratzekahl leergegrast. (Das funktioniert natürlich nur, wenn man das nicht so macht wie die Cafeteria in unserem alten Gebäude, die wir zum Glück los sind – die haben immer die Essensreste vom Vortag unter den Salat gemischt – „weil sich die Leute sonst so viel nehmen würden“!)
Und wenn jetzt wieder jemand mit den Kosten kommt – ich bin mir ziemlich sicher, dass – wenn man das sauber durchrechnen würde – volkwirtschaftlich gesehen etwaige Zuschüsse zu Großküchen wesentlich günstiger wären als die den Krankenkassen entstehenden Kosten aus Krankheiten infolge von schlechter Ernährung.
wenn wir schon ein bisschen aus dem nähkästchen plaudern und die tu berlin – mensa in einem schlechten licht darstellen wollen, sollte nicht unerwähnt bleiben, dass die kernzeit von mensen häufig schon um 14 uhr beendet sind (im alten fr-gebäude konnte noch bis 16 uhr salat und pommes (!) erworben werden). darüber hinaus sah es nicht überall aus, wie bei starbucks mit weniger sitzplätzen als in der nicht-renovierten hauptmensa (dafür nun aber endlich mit steckdosen in den geschwungenen tischen).
das konzept der freien universität mit einer vegetarisch-veganen mensa sollte hierbei vielleicht auch nicht unerwähnt bleiben. dass es für veganer*innen an der tu berlin häufig bei kartoffeln mit soße bleibt ist schade, auch wenn immer wieder die von ihnen angesprochenen spezial-wochen durchgeführt werden, an denen menschen für 5 tage eine andere esskultur nähergebracht werden soll, nur um dann wieder den rest des semesters die gleichen langweiligen gerichte zu präsentieren.
glücklicherweise gibt es aber orte, an denen noch selbst gekocht wird. auch an universitäten zwischen den veranstaltungen. dass die dafür benötigten räumlichkeiten häufig bei planungen vernachlässigt werden (pausenräume, entspannungsflächen, sitzgelegenheiten, freiräume, etc.) ist schade.