Alles nur Show? Neuartige Formen der Wissenschaftskommunikation

Ein Blog ist eine harmlose Variante. Im Verhältnis zu anderen, neuartigen Kommunikationsformen bietet er so viel Inhalt an, wie der Autor es wünscht. Auch ist die Darstellung nicht zwangsläufig populär, unterhaltsam oder witzig. Leider, mögen manche denken. Und das ist wohl auch der Grund, warum Discussions-Dinner, Disko-tieren und Science-Slam im Vormarsch sind.

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Zweite Tagung der Sozialwissenschaftlichen Dienstleistungsforschung – CfP

„Tertiarisierung der Gesellschaft: Beiträge der sozialwissenschaftlichen Dienstleistungsforschung zur Analyse gesellschaftlicher Entwicklungen“ lautet der Tagungstitel. Die Initiative Social Science Research lädt damit zu einer Kontroverse darüber ein, inwiefern sich die Entwicklung von Dienstleistungen und gesellschaftliche Wandlungsprozesse gegenseitig beeinflussen.

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Care goes public

Die Initiative „Care.Macht.Mehr“ startet eine Unterschriftenkampagne für ein Care-Manifest für Deutschland, Österreich und die Schweiz. Damit überschreiten die Autor_innen bewusst die Grenze ausschließlich wissenschaftlich motivierter Publikationen. Sie verfolgen das Anliegen, aus der diagnostizierten Care-Krise mit dem Hinweis auf die Notwendigkeit neuartiger Strukturen der Sorge und Versorgung in die Öffentlichkeit zu wirken und für das Thema zu sensibilisieren. Das geschieht im Sinne neuer Überlegungen auch in der DGS in Bezug auf eine „Öffentliche Soziologie“.

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CARE!

Die Westfälische Rundschau titelt heute etwas skandalisierend „Deutschland droht Pflege-Katastrophe“. NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) greift das drängende Thema nicht zufällig in der Zeit der Sondierungsgespräche möglicher Regierungsparteien auf. Die Botschaft: Für ein menschenwürdiges Leben braucht eine alternde Gesellschaft tragfähige Reformen der Pflege und zwar schnell. Doch das reicht nicht, wissen Forschende in den Sozialwissenschaften schon länger.

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Das Religiöse am Spitzensport

Staunen und Respekt löst es aus, wenn jemand in ungünstiger Lage nicht aufgibt, sondern alles daran setzt, das Blatt zu wenden und schließlich damit Erfolg hat. Gut zu beobachten war das letzte Woche beim Mehrkampf-Wettbewerb der Turner-WM. Medaillenanwärter und Reckspezialist Fabian Hambüchen war schlecht gestartet. Nach der Übung am Seitpferd war er Letzter der 24 Teilnehmer. Doch dann begann seine Aufholjagd, Hambüchen setzte auf Risiko und arbeitete sich Station für Station nach vorne: auf Platz 17 nach den Ringen, auf Platz zehn nach dem Barren usw. Am Ende wurde es der Bronze-Rang. Ein solcher Verlauf ist nicht nur spannend anzusehen, sondern berührt den Betrachter.

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Freiheit aushalten!

Man mag die Frage für banal halten, wie der Ausgang der deutschen Bundestagswahl zu verstehen ist, welche Haltungen und Deutungsmuster sich darin ausdrücken. Die Verlust-Parteien jedenfalls nehmen ihn zum Anlass für Kurswechsel und neue Weichenstellungen, die in Zukunft die Entscheidungsspielräume der Bürger mit beeinflussen werden. Auch scheint „politische Bildung“, wie es im Kommentar von „Meta“ anklingt („leider“), einen Beitrag einzustufen als unerheblich, nicht pointiert oder zu zurückhaltend. Im Studium der Sozialen Arbeit herrscht ein anderes Verständnis von politischer Bildung vor. Hier ist sie elementare Voraussetzung für die Analyse der Lebensbedingungen verschiedener Gruppen, die zur Klientel Sozialer Arbeit werden können, sowie der Handlungsmöglichkeiten in der Berufspraxis. Politische Bildung geht hier einher mit der Bildung zur politisch denkenden und handelnden Persönlichkeit und ist insofern politische Soziologie. Ein auf Wirtschaftsliberalität oder Nationalliberalität verengtes Verständnis von Freiheit, worum es im letzten Beitrag ging, ist sowohl den gesellschaftlichen Gestaltungsspielräumen als auch dem professionellen Handeln als Sozialarbeiter abträglich.

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Deutschlands neue APO

Außerparlamentarische Opposition (APO), das klingt nach langen Haaren und dem Duft von Marihuana, nach Sitzblockade und teach-in, nach Wohngemeinschaft und Gruppensex. Ganz anders die neuen außerparlamentarischen Kräfte. Im Erscheinungsbild das Gegenteil davon sind die beiden Großgruppen, die seit der Bundestagswahl gestern draußen vor den Türen des Parlaments ihre Vorstellungen von einer besseren Bundesrepublik Deutschland ins Gespräch bringen müssen.

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Welche Leistung zählt?

Zählt eine neue Bestzeit über 400m? Oder gilt sie als Leistung nur, wenn sie für die Nationalmannschaft errungen wurde, nicht aber beim Seniorensport? Zählt auch die Leistung des Trainers nur, wenn sie beruflich statt ehrenamtlich erfolgt, am besten in einer Profisportart, die von börsennotierten Unternehmen getragen wird? Die Reinigungskraft auf einer Autobahnraststätte leistet etwas. Dafür erhält sie eine geringe Entlohnung. Sie erhält Gegenleistungen in Form von Arbeitslosengeld, wenn sie arbeitslos wird und wenn sie zuvor sozialversicherungspflichtig beschäftigt war. Putzen zuhause zählt nicht. Die eigenen Kinder zu erziehen, ist seit jüngstem eine Leistung im Sinne des Sozialgesetzbuches. Jedenfalls für einige Monate und als Ersatz für zuvor verdientes Einkommen. Als normgerechte Leistung gilt Kindererziehung immer dann, wenn sie für fremde Kinder verrichtet wird, also in einem Erwerbsverhältnis stattfindet. Leistung für andere stiftet Sinn, aber muss sie auch Wert haben, um zu zählen, um anerkannt zu sein und um Gegenleistungen zu rechtfertigen?

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(866 + 338 + 215) / 14 = { }

Fachhochschullehrer ist ein Traumberuf. Wer gerne lehrt, wer komplexe Inhalte vom Gegenstand her denken und daher exemplarisch vertiefen sowie praxisnah erarbeiten mag, wer mit steigenden Mengen von Studierenden in Kontakt treten und den Kontakt respektvoll und mit Interesse am Einzelnen gestalten kann, wer an seinem Fach und seinen Themen die Lust auch dann nicht verliert, wenn er selbst nicht mehr dazu kommt, grundlegende Werke zu verfassen, wer auch kleinere Forschungsprojekte, zumal von der Praxis angestoßen, nicht unrühmlich findet, wer zudem Begutachtungen und Arbeit in Ausschüssen und Kommissionen nebenher erledigen und dabei schließlich für seine übrigen, außerberuflichen Interessen und Notwendigkeiten das gewünschte Quäntchen Zeit freihalten kann – für den ist alles in bester Ordnung. Wochen- und monatelang.

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Wenn es so einfach wäre

Freiheit und Gleichheit als ideale Beschreibung einer Gesellschaftsordnung, wer möchte da nicht einstimmen? Nun ist aber der soziologische Blog keine Plattform für das politische Plädoyer, sondern für die Analyse der Ausdrucksformen sozialer Wirklichkeit und Verhältnisse. Visionen bedürfen daher einer differenzierten Herleitung. „Wenn es so einfach wäre“ weiterlesen

Neulich in Bern

Die Schweiz gehört im Allgemeinen ebenso wie Deutschland nicht zu den Ländern mit einer ausgeprägten sozialen Mobilität. Auch ist Bern im Speziellen nicht bekannt für seine avantgardistischen Programme zur Förderung benachteiligter Sozialmilieus. Sondern hier wie dort begründen soziale Bewegungen Veränderungen vor Ort, bergen Gestaltungsoptionen, die mehr oder weniger aggressiv in die Tat umgesetzt werden, oft auch scheitern. „Neulich in Bern“ weiterlesen

Kommentare, Kritik und die Formen der Wissenschaftskommunikation

In den kommenden Tagen werde ich an einer großen internationalen Konferenz teilnehmen. Weil ich währenddessen auch sehr viele Aufgaben übernehmen muss, werde ich mich auch an den letzten Tagen meines Blogs nicht mehr besonders aktiv beteiligen können. Kommentare, die dann noch eingehen, werden deswegen vorläufig unbeantwortet bleiben müssen (oder verspätet beantwortet). Das ist vermutlich auch kein sehr großes Versäumnis, denn trotz eines vielversprechenden Beginns hielt sich das Kommentieren dieses Blogs in sehr engen Grenzen. Die Befürchtung, dass das Theorieblog im Sommerloch nicht die Form annehmen würde, die ich mir erhoffte, hatte ich ja schon mit meinem ersten Blogbeitrag (aber erst nach meiner Zusage an die DGS) geäußert. Die schrumpfende Zahl an Kommentaren mag an meinen Themen liegen. Wenn man jedoch die Beiträge und die Kommentare des Sozblog  Revue passieren lässt, dann fällt auf, dass die Beiträge zwar von einer relativ hohen Zahl an Besuchern angeklickt werden, aber relativ wenig kommentiert werden. Wer wissenschaftliche Vorträge hält, wird dieses Muster kennen. Nicht nur als Missverhältnis zwischen Publikum und Fragen, sondern, zuweilen, auch als Missverhältnis zwischen dem Ziel des Vortrags und dem, was gefragt wird. So unähnlich die technischen Formen und die medialen Formate sind, so weisen sie also eine gewisse Ähnlichkeit hinsichtlich der Art von Dialogizität auf – ein Thema, das, wie in einem früheren Blogbeitrag betont, gerade mit Blick auf die neuen Medien besondere Beachtung verdient.

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Macht Powerpoint schlau? Neue Formen der Wissenskommunikation.

Macht Powerpoint schlau? Neue Formen der Wissenskommunikation.

Die Medien haben sich sehr intensiv mit den Folgen von Powerpoint beschäftigt. Mittlerweile ist es zwar wieder ruhiger um Powerpoint geworden – vermutlich weniger, weil sich die Frage nach den Folgen erübrigt hat, sondern weil Powerpoint zu sehr zur Gewohnheit geworden ist. Als ich mir diese Frage erstmals laut um das Jahr 2002 stellte, wurde ich vor allem von technikbegabten Studierenden mit der Technik konfrontiert. Man mag sich kaum mehr erinnern, dass wir damals in Vorlesungen zuweilen nur gesprochene Worte verwendet haben. Die Begegnung mit Powerpoint warf deswegen die Frage auf, ob und was sich an den Vorträgen verändert. Daraus ist ein Forschungsprojekt entstanden, dessen Ergebnisse an verschiedenen Stellen veröffentlicht worden sind (Schnettler/Knoblauch 2007; Knoblauch 2013). Da die Frage nach Powerpoint sowohl die Rolle des Wissens, der Wissenschaft und der Kommunikation angeht (die ich in diesem Blog mehrfach angesprochen habe), möchte ich hier einige Befunde über die Forschung  zu Powerpoint in der für Blogs gebotenen Kürze anführen. Dafür aber habe wir ein Video, das der „frühe“ Roman Pernack noch als Student gemacht hat, indem er unser damaliges Projekt darstellt. Das Video findet sich hier.

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Warum kommunikativer Konstruktivismus?

Im letzten Blogbeitrag habe ich einige Missverständnisse des sozialen Konstruktivismus angesprochen. Dabei habe auch darauf hingewiesen, dass es daneben einige berechtigte Kritiken an diesem sozialtheoretischen Ansatz gibt. Diese Kritik ist der Grund für die Versuche zur Fortentwicklung dieses Ansatzes in Richtung auf das, was als „kommunikativer Konstruktivismus“ bezeichnet wird. Damit ist eine mittlerweile durchaus ansehnliche Bewegung gemeint, die unter anderem von Jo Reichertz (2010) mit seinem prägnanten Konzept der Kommunikationsmacht und, in einer „diskursiven“ Fassung, auch von Reiner Keller getragen wird (Keller, Knoblauch und Reichertz 2013). Ich möchte diesenen Ansatz hier etwas skizzieren, indem ich auch auf weitere Kritik des sozialen Konstruktivismus eingehe.

Wie kam es zum kommunikativen Konstruktivismus?

Das Wort kommunikativer Konstruktivismus hatte ich erstmals in meiner Habilitation verwendet, die im Frühjahr 1994 abgeschlossen wurde[i]; im Herbst desselben Jahres erschien auch ein Band zum 65-jährigen Geburtstag von Thomas Luckmann, den Sprondel (1994) den Untertitel  „Die Objektivität kommunikative Ordnungen und ihre kommunikative Konstruktion“ gab.

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Latours Popanz: Über Mißverständnisse des Sozialkonstruktivismus

Nachdem ich das letzte Blog der Empirie gewidmet hatte, um das auszuführen, was ich als „populäres Wissen“ fasse, möchte ich mit diesem Blogbeitrag an die Ankündigung erinnern, das Sommerloch zu nutzen, um theoretische Fragen anzusprechen. Bevor ich auf das in meinen Augen so wichtige Projekt des „kommunikativen Konstruktivismus“ eingehen möchte, will ich diesen Blogbeitrag nutzen, einige Bemerkungen zum Ausgangspunkt dieses zu Projektes machen: dem „Sozialkonstruktivismus“. Denn obwohl der „Sozialkonstruktivismus“ und vor allem seine „Kritik“ allgegenwärtig ist, scheint es sich dabei häufig um einen Popanz zu handeln.

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